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Aktion #OutinChurch Wenn queere Kirchenangestellte das Coming-out wagen

Mut zum Tabubruch: Ein Dokumentarfilm gibt jenen Katholikinnen und Katholiken eine Stimme, die es eigentlich nicht geben darf.

«#OutinChurch – für eine Kirche ohne Angst» heisst die Aktion, die Ende Januar Schlagzeilen machte. Über 100 römisch-katholische Priester, Seelsorgerinnen, Religionslehrer, Angestellte von christlichen Hilfswerken und Spitälern outeten sich als homosexuell oder trans.

«Ich könnte dafür meine Missio verlieren und damit die Erlaubnis zu unterrichten», sagt Religionslehrerin Lisa Redding in der ARD-Doku «Wie Gott uns schuf», welche die Aktion begleitete. «Doch es ist wichtig, unser Gesicht zu zeigen und unsere Stimme zu erheben und damit zu sagen: Wir sind da!»

Im besten Fall wird weggeschaut

Homosexuell zu sein und für die römisch-katholische Kirche zu arbeiten, ist auch heute noch ein Problem. Im besten Fall wird weggeschaut. Im schlechtesten Fall fühlen sich queere Kirchenangestellte gezwungen, ihre sexuelle Orientierung zu verheimlichen – aus Angst, ihre Stelle zu verlieren. Das gilt für Deutschland – und, etwas abgeschwächt, auch für die Schweiz.

Hier sind es die Kantonalkirchen, die die Seelsorgerinnen, Pfarrer und Religionslehrerinnen anstellen. Kantonalkirchen, die offener sind gegenüber homosexuellen Angestellten. Doch auch in der Schweiz benötigen viele kirchliche Angestellte für ihren Job bei der römisch-katholischen Kirche eine sogenannte Missio vom zuständigen Bischof.

Grosse Akzeptanz an der Basis

Das könne für Homosexuelle zum Problem werden, bestätigt Meinrad Furrer, der sich bei der römisch-katholischen Kirche der Stadt Zürich für queere Menschen einsetzt und im letzten Jahr mit der öffentlichen Segnung von homosexuellen Paaren für Aufsehen gesorgt hat.

«An der Kirchenbasis gibt es eine grosse Akzeptanz gegenüber queeren Menschen, auch queeren Pfarrern oder Seelsorgerinnen», sagt Meinrad Furrer. Anders weiter oben in der Hierarchie: «Viele Bischöfe sind in der Zweckmühle, sie sind der Lehrmeinung verpflichtet, den Vorgaben aus dem Vatikan, auch wenn sie persönlich sehr offen sind.» Und diese Lehrmeinung besagt, dass gelebte Homosexualität und der Dienst in der römisch-katholischen Kirche unvereinbar sind.

Mutig ein Zeichen setzen

Als «unglaublich homophob» bezeichnet Pierre Stutz die Doktrin aus dem Vatikan. Der ehemalige Priester hat sich 2002 geoutet, lebt heute als Autor in Deutschland und engagiert sich in der Aktion #OutinChurch. «Ich habe in dieser Initiative viele junge Menschen kennengelernt, die wie ich damals in Angst leben, ihren Job zu verlieren. Das erschüttert mich und macht mich wütend.»

Pierre Stutz hofft, dass die Aktion ein Zeichen setzten kann und weitere Kirchenangestellte ermutigt, sich zu outen – besonders auch Priester. «Es war schwierig, Priester zu finden, die bei #OutinChurch mitmachen», sagt Pierre Stutz. «Das bedauere ich.»

«Die Strukturen ändern sich nie, wenn nicht mutige Menschen sich outen und die Missstände benennen», ist auch Meinrad Furrer überzeugt. «Dass 100 Menschen mit gutem Beispiel vorausgehen, gibt eine unglaubliche Energie.» Meinrad Furrer ist überzeugt, dass gerade in der Schweiz mit dem dualen System von Bistum und Kantonalkirchen Veränderungen möglich sind.

SRF 1, Sternstunde Religion, 20.2.2022, 10:00 Uhr

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