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Schweizer Filmpreis 2022 Das Ukraine-Drama «Olga» holt sich die Medaille

Eine Preisverleihung im Zeichen der Aktualität: Schweizer Sichtweisen auf Russland und die Ukraine wurden prämiert. Das Filmdrama «Olga» wird gleich in drei Kategorien ausgezeichnet.

Das Schweizer Filmschaffen führt kein Nischendasein: Das ist eine Binsenweisheit. Aber die wichtigsten Auszeichnungen am Schweizer Filmpreis 2022 unterstreichen es: Der beste Schweizer Spielfilm «Olga» handelt vom Aufstand in der Ukraine im Jahr 2014 – aus der Sicht einer Kunstturnerin in Magglingen.

Der beste Dokumentarfilm «Ostrov – Die verlorene Insel» erzählt derweil von einer russischen Fischerfamilie auf einer Insel im Kaspischen Meer. Die Fischerei ist illegal, aber es dominiert nichtsdestotrotz der Glaube an das mächtige Russland, das im Propaganda-Fernsehen gezeigt wird.

Kein Opportunismus  

Verkürzt könnte man behaupten: Die Schweizer Filmakademie und ihre rund 500 Mitglieder haben sich bei ihren Entscheiden von den Schlagzeilen leiten lassen. Aber das ist falsch: Beide Werke verdienen ihre Auszeichnungen in erster Linie aufgrund ihrer ausserordentlichen cineastischen Qualitäten.

Und natürlich bekommen «Olga» und «Ostrov» diese Preise trotzdem auch wegen ihrer politischen Weitsicht. Denn wichtige Filmkunst bedeutet nicht zuletzt: Dort früh genug hinzuschauen, wo es brennt. Insbesondere dorthin, wo es TV-Teams oft nicht hinschaffen – in die unscheinbarsten Nebenschauplätze des Weltgeschehens.

Ein Mann mit Zigarette vor einem See.
Legende: Iwan ist Störfischer, doch die Jagd auf Kaviarfische ist verboten. Ans Aufhören ist nicht zu denken. Visions du Réel 2021

Auch Blicke nach innen

Mit den meisten Nominierungen ins Rennen gegangen war dieses Jahr die Deutschschweizer Spielfilm-Produktion «Soul of a Beast»: Ein klanglich-ästhetischer Filmrausch von der Zürcher Langstrasse. Ein wildes Werk in satten Farben mit intakten Chancen auf dem internationalen Arthouse-Markt.

Prämiert wurde «Soul of a Beast» für die beste Kameraarbeit (Fabian Kimoto und Lorenz Merz, der auch Regie führte), für die beste Musik und für den besten männlichen Hauptdarsteller: Pablo Caprez – ein neues Gesicht.  

Das sind Preise für formal innovatives, visuell überwältigendes Kunstschaffen ohne Berührungsängste mit dem Traumartigen und dem Unbewussten.

«La Mif»: Kraftvoll und laut

Drei Preise geholt hat sich auch die Genfer Spielfilm-Produktion «La Mif»: Mit einem Cast aus Laien erzählt der Film von Konflikten in einem Heim für Teenagerinnen. Das Filmerlebnis ist aufwühlend, überzeugend und heftig: Es war klar, dass dieser intensive Film beim Schweizer Filmpreis nicht leer ausgehen durfte.

Ausgezeichnet wurde «La Mif» für den besten Schnitt, und damit für das dichte Zusammenhalten einer zeitlich verschachtelten Erzählform. Und vor allem: Claudia Grob als beste Darstellerin und Anaïs Uldry als beste Nebendarstellerin – zwei verdiente Preise an zwei Nichtprofis.      

Sieben Frauen stehen zusammen.
Legende: Die Laiendarstellerinnen entwickelten auch das Drehbuch mit. AARDVARK FILM

Ein guter Jahrgang

Insgesamt lässt sich sagen: Dem Schweizer Film geht es zurzeit ausgesprochen gut. Da ist junges Blut am Werk. Das sind alles Filme, die nicht schulmeisterlich oder abgehoben daherkommen, sondern die direkt unter die Haut fahren.  

Diese Filme sollte man sehen. Und weil der Schweizer Filmpreis zur Sichtbarkeit dieser starken Filme beiträgt, kann man zusammenfassen: Diese Preisverleihung ist mehr als eine glamourös aufgepeppte Branchenveranstaltung. Sie ist wichtig.

Schweizer Filmpreis 2022 – alle Gewinner

Bester Spielfilm Olga
Bester Dokumentarfilm Ostrov
Bester Kurzfilm Über Wasser
Bester Animationsfilm Dans la Nature
Bestes Drehbuch Olga
Beste Darstellerin Claudia Grob ( La Mif)
Bester Darsteller Pablo Caprez ( Soul of a Beast)
Beste Nebendarstellerin Anaïs Uldry (La Mif)
Beste Filmmusik Fatima Dunn, Lorenz Merz, Julian Sartorius (Soul of a Beast)
Beste Kamera Lorenz Merz, Fabian Kimoto (Soul of a Beast)
Beste Montage La Mif
Bester Abschlussfilm Love Will Come Later
Bester Ton Jürg Lempen (Olga)
Spezialpreis Nicole Hoesli für ihr Szenenbild (Soul of a Beast)

SRF 1, 10vor10, 25.03.2022, 22:12 Uhr

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