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Recap «Game of Thrones» Lieber Respekt durch Angst als gar keinen Respekt

Achtung, Spoiler! Der Recap der 5. Folge von «Game of Thrones». Diesmal mit dem Motto: Hier kommt keiner lebend raus.

Wer erinnert sich nicht gerne an Littlefinger – ein Lord geringer Herkunft, der die Weltherrschaft anstrebte, zu jedem Preis. Oder wie es Varys ausdrückte: «Littlefinger would see the realm burn if he could be king of the ashes.» Wunderbarer Satz, weil wahr.

Ich werde Varys vermissen. Auch wenn er furchtbar illoyal war und nur seine Interessen – also natürlich die des «Realms» – verfolgte, war er einer der wenigen klarsichtigen Charaktere in Westeros. Und hatte meistens gloriose Dialoge. «Ich hoffe wirklich, ich verdiene dies. Ich hoffe wirklich, ich irre mich», sagt er zu Tyrion vor seiner Hinrichtung. Wir hoffen es auch. Wirklich.

«Game of Thrones» in der Schweiz legal schauen

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Unsere welschen Kollegen von «RTS un» zeigen die «Game of Thrones»-Folgen zeitgleich mit der Erstausstrahlung in den USA. Die neuen Episoden laufen jeweils um 3 Uhr morgens im TV (im Originalton mit französischen Untertiteln) und sind anschliessend eine Woche lang bei «Play RTS» verfügbar.

Was also Varys damals für Littlefinger voraussagte, gilt auch für Daenerys Targaryen. Wird sie die Königin der Asche? Ja. Und womit?

Mit Recht. Was für eine Szene! Ich wusste nicht, ob ich vor Entsetzen oder Begeisterung schreien sollte. Einerseits ist es extrem ärgerlich, dass sich Daeny doch als irre Drachenreiterin ohne Erbarmen rausstellt, aber dazu später.

Ein Drache kann mehr als drei

Ersteinmal ist die Schlacht der zwei Königinnen vorbei, bevor sie angefangen hat. Die Eiserne Flotte: gesunken. Die Golden Company: geschmolzen. Die Lannister-Armee: ergeben. Die Glocken: geläutet! Jon und Tyrion atmen so laut auf, dass man es bis nach Winterfell hören kann: Das grosse Blutvergiessen wurde vermieden.

Achtung Spoiler: Stimmt nicht!

Ein Mann starrt entsetzt in die Ferne.
Legende: Entsetzen, gepaart mit Unglauben: Tyrion (Peter Dinklage) muss zusehen, wie seine Königin die Hauptstadt King's Landing in Schutt und Asche legt. HBO

Daenerys, «First of her Name» und so weiter und so fort, macht klar, dass sie sich entschieden hat: Lieber Respekt durch Angst als gar keinen Respekt. Kann ich völlig verstehen.

Natürlich legt sie King’s Landing in Schutt und Asche – primär mal, weil sie es kann. Vielleicht auch aus Trotz: Niemand tut das, worum sie bittet – warum sollte sie also das tun, worum sie gebeten wird?

Sie hatte Jon gebeten, niemandem seine Herkunft zu verraten. Was macht Jon? Tyrion hintergeht Daenerys, wo er kann, von Varys mal ganz abgesehen.

Echt schlecht beraten

Ihre Hauptmotivation ist aber die bittere Erkenntnis, dass ihre Berater echt schlechte Berater sind. Man muss es mal von Daenerys’ Standpunkt sehen: Ihre defensive Kriegsführung hat bisher zwei von drei Drachen gekostet, dazu ihre beiden engsten Vertrauten, Missandei und Ser Jorah.

Kathi bloggt über «Game of Thrones»

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SRF-Redaktorin Kathi Lambrecht ist «Game of Thrones»-Fan der ersten Stunde und hatte bereits die Bücher gelesen, bevor die Reihe verfilmt wurde. Für die letzte Staffel der Erfolgsserie schreibt sie einen wöchentlichen Recap auf srf.ch/kultur.

Ihr Tipp: Jon Snow wird am Schluss König – ohne Daenerys.

Ihr Wunsch: Tyrion, Ser Davos und Varys führen als Triumvirat Westeros in die Demokratie.

Ihre Hoffnung: Jamie Lannister überlebt und wird zusammen mit Bronn noch ganz viele Abenteuer bestehen.

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Und jetzt soll sie schon wieder auf Tyrion und Co. hören, die «gütige Königin» sein, die das «Richtige» macht, nämlich unschuldige Stadtbewohner zu verschonen und lieber dabei zusehen, wie ihre Truppen von den Lannister-Armeen und der Golden Company niedergemetzelt werden?

Ich finde es absolut richtig, dass Daenerys ihren Weg geht. Du bist die Drachenmutter! Zeig’s ihnen! Und: Der Drache kann ja doch etwas! Ein Atemhauch, und ein gesamter Turm stürzt ein. Eurons Flotte? Streichhölzer in einer Pfütze. Die Ballistas? Welche Ballistas!

Drei Männer vor einer Stadtmauer.
Legende: Da stehen die Ballistas – oder «Scorpions», wie sie im Original heissen – noch: Ser Davos, Jon Snow und Tyrion Lannister stehen vor den Toren von King's Landing. HBO

Die andere Seite der Medaille ist: Daenerys Targaryen ist jetzt der offizielle Bösewicht in Westeros. Es kam so, wie es alle (= Sansa und Varys) voraussahen und niemand (= Jon oder Tyrion) wahrhaben wollte: Daenerys ist die «Mad Queen». Wer braucht schon komplexe Charakterzeichnungen so kurz vor dem Finale.

Lange aufgebaut, schnell zerstört

Das ist übrigens generell ein Problem, was ich mit der 8. Staffel habe: Teilweise glaube ich, die Macher haben die Geschichte, die sie erzählen, nicht ganz verstanden.

Beweisstück A: der Tod von Jaime und Cersei Lannister. Wer sich mit den beiden Protagonisten in den letzten 8 Staffeln auseinandergesetzt hat, dem war klar: Ein versöhnliches Ende, in dem sich beide voller Liebe in den Armen liegen, ist für die beiden jenseits des Möglichen – ja jenseits des Logischen.

Offensichtlich nicht in der Welt von Benioff und Weiss.

Zwei Männer stehen in Trümmern.
Legende: Noch mehr Tote: Die Brüder Sandor «The Hound» und Gregor «The Mountain» Clegane treffen sich für einen epischen Zweikampf, von den Fans als «Cleganebowl» bezeichnet. HBO

Auch die vorletzte Folge hatte – wie so oft – brilliante Momente neben völlig unpassenden Szenen: Euron Greyjoy wird ausgerechnet an den Strand gespült, an dem Jaime rumsteht, damit sich dann beide duellieren können? Um Cersei? Gestatten, mein Name ist Klischee.

Mal gucken, was die letzte Folge bringen wird – es wird auf ein Duell zwischen Jon und Daenerys hinauslaufen. Wem hatte Varys vor seinem Tod die Nachrichten geschrieben? Kommt Winterfell noch mal vor? Und die zentrale Frage: Überlebt Tyrion?

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