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25 Jahre Kontext Kunst oder Quote? Ein Blick in die Geschichte der Subventionen

In Debatten um Kultursubventionen erhitzen sich die Gemüter schnell. Weshalb sollte das Theater aus öffentlichen Geldern bezahlt werden, wenn nur ein kleiner Teil der Bevölkerung auch hingeht? Ein Blick in die Geschichte zeigt: Das Dilemma ist nicht neu.

Zürich ist eine lebendige und vielseitige Theaterstadt. Neben dem Schauspielhaus gibt es die Bühnen der freien Szene, es gibt Häuser, die sich eher performativen Experimenten widmen, andere fokussieren auf Kleinkunst. Mit dem Theater Winkelwiese gibt es einen Ort für die zeitgenössischen Dramatik.

Schwarz-weiss Fotografie eines grossen Gebäudes am See.
Legende: Das Opernhaus Zürich kurz nach der Eröffnung 1893. Wikimedia

Kunstsubvention vor über 100 Jahren

Vor gut hundert Jahren war das anders. Die bürgerliche Kultur war die Sache einer kleinen Elite.

Schon 15 Monate nachdem 1890 das alte «Actien-Theater» abgebrannt war, wurde ein neues Theater eröffnet: das heutige Opernhaus.

Beim Standort hatte die Stadt ein Wörtchen mitgeredet, im Gegenzug unterstützte sie das Theater finanziell.

Die Argumente ähneln sich

25 Jahre «Kontext»

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Piercings, Attentate, Jazz und Denkmalschutz: Es gibt kaum ein Thema, das die «Kontext»-Redaktion von SRF 2 Kultur im Laufe der letzten 25 Jahre nicht kritisch beleuchtet hat. Zum Jubiläum werfen die Sendungsmacherinnen und -macher von Juni bis und mit August einen Blick zurück auf die denkwürdigsten Momente.

Hier setzt der Journalist und Historiker Christoph Kohler mit seiner Erforschung der «Entstehungsgeschichte der Theatersubventionen in Zürich» an.

In «Wozu das Theater?» beschreibt er die wirtschaftlichen, politischen und kulturellen Entwicklungen der aufstrebenden Limmatstadt und legt die Argumentationslinien offen, mit denen damals über Theatersubventionen diskutiert wurde.

Erstaunlicherweise verliefen die Debatten ähnlich wie heute: Auch schon Anfang des letzten Jahrhunderts wurde darüber nachgedacht, wie man das Theater für alle zugänglich machen kann.

Was ist der Wert eines Theaters?

Auch damals musste die öffentliche Hand das Theater immer wieder unterstützen, um die immer grösser werdenden Löcher in den Theaterkassen zu stopfen. Auch damals gab es Stimmen, die dies unnötig fanden.

Ein Mann und eine Frau stehen mit ausgebreiteten Armen auf einem Balkon und halten die Hände.
Legende: Theater für die Massen: Das Musical «West Side Story» – hier im Theater11. Keystone

Was ist der gesellschaftliche Wert eines Theaters? Wie rechtfertigt man staatliche Subventionen, wenn Kultur doch das Interesse von wenigen bleibt?

Ist die Kunst frei, wenn sie mit Steuergeldern finanziert wird? Weshalb greifen ökonomische Kategorien nicht, wenn es um Kunst geht?

Kultur als parteipolitischer Spielball

Letzten Winter entging das Theater Winkelwiese nur knapp einer Subventionskürzung im Zürcher Gemeinderat.

Dem Theater Neumarkt droht gar eine Streichung der Subvention, seit diesen Frühling eine provokative Kunstaktion aus dem Ruder gelaufen ist. Experiment oder unnötige Provokation?

In Zeiten, in denen die städtischen Kassen nicht mehr ganz so gut gefüllt sind wie auch schon, wird die Kultur leicht zum Spielball im parteipolitischen Kräftemessen.

Und es fällt auf: Seit einigen Jahren wird auch in der Kulturpolitik mit härteren Bandagen gekämpft. Auch in Zürich.

Unabhängige Kunst kann sich nicht selbst finanzieren

Gerade deshalb lohnt sich der Blick in die Geschichte. Damals wie heute treffen Argumente aufeinander, die eigentlich nicht in Einklang zu bringen sind.

Wenn das Theater ein Ort für die unabhängige Kunst und ein schützenswertes Bildungsgut sein soll, kann es nicht gleichzeitig sich selbst finanzieren und das grosse Publikum anziehen.

Dieses unauflösbare Paradox bestand schon vor über hundert Jahren – und es existiert noch heute.

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