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«Landwirtschafts-Simulator 25» Wie ein Traktorspiel aus der Schweiz zum Welthit wurde

Die letzte Ausgabe des Landwirtschafts-Simulators wurde über sechs Millionen Mal verkauft. Hinter der Erfolgsgeschichte steckt eine Firma aus Schlieren.

Alles begann vor 20 Jahren: 2004 waren Christian Ammann und Stefan Geiger einfach zwei Informatiker, die ein eigenes Game machen wollten. Weil Ressourcen nicht so einfach online verfügbar waren, bauten sie eine eigene Game-Engine. Bloss eine zündende Spielidee fehlte ihnen noch.

Süsse Tierbabys und nette Nachbarn

Es war ein Freund von Stefan Geiger, der den beiden einen Farmingsimulator vorschlug. Erst waren die Gründer skeptisch – keiner der beiden war auf einem Hof aufgewachsen oder ein besonderer Traktor-Fan. Doch sie erkannten das Potenzial: Realistische Simulatoren erlebten gerade ein Revival, und die Landwirtschaft ist ein emotionales Thema mit viel Tiefgang. Auch ein Verleger aus Deutschland fand die Idee gut, und so erschien 2008 die erste Ausgabe – ein voller Erfolg.

Die Entwickler gründeten eine Firma und brachten regelmässig neue Ausgaben heraus. Mit jeder neuen Version bekam das Spiel mehr Tiefe: mehr Pflanzensorten, mehr Tiere und vor allem mehr Traktoren.

Von Schlieren aus die Welt erobert

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Die Firma hinter dem Landwirtschafts-Simulator heisst «Giants». Zu Beginn beschäftigte das Unternehmen nur 4 Personen, heute sind es rund 120 Angestellte. Neben dem Büro in Schlieren unterhält das Unternehmen Zweigstellen in Deutschland, Tschechien und den USA.

Der Schlüssel zum Erfolg: die Maschinenhersteller

Die Landwirtschaftsmaschinen sind die eigentlichen Stars des Games. In der neusten Ausgabe kann man über 400 Maschinen von 160 Marken fahren. Die Hersteller reissen sich heute darum, sich im Landwirtschafts-Simulator gut präsentieren zu können. Das war nicht immer so.

So realistisch wie möglich

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Mann im mittleren Alter und mit Glatze steht vor einer Rezeption, dahinter das Giants-Logo. Er trägt Jeans und Pullover.
Legende: Christian Ammann, Gründer und CEO von Giants Tanja Eder

Damit die Maschinen so realistisch wie möglich wirken, sei die Zusammenarbeit mit den Herstellern zentral, erzählt Christian Ammann:

«Die Hersteller müssen die digitale Version ihrer Maschinen abnehmen. Sie haben auch Feedback für uns: ‹Diese Schraube muss noch 2 Zentimeter nach Links›, oder ‹Dieser Kleber ist bei der neusten Version auf der anderen Seite›. Und dann wird das gemacht.»

In der ersten Ausgabe waren nur Maschinen von einem Hersteller dabei, von Fendt. Die Verantwortlichen fanden die Idee des Spiels von Anfang an toll und unterstützten die Macher. Im Laufe der Jahre gewann Giants immer mehr Hersteller dazu, doch die Diskussionen seien hart gewesen, vor allem mit den grösseren Firmen. Zum Teil dauerte es Jahre, bis ein Vertrag stand.

Von den Maschinenherstellern kommt nicht nur die Hardware – Traktoren, Lastwagen und Mähdrescher. Giants profitiert auch von deren landwirtschaftlichem Expertenwissen: Was gibt es für Düngemittel, welche Wirkung haben die Radabdrücke auf die Felder?

Wie ein zuverlässiger Traktor

Der Fokus auf die Traktoren scheint sich auszuzahlen: Der Farmingsimulator hat eine Menge treuer Fans. Giants setzt daher stark auf die Community. Einmal im Jahr organisieren sie einen Event in Bayern, die «Farmcon» – letzten Sommer nahmen über 3000 Fans teil.

Grauer Büroblock mit viel Glas.
Legende: Das Hauptquartier von Giants befindet sich in diesem unauffälligen Bürogebäude beim Bahnhof Schlieren, mitten im Industriequartier. Von den Büros im obersten Stock reicht der Blick bis zu den umliegenden Hügeln und Bauernhöfen. Tanja Eder

Die treue Fangemeinschaft macht aus dem Farmingsimulator ein ziemlich stabiles Geschäftsmodell. Es gibt zwar Innovation: Mit jeder Ausgabe wird das Spiel technisch ausgefeilter und erhält neue Inhalte, und es werden neue Märkte und neue Konsolen erschlossen. Auch der Einstieg ins Publishing ist Neuland für Giants. Doch im Kern bleibt sich das Game treu.

Modding: Basteln erlaubt

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Im Gegensatz zu vielen grösseren Firmen setzt Giants auch auf sogenanntes Modding. Das heisst, Spielerinnen und Spieler können ihre eigenen Inhalte bauen und ins Spiel integrieren – zum Beispiel ein Motorrad, das sie gerne hätten. Über eine offizielle Plattform können sie diese Inhalte auch mit anderen Gamern teilen.

Giants erlaubt Modding nicht nur, sondern unterstützt es und hat sogar eine Anleitung für «Modder» in Buchform publiziert. Das führe zwar dazu, dass Giants selber weniger Zusatzinhalte verkaufen könne, so Christian Ammann. Das nähmen sie aber in Kauf: Das Modding sei für sie auch ein Indikator für die Wünsche der Fans. Die Tierbabys zum Beispiel, die es in der neusten Ausgabe gibt, gab es vorher schon als Mod.

Läuft alles nach Plan, wird Giants mit seinem Simulator wohl noch viele Jahre immer neue Runden drehen wie ein zuverlässiger Traktor und dafür die Liebe von Landwirtschaftfans auf der ganzen Welt ernten.

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Radio SRF 3, 12.11.2024, 14:42 Uhr.

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