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Solothurner Filmtage Jury und Publikum prämieren Filme über junge Migranten

Die Preise der Solothurner Filmtage gehen an zwei Dokumentarfilme: Die Jury zeichnet «L'escale» mit dem «Prix de Soleure» aus – «Neuland» gewinnt den Publikumspreis. Die 49. Filmtage gingen mit einem Zuschauerrekord zu Ende.

Jury und Publikum zeichnen in Solothurn thematisch ähnlich gelagerte Dokumentarfilme aus: Der mit 60'000 Franken dotierte «Prix de Soleure» geht an «L'escale» des Genfer Regisseurs Kaveh Bakhtiari. Mit dem Publikumspreis «Prix du Public» (20'000 Franken) wird eher überraschend «Neuland», ein Film der Baslerin Anna Thommen, prämiert. Ihr Diplomfilm der Zürcher Hochschule der Künste setzte sich gegen zehn Konkurrenten durch, auch gegen populäre Streifen wie «Der Goalie bin ig». Damit gehen die grossen Preise des Festivals an Filme, die dem dominierenden Thema der 49. Ausgabe gewidmet sind, der Migration.

Die Qual der Wahl

Der Jury-Siegerfilm «L'escale» handelt von Flüchtlingen aus dem Iran, die von der europäischen Asylpolitik ungewollt und lange zu einem Zwischenstopp in Athen verdammt werden. «Meistens wird über die Migrantinnen geredet, selten hören wir ihre eigenen Stimmen oder lernen ihre Sichtweise kennen. In diesem erstaunlichen Film kommen uns diese Menschen nahe», heisst es in der Erklärung der Jury vom Donnerstag.

Das Gremium, dem der Schriftsteller Lukas Bärfuss, die Drehbuchautorin Güzin Kar und der Genfer Soziologe Jean Ziegler angehörten, hatte die Wahl aus sechs hochkarätigen Streifen – selten war die «Prix de Soleure»-Sparte stärker. Die belgische Filmemacherin Chantal Akerman konnte nicht wie vorgesehen in der Jury dabei sein.

Die Schweiz als «Neuland»

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Die Zuschauerinnen und Zuschauer wählten mit «Neuland» von Anna Thommen einen plausiblen Sieger. Während «L'escale» einen ob der Asylpolitik des Alten Kontinents verzweifeln lässt, bietet «Neuland» eine optimistischere Sichtweise. Der Dokfilm zeigt eine Integrationsklasse in Basel, in der der engagierte Lehrer Zingg die jungen Neuankömmlinge auf das Leben in der Schweiz vorbereitet – Zuversicht scheint angezeigt. Schulische und später auch berufliche Erfolge stellen sich ein.

«L'escale» und «Neuland» sind beide auch in der Sparte Dokfilm für den Schweizer Filmpreis nominiert, der am 21. März in Zürich verliehen wird. Im Februar («L'escale») und im März («Neuland») kommen die preisgekrönten Streifen in die Deutschschweizer Kinos.

65'000 Eintritte – ein neuer Besucherrekord

Die Solothurner Filmtage beschlossen auch ihre diesjährige Ausgabe mit einem Zuschauerrekord: 65'000 gemäss Hochrechnung. 2013 waren rund 61'000 Zuschauerinnen und Zuschauer gezählt worden. «Die Auslastung dieses Jahr blieb konstant hoch, von morgens früh bis abends spät waren die Vorstellungen sehr gut besucht», sagte Festivaldirektorin Seraina Rohrer.

SRG Koproduktionen

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Die Filme «L’escale» von Kaveh Bakhtiari und «Neuland» von Anna Thommen wurden im Rahmen des Pacte de l’audiovisuel ( http://www.srgssr.ch/de/service-public/kultur/pacte-de-laudiovisuel/ ) von der SRG koproduziert.

Sie betonte, dass sich das Publikum in aussergewöhnlicher Weise auf die Streifen eingelassen habe. Die neu eingeführte «Nocturne»-Sparte bewährte sich offenbar ebenfalls, wobei laut Rohrer hinsichtlich der Spielzeiten und der Programmierung noch «Feinarbeit» zu leisten ist. Überarbeitet wird in den kommenden Monaten zudem das seit 14 Jahren verwendete Erscheinungsbild.

Die Planung für das 50. Jubiläum der Filmtage 2015 hat bereits begonnen. Angedacht sind Projekte, die über die 50. Filmtage hinaus der Schweizer Filmbranche zu Gute kommen sollen: «Wir wollen Rückschau halten, wie es sich für ein Jubiläum gehört, aber auch in die Zukunft blicken.»

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