Eine warme Nacht in Buenos Aires. Plötzlich wird's kalt. Es fängt an zu schneien. Wer sich im Freien aufhält oder am offenen Fenster steht, stirbt in Sekundenschnelle – denn dieser Schnee ist tödlich.
Wie überlebt man?
Eine Gruppe von Menschen überlebt, weil sie während des einsetzenden Flockentanzes im Keller Karten spielt. Als sie begreifen, was los ist, beginnt ihr Überlebenskampf. Mit einer sehr einfachen Frage: Was muss man tragen, um nicht an den fiesen Flocken zu sterben?
Die Antwort: Atemmaske, Kapuze für den Kopf und wasserdichte Klamotten, so dass kein Schnee auf die Haut kommt.
«The Eternaut» gilt als aufwändigste und erfolgreichste Serie Argentiniens. Das Besondere an der Serie ist der Umstand, dass sie über die Hälfte der ersten Staffel ohne fiese Aliens auskommt. Schnee, Hunger, Durst und das gegenseitige Misstrauen sind der Feind. Weniger ist in diesem Fall mehr, und das Konzept geht auf.
Als schliesslich käferartige Aliens auftauchen, wird die Serie vergleichbar. Der Science-Fiction-Klassiker «Starship Troopers» (1997) oder der Horrorfilm «Mimic» (1997) kommen dem Film-Nerd in den Sinn. Aber das macht nichts. Der Unterhaltungswert des Endzeit-Spektakels bleibt hoch.
Geld für Argentinien
Netflix behauptet auf ihrer Website, dass die Produktion rund 34 Millionen US-Dollar (circa 28 Millionen Franken) in Wirtschaft Argentinien gepumpt habe. 148 Tage dauerten die Dreharbeiten, anderthalb Jahre die Postproduktion. An über 50 Orten wurde in Buenos Aires gedreht. 2900 Darsteller und Darstellerinnen, Statisten und Stuntdoubles waren im Einsatz.
Die Zahlen des Streamingdienstes lassen sich nicht überprüfen und klingen recht hoch. Aber so oder so: Viele erhoffen sich von dem Erfolg einen Boost fürs traditionsreiche argentinische Kino, dessen staatliche Förderung von der Regierung von Präsident Javier Milei zusammengestrichen worden ist.
Comic-Vorlage
Die Serie basiert auf dem gleichnamigen Comic-Strip von 1957, der in Argentinien Kult und politisch aufgeladen ist. Weil Autor Héctor Germán Oesterheld in den 1970er-Jahren gegen die Militärdiktatur des Landes kämpfte, entführt wurde und verschwand. «The Eternaut» wurde dadurch zum Sinnbild für den Kampf eines Volkes gegen einen totalitären Eindringling.
Es gibt in der Serie auch Bezüge aufs heutige Argentinien. Zu Beginn sieht man Demonstrationen. Die sind in Argentinien an der Tagesordnung, weil es massive soziale Probleme gibt.
Als es vor dem tödlichen Schneefall einen Stromausfall gibt, reagieren die Menschen entspannt. Sowas ist Alltag für sie. Ein Abbild der Realität: Gerade im Sommer brechen die Stromnetze immer wieder wegen Überbelastung zusammen.
Der «Buenos Aires Herald» schrieb über «The Eternaut»: «Die Darstellung der heutigen misstrauischen, giftigen sozialen Atmosphäre in Argentinien ist erschreckend genau, aber es ist auch seine Überzeugung, dass unsere ureigene Tradition der Solidarität ein Schlüssel zum Überleben sein könnte.»
«The Eternaut» ist im Stream auf Netflix.