Einige von Polanskis Filmen sind Klassiker: die Horror-Komödie «The Fearless Vampire Killers» («Tanz der Vampire», 1967), der Psycho-Thriller «Rosemary’s Baby» (1968), der Neo-Noir-Krimi «Chinatown» (1974) oder das oscarprämierte Kriegsdrama «The Pianist» (2002).
Sein erster Langfilm, «Messer im Wasser» (1962), bleibt ein Pionierwerk der polnischen Nouvelle Vague. «Le locataire» (1976) wiederum ist unvergessen als Porträt eines introvertierten Mannes, der dem Wahnsinn verfällt – gespielt von Polanski selbst.
Ein Blick auf Polanskis Filmografie fördert aber auch bizarre und fragwürdige Filme zutage. Sie ergänzen das Bild eines Filmschaffenden, dessen ernstere Werke sich oft um psychische Angreifbarkeit drehen, um das Bild eines Tüftlers, der auch vor Surrealismus und Sexklamauk nicht Halt macht.
Bemühter Brachialhumor
Ein Spielfilm, den Polanski heute so mit Sicherheit nicht mehr machen würde, ist die Komödie «What?» (1972). Die Geschichte beginnt damit, dass auf einer italienischen Landstrasse drei Männer versuchen, eine junge US-amerikanische Tramperin (Sydne Rome) zu vergewaltigen. Dieser Versuch endet mit einer Pointe, die hier nicht beschrieben werden kann, weil sie zu derb ist.
«What?» versteht sich als eine freizügig-absurde Umsetzung von «Alice im Wunderland»: Die gestrandete Touristin landet per Seilbahn in einer dekadenten Villa und stösst dort auf eine unsittlich lebende Gesellschaft.
Das mag von Polanski als bitterbös-frontale Satire auf die Bourgeoisie angedacht worden sein. Aus heutiger Sicht aber wirkt der Brachialhumor bemüht. Dass Sydne Rome hüllenlos agiert und Dieter Hallervorden eine Gastrolle spielt – nichts davon macht den Film besser.
Viel versenktes Geld
«Pirates (1986) war Roman Polanskis einziger Versuch, einen Blockbuster zu drehen – und nach «Tanz der Vampire» einer seiner wenigen Filme mit knapper Jugendfreigabe.
Ein Fiasko: Sein Freibeuter-Epos mit Walter Matthau in der Hauptrolle kostete nach langen Produktions- und Besetzungsturbulenzen über 30 Millionen Dollar – und der Andrang an den Kinos blieb aus.
Der Film selbst ist passabel, für Fans von Matthaus schroffem Grantler-Humor sogar ein Leckerbissen. Aber mit seinem Piratenfilm war Polanski zu spät am Start: In der ersten Hälfte der 80er hatten zu viele mittelmässige Streifen dieser Art («The Pirate Movie», «Yellowbeard») dem Publikum das Genre madig gemacht. Das Interesse erwachte erst wieder, als Johnny Depp in die Haut von Jack Sparrow schlüpfte.
Depps Liaison mit dem Teufel
Apropos Johnny Depp: Der Hollywood-Star spielte die Hauptrolle in Roman Polanskis Mystik-Thriller «The Ninth Gate» (1999) – auch dies kein Ruhmesblatt in Polanskis langer Karriere.
Als gierig-schmieriger Antiquar wird Depp auf der Suche nach einem Buch über satanische Riten in okkulte Vorgänge hineingezogen und schläft in einer denkwürdigen Szene mit einer Frau, die sich noch während dem Beischlaf in den Gehörnten verwandelt.
Man könnte Polanski zugutehalten, dass «The Ninth Gate» sowieso nicht ernst gemeint war. Man könnte diesen Film aber ganz einfach ignorieren und sich stattdessen an Polanskis gelungenen Werke halten.