Die Gähwilers kennen wir. Nettes Haus, SUV, FDP, und nun – als Krönung – die lokalpolitische Karriere für Ralph. Da darf natürlich nichts passieren vor den Wahlen. Saublöd, wenn der schwarz gärtnernde, untergetauchte Flüchtling Ngundu aus dem Sudan ausgerechnet bei den Gähwilers von der Leiter stürzt und sich mit der Motorsäge ins Bein schneidet.
Ralph will nicht, dass der Mann gesehen wird, schon gar nicht von den Nachbarn. Ngundu will unter keinen Umständen zum Arzt. Also wird er im Keller versteckt und der befreundete Veterinär gerufen.
Plötzlich diese Flüchtlingskomödien
Es hat lange gedauert, aber plötzlich sind sie überall, die Komödien über die Angst vor den Flüchtlingen. Welcome to Norway , aus, nun ja, Norwegen. Willkommen bei den Hartmanns aus Deutschland, und nun eben die Gähwilers bei uns. Vor zwei Jahren schon hatten wir die Schweizer Helden von Peter Luisi.
Nun mag die Angst vor den Flüchtlingen in diesen Ländern manchmal komische Züge annehmen. Die Situation der Menschen hat aber selten komisches Potenzial.
Dass man es trotzdem immer wieder mit Komödien und Satiren versucht, hat wohl vor allem didaktische Hintergründe. Zudem sorgen Dokumentarfilm und Medien dafür, dass das eigentliche Drama nicht vergessen geht.
Potenzial in der Versteck-Komödie
Wenn nun Regisseur und Drehbuchautor Martin Guggisberg auf Satire setzt und sich um die Mechanismen der Versteck-Komödie bemüht, dann steckt darin tatsächlich einiges an Potenzial. Dieses entfaltet sich denn auch in den Begegnungen der Hausfrau und angehenden Galeristin Therese Gähwiler mit Ngundu Tombura.
Der Mann aus dem Sudan, den sie auf der verzweifelten Suche nach einem freien Gärtner am anderen Ende des Dorfes (und des politischen Spektrums) beobachtet, hat seinen Stolz und seine Fähigkeiten.
Ruth Schwegler als Therese Gähwiler und David Wurawa als Ngundu Tombura schaffen in ihren gemeinsamen Szenen perfekt die Spannung zwischen Neugier und Naivität, rassistischen Vorurteilen und argumentativer Resignation.
Wenn Bewunderung beleidigt
Sie staunt über Tomburas praktisches und theoretisches Wissen, ohne zu merken, wie dieses Staunen über seine Bildung ihn beleidigt. Sie schenkt ihm die ausgetragenen Hemden ihres Mannes, er will sie nicht annehmen.
Dafür handeln die beiden um den Stundenlohn für seine Schwarzarbeit bis zur gegenseitigen Zufriedenheit. In diesen Szenen entfalten sich Reibungsflächen und Problemzonen, hier ist das satirische Potential der Konstellation offensichtlich.
Charakterliche Enge schwächt
Schwieriger gestalten sich die Auftritte von Ralph Gähwiler. Philippe Nauer spielt den Lokalpolitiker und dessen Motto «kompentent, entschieden, klar» mit Gusto und karikierender Schärfe. Ebenso, wie Matthias Hungerbühler und Sonja Riesen das Nachbarehepaar Suter geben.
Das sitzt durchaus. Aber es lässt den Figuren keinen Raum für Veränderung. Damit entfällt ihr dramatisches und menschliches Potential. Das Drehbuch versucht dies zwar aufzufangen, insbesondere im Bemühen, keine Seite zu bevorzugen. Das Verständnis für die senkrechten Dörfler ist vorhanden und auch der Flüchtling beweist nicht nur Grossmut, Stolz und Ehre.
Das alles aber sorgt in der Summe dafür, dass der Film nicht wirklich vom Fleck kommt. Das scheint über den grossen Plot-Bogen hinweg auch so intendiert zu sein, finden sich doch zumindest die Gähwilers am Ende wieder in der gleichen Verfassung und Lebenslage wie zuvor.
Fiebertraum mit luziden Momenten
Aber am Ende bleibt vor allem das Gefühl, einem satirischen Leerlauf mit kleinen Unmenschlichkeiten beigewohnt zu haben, einem Fiebertraum mit luziden Momenten, aber ohne zwingende Entwicklung.
Irgendwo in dieser Anlage steckt das Zeug zu einem guten Film. Aber die Momente blitzen nur auf, wenn Frau Gähwiler und Herr Tombura sich vorsichtig gegenseitig abschätzen. Mehr von dieser Dynamik und weniger von der absehbaren Klischeemechanik und der Film hätte zwar nicht Flügel, aber doch wenigstens Füsse bekommen.