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Neu im Stream Zwischen Liebesdrama und Atompoker: die neue RTS-Serie «The Deal»

Jean-Stéphane Bron, bekannt für seine präzisen Dokus, wagt mit «The Deal» den Sprung ins fiktionale Erzählen – und inszeniert das Genfer Atomabkommen als nervenaufreibenden Thriller.

Wenn die USA und der Iran sich streiten, fliegen die Fetzen. Auf dieser filmreifen Ausgangslage fusst die brandneue Dramaserie «The Deal». Erfunden hat dieses heisse Stück Fiktion ein Schweizer.

Im Grunde ist der 1969 in Lausanne geborene Jean-Stéphane Bron ein eingefleischter Dokumentarfilmer. Mit seinem Debüt «Connu de nos services» brachte er 1997 Licht in die Fichenaffäre. Für «Mais im Bundeshuus» heftete er sich fünf Mitgliedern des Nationalrats an die Fersen, was ihm 2004 den ersten von total drei Schweizer Filmpreisen einbrachte.

Der inszenierte Gerichtsfall «Cleveland Versus Wall Street» feierte 2010 in Cannes Premiere, das Politikerporträt «L’expérience Blocher» 2013 auf der Piazza Grande von Locarno. Am selben Ort präsentierte Bron heuer seine jüngste Regiearbeit: «The Deal» unterscheidet sich klar von allem, was Kinofans vom 56-Jährigen kennen.

Weniger ist mehr

Für die Miniserie über das iranisch-amerikanische Atomabkommen wählte der Dokumentarfilmspezialist die fiktive Form. Nicht aus mangelndem Interesse für die historischen Fakten, sondern aus Spannungsgründen. Erst im Zeitraffer verwandeln sich die zähen Verhandlungen zu einem veritablen Thriller: «De facto erstreckten sich die Geschehnisse über zwei Jahre», verrät Bron im Interview. Was ihn schliesslich dazu brachte, «all das in zehn Tage zu packen».

Frau sitzt an Konferenztisch mit verschränkten Händen.
Legende: Von diplomatischer Zurückhaltung keine Spur: Die US-Delegierte Cindy Cohen (gespielt von Juliet Stevenson) fährt in «The Deal» die Ellbogen aus. Bande à Part Films

Das Tempo ist aber nicht die einzige Stellschraube, an der gedreht wurde. Auch die Namen der Personen am Verhandlungstisch sind nicht dieselben wie in Wirklichkeit. «Wir haben alle Namen geändert, um das Privatleben der Figuren frei erfinden zu können», so Bron. «Als Kontrast dazu haben wir Wert darauf gelegt, die politische Dynamik, sowie die Verhandlungen selbst wirklichkeitsnah zu schildern.»

Romantischer als die Realität

Was das Liebesleben der Figuren betrifft, wurde für «The Deal» unschweizerisch wild fabuliert. So flammen bei der Leiterin der helvetischen Delegation vergessen geglaubte Gefühle für einen Dissidenten auf, den sie einst im Iran kennengelernt hat.

Zwei Verliebte im Hotelflur.
Legende: Gefährliche Liebschaften: In «The Deal» knistert's zwischen der Schweizer Diplomatin und dem iranischen Atomexperten. Bande à Part Films

Die Idee, den Plot mit einem Techtelmechtel zwischen den Delegierten zu befeuern, stiess schon während der Drehbuchphase auf Kritik. Ein echter Diplomat, dem das Skript vorgelegt wurde, monierte, dass ein intimes Treffen der Verliebten in Genf kaum möglich gewesen wäre.

Sendehinweis

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SRF 2 zeigt am 10. und 11. September zwischen 20:10 und 22:55 Uhr jeweils drei Episoden der sechsteiligen Miniserie.

Die RTS-Koproduktion «The Deal» ist zudem auf Play SRF und Play Suisse verfügbar.

Ein Feedback, das den um Realismus ringenden Regisseur ins Schwitzen brachte, wie er zugibt: «Nach einer schlaflosen Nacht hatte ich die zündende Idee: Ich nutzte das aussichtslose Begehren, in diesem geschlossenen Rahmen miteinander zu reden oder sich zu berühren als erzählerischen Kniff, um die erotische Spannung zu steigern.»

International konkurrenzfähig

Bron lotet mit der abenteuerlichen Lovestory und anderen Zuspitzungen die Grenzen der Glaubwürdigkeit aus. Doch letztlich macht genau dieser erzählerische Wagemut seinen Sechsteiler zu einer packenden Serie, die auch international reüssieren dürfte.

Das schweizerisch-iranische Liebespaar auf der Flucht im Treppenhaus.
Legende: Auf der Flucht: Die Schweizerin Alexandra (Veerle Baetens) hilft dem Iraner Payam (Arash Marandi) unterzutauchen. Bande à Part Films

Eine klassische Doku über das Atomabkommen von Genf wäre wohl zu einer langweiligen Geschichtsstunde verkommen. Zum historischen Drama mit reichlich Binge-Watching-Potential umgeformt, funktioniert der Stoff dagegen blendend. «The Deal» zeigt das politische Seilziehen zwischen dem Iran und den USA als echten Thriller, welcher der diplomatischen Schweiz en passant ein Kränzchen windet.

SRF 1, Tagesschau, 10.9.2025, 19:30 Uhr

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