Der Aargauer Marco Burri träumte lange von einem eigenen Spiel. Als Systemingenieur wollte er etwas bauen, bei dem komplexe Systeme dynamisch interagieren. Es sei unmöglich, eine tiefgreifende Simulation in Echtzeit auf einem normalen Heimcomputer laufen zu lassen, habe man gesagt.
Doch genau das habe den Ingenieur in ihm gereizt, erzählt Burri: «Mal schauen, ob das wirklich nicht geht!» So entstanden in der Freizeit erste Schnipsel eines Siedlungssimulators, der damals noch den Namen «Circle of Kerzoven» trug und mittlerweile «Of Life And Land» heisst.
Einblicke ins Spiel «Of Life And Land»
Ursprünglich wollte Marco Burri Erfinder werden. Deswegen machte er eine Lehre als Automatiker. Später bildete er sich zum Systemtechniker weiter und schloss einen Master in Informations- und Kommunikationstechnologie an der Fachhochschule Nordwestschweiz ab.
In seiner Freizeit bastelte der Aargauer gerne an Spielen: Burri war unter anderem an « Legend of Ahssûn » beteiligt, einem umfangreichen Projekt mit einer Spieldauer von bis zu 200 Stunden.
Alles auf eine Karte
Vor rund fünf Jahren beschloss Marco Burri sein Hobby zum Beruf zu machen. Er arbeitete zuerst 50 Prozent, dann 100 Prozent an «Of Life And Land» und kündigte seinen Job. Dazu stützte er sich auf sein eigenes Erspartes. In den ersten Jahren arbeitete Burri als One-Man-Show: Vom Programmieren bis zum Design der Tiere machte er alles selber.
Dann holte er sich weitere Leute ins Boot: Iris Wippich kümmert sich mit einem kleinen Pensum um die Kommunikation, Manuel Wirth unterstützt als studierter Game-Entwickler bei Narration und Design, Wayne Hintermann hilft neben seinem Studium beim Testen. Hinzu kommen Publisher und Freelancer.
Bei allen Beteiligten ist viel Flexibilität gefragt: Momentan kann Burri keine regulären Löhne auszahlen, er beteiligt das Kernteam stattdessen entsprechend der geleisteten Stunden am Gewinn (sobald es einen gibt). Die meisten haben auch noch einen «Brotjob» oder arbeiten an anderen Games – man hilft einander in der Indie-Szene.
Beim Spieleentwickeln fallen aber noch weitere Kosten an, für Kampagnen oder Messen zum Beispiel. Diese stemmt Burri dank Unterstützung der Kulturstiftung des Bundes Pro Helvetia, dem Erlös seiner Kickstarter-Kampagne und Geldern von Investoren.
Auf Erfolgskurs
Am 2. April 2024 kam sein Spiel «Of Life and Land» auf den Markt. Ganz fertig ist es aber noch nicht: Beim sogenannten «Early Access» können Spielerinnen und Spieler das Game bereits kaufen und spielen. Währenddessen arbeitet das Team im Hintergrund weiter am Feinschliff, bügelt laufend Fehler aus und fügt weitere Inhalte hinzu.
Diese Art der Veröffentlichung hat zwei Vorteile: Erstens kann das Team auf Feedback der Spieler und Spielerinnen reagieren. Zweitens entstehen jetzt Einnahmen, die das Spiel hoffentlich über die Ziellinie tragen können.
Für Marco Burri sind derzeit keine Ferien angesagt, sondern eine intensive Zeit: Ob sich das Spiel auf dem kompetitiven internationalen Markt durchsetzen kann, zeigt sich in den nächsten Tagen und Wochen. Die erste Bilanz ist auf jeden Fall positiv: Bereits am ersten Tag fand das Spiel über 1000 Abnehmerinnen und Abnehmer.