Als Matthew Perry, einer der Hauptdarsteller, vergangenes Jahr tot im Whirlpool gefunden wurde, waren Aufregung und Trauer gross.
Zwei Jahre zuvor war die Sendung «Friends: The Reunion» ein riesiger Erfolg. In der hatten sich Jennifer Aniston, Courteney Cox, Lisa Kudrow, Matt LeBlanc, Matthew Perry und David Schwimmer getroffen und an alte Zeiten erinnert. Als die zehn Staffeln «Friends» zuvor auf Netflix gekommen waren, gingen die Streaming-Zahlen durch die Decke. Eine jüngere Generation hatte die alte Serie entdeckt.
Es ging um Mitzwanziger bei ihrem Start ins Erwachsenenleben. Die sechs Freunde Ross, Rachel, Monica, Chandler, Joey und Phoebe lebten im New York der 1990er: lange vor Smartphone, Tinder und Tiktok.
Die Grundstimmung war positiv: Die tendenziell eher oberflächlichen Hauptfiguren versuchten mit Leben, Liebe und der Karriere klarzukommen. Schlimmes passierte ihnen nichts.
In vielen Dingen fortschrittlich
Die Serie war eine der Ersten, in der nicht eine Familie im Mittelpunkt stand, sondern eine Gruppe, bei der Freunde Familienersatz waren. Ein Konzept, das heute in der Gesellschaft diskutiert wird, ein Konzept, das sich in neueren Sitcoms wie «How I Met Your Mother» oder «The Big Bang Theory» wiederfindet.
Das Thema Freundschaft wird in jeder Folge durch den Titelsong der «The Rembrandts» neu beschworen. Im Refrain heisst es: «Du hattest einen miesen Tag, eine miese Woche, Monat oder Jahr. Ich werde für dich da sein.»
Nicht alles war rosig
Natürlich gibt’s Sachen, die heute so nicht mehr gedreht würden und über die im Netz debattiert wird. Da ist die mangelnde Diversität: Die «Friends» waren weiss und heterosexuell. Erst in der 9. Staffel tauchte regelmässig eine afro-amerikanische Frau auf. Wiederholt drehten sich Witze um die sexuelle Orientierung: schwul zu sein, wurde gelegentlich als Beleidigung benutzt. Chandler hatte Angst, als homosexuell wahrgenommen zu werden.
Auf der anderen Seite war «Friends» eine der ersten Serien, die eine gleichgeschlechtliche Ehe im US-Fernsehen zeigte, als Ross' Ex-Frau erneut heiratete. Dafür gab’s den GLAAD Media Award for Outstanding Comedy Series, der für herausragende Darstellung von LGBT+-Charakteren vergeben wird.
Ebenfalls aus heutiger Sicher fortschrittlich war der Umstand, dass Chandlers Vater eine Transfrau war. Die wurde allerdings als Dragqueen bezeichnet, konsequent mit «Er» angesprochen, war Ziel vieler Gags und wurde von 80s-Star Kathleen Turner gespielt.
Ein bisschen in die Jahre gekommen
Ob Ross' Probleme mit einer männlichen Nanny oder Witze über Monicas Vergangenheit als übergewichtige Jugendliche: Es gab einige Momente, die nicht in unsere Zeit passen. Doch es wäre ja erschreckend, wenn es nach 20 Jahren nicht so wäre.
Die Stärke von «Friends» ist seine Harmlosigkeit: Die Sitcom ist nie ideologisch, einfach nur in die Jahre gekommen. Das Tempo und viele Gags funktionieren heute noch und die positiven Vibes wirken auch 30 Jahre nach dem Serienstart. Wenn man wie die Menschen in «Friends» ins Erwachsenenleben starten könnte, wäre das märchenhaft.
Vielleicht hat die Serie auch noch einen ganz anderen Reiz, nämlich einen dokumentarischen. «Friends»-Erfinderin Marta Kauffman erzählte vor drei Jahren, dass die High School-Freunde ihrer Tochter «Friends» für eine neue Serie über die 1990er-Jahre hielten.