Folgende Filme haben etwas gemeinsam: Die Komödie « Ernstfall in Havanna », « Nouvelle Vague » des Kult-Regisseurs Jean-Luc Godard, die moderne Adaption von «Heidi» aus dem Jahr 2001, das Drama « Schwesterlein », das 2021 gleich fünf Schweizer Filmpreise abräumte.
Sie gehören zu den über 100 Filmen, die von Ruth Waldburger produziert wurden. Als Produzentin begleitet die 71-Jährige einen Film vom Drehbuchschreiben über die Finanzierung bis zur Vermarktung.
Lieber hinter als vor der Kamera
Ruth Waldburger gilt als wichtigste Produzentin der Schweiz. Dafür wird sie am Schweizer Filmpreis 2023 mit einem Ehrenpreis ausgezeichnet. Doch das Rampenlicht überlässt sie lieber anderen. Interviews gibt sie nicht gerne.
Schriftlich bringt sie ihre Freude über den Preis zum Ausdruck – und teilt ihre Lorbeeren: «Ich bin sehr glücklich, diesen Preis zu erhalten, und denke an die vielen Regisseurinnen, Schauspieler und Filmtechnikerinnen, die mich begleitet haben und die mich mit ihrem Vertrauen geehrt haben.»
Die Regisseurinnen Stéphanie Chuat und Véronique Reymond haben bereits zweimal mit Ruth Waldburger zusammengearbeitet – 2010 für «La petite chambre» und 2020 für «Schwesterlein».
Mit ihr zu arbeiten ist wie eine Achterbahnfahrt
Die beiden Westschweizerinnen sind begeistert von der Zusammenarbeit. Auch wenn diese nicht immer einfach war, wie sie im Interview mit SRF lachend erzählen. Es sei eine Achterbahnfahrt. Vor allem, wenn drei Frauen mit starkem Charakter aufeinandertreffen.
«Man muss stark und klar sein mit Ruth», sagt Véronique Reymond. Stéphanie Chuat ergänzt: «Doch sobald sie dir einmal ihr Vertrauen schenkt, bleibt sie dabei. Auch wenn es schwierige Momente gibt, setzt sie alles daran, diese Probleme zu lösen.»
Dafür ist Ruth Waldburger auch über die Landesgrenzen hinaus beliebt. Sie arbeitete unter anderem mit dem inzwischen verstorbenen französisch-schweizerischen Regisseur Jean-Luc Godard und mit der Filmgrösse Alain Delon zusammen.
Die Frau, die Brad Pitt berühmt machte
Auch entdeckte sie Anfang der 1990er-Jahre den damals noch unbekannten Brad Pitt für die Komödie «Johnny Suede».
2011 erzählte Ruth Waldburger in einem Radiointerview von dem Moment, als sie und Regisseur Tom DiCillo Brad Pitt zum ersten Mal sahen: «Wir casteten 30 junge Männer. Tom und ich sahen sofort, dass Brad Pitt der ist, der diese Rolle spielen muss. Man merkte schon damals, dass er sehr viel Talent hat.»
Sie nahm sich Zeit für andere Filmschaffende
Auch Schweizer Filmschaffende verdanken ihr viel. So zum Beispiel Produzentinnen-Kollegin Mirjam von Arx. Als sie 2006 ihren ersten Kino-Dokumentarfilm « Sieben Mulden und eine Leiche » produzieren wollte, fragte sie Ruth Waldburger um Rat.
«Sie hat tatsächlich sofort zugesagt», erzählt Mirjam von Arx im Interview mit SRF. Sie habe sich viel Zeit genommen, Fragen beantwortet und Tipps gegeben. «So hat sie geholfen, den Film auf den richtigen Weg zu bringen. Und auch mich als Produzentin», sagt Mirjam von Arx.
Ruth Waldburger ist eine Frau, die sich seit Beginn ihrer Karriere für den Schweizer Film und für andere Filmschaffende einsetzt. Die dem Schweizer Kino international Visibilität verschafft. Damit ist dieser Ehrenpreis nach über 40 Jahren im Filmbusiness mehr als verdient.