Die geheimnisvolle Musiktradition der Jenischen zu ergründen, diese Aufgabe haben sich die Regisseurinnen Martina Rieder und Karoline Arn gestellt.
Im bündnerischen Obervaz trafen sie nach hartnäckiger Suche auf eine grosse Gemeinschaft von jenischen Musikern. Die Familien gaben ungern etwas über ihre Musik preis. Sie reichen ihr Wissen vor allem hinter verschlossenen Türen in der Familie weiter.
Sündige Unterhaltungsmusik
Die Jenischen könnten stolz sein auf ihre spezielle musikalische Begabung. Doch sie sind es nicht. Denn sie wurden jahrelang diskriminiert und verfolgt. Auch wegen ihrer Musik. Die lehnte die bürgerliche Gesellschaft der Schweiz ab, sah in ihr platte, sündige Unterhaltungsmusik.
Der Film zeigt, dass die Musik der Jenischen eine ganz besondere Energie besitzt, die viel mit ihrem Leben zu tun hat. Der «jenische Zwick» wird das genannt. Das Gefühl lässt sich nicht kopieren, wohl aber das Produkt.
Der Dokumentarfilm deckt auf: tatsächlich übernahm die Schweizer Volksmusik viele Gassenhauer von den Jenischen. Zum Beispiel den Evergreen «Grüezi wohl Frau Stirnimaa».
Urheberrechtsverletzung?
Heisst das, dass die Schweizer Volksmusiker den Jenischen ihre Hits gestohlen haben? Erich Eicher – der Bruder des berühmten Sängers Stephan Eicher – ist Anwalt.
Wie der Film zeigt, sind die Brüder jenischer Herkunft. Erich Eicher hat deshalb recherchiert und Beispiele gefunden, die juristisch gesehen wahrscheinlich Urheberrechtsverletzungen darstellen.
«Unerhört jenisch» zeigt, welch überraschend grossen Einfluss die jenische auf die Schweizer Musik hatte, wie sehr sie profitierte und an Reichtum gewann. Umgeschrieben werden muss die Schweizer Volksmusikgeschichte nicht. Aber man muss wohl der jenischen Musik mehr Gewicht geben, sagt Erich Eicher.
Kinostart: 2.2.2017