Für drei Tage wird auch in diesem Februar wieder gefeiert und getanzt. Stars aus ganz Afrika, aber auch aus Europa treten am Amani-Festival auf. Amani ist Swahili und bedeutet «Friede».
Zaghafte Kritik
Der Festival-Mix ist faszinierend. Energiegeladene Künstlerinnen und Künstler zelebrieren ihre schillernden Auftritte: Baströcke werden dabei ebenso ironisch vorgeführt wie Militäruniformen.
Mehr Kritik ist nicht möglich in einem Land, in dem Repressionen den Alltag bestimmen.
Goma und die Gewalt
«Kommen wir zusammen, schaffen gemeinsam Frieden und zeigen der Welt unser Engagement.» Dieses Festivalmotto ist keine Worthülse. Seit 20 Jahren wird Goma wie kaum eine andere Stadt von Gewalt und Krisen gebeutelt.
1994 zum Beispiel sind vor dem Völkermord im angrenzenden Ruanda über eine Million Menschen nach Goma geflüchtet. Die Folge: eine noch nie dagewesenen Cholera-Epidemie.
Auch der Vulkan Nyiragongo bricht immer wieder aus – 2011 hat er ein Drittel der Stadt zerstört. Bewaffnete Aufstände gegen den ungeliebten Präsidenten bis hin zu Belagerungen der Stadt, jetzt gerade das neuste Chaos wegen der Wahlen: Das sorgt für Armut und Gewalt.
Ohne Geld keine Liebe
Und doch leben Tausende junger Menschen in Goma, die weder kriminell noch Kindersoldaten sind. Sie versuchen mit allen möglichen Strategien, einen Alltag zu leben, in dem Lebensfreude ihren Platz findet – jenseits von Gewalt.
Ein schwieriges Thema ist dabei die Liebe. Denn für die Liebe braucht es Geld. Um Mädchen ausführen zu können. Um sich schön zu machen. Um zu heiraten.
Doch Geld ist knapp, und spätestens hier wird es kompliziert. Denn wenn junge Männer eine Frau heiraten wollen, müssen sie der Brautfamilie einen Brautpreis zahlen. In Goma sind die Brautpreise aber inzwischen hoch. So hoch, dass junge Männer ihn kaum mehr zahlen können.
Also bleiben immer mehr junge Menschen unverheiratet und geraten in eine soziale Warteschlaufe. Denn in Goma gelten sie erst als erwachsen, wenn sie verheiratet sind.
Eine Frau, drei Männer
Doch der Wunsch nach Liebe ist da, was man auch am Amani-Festival hören kann, wo die Liebe musikalisch omnipräsent ist. Sie wird auch gelebt. Doch dazu braucht es spezielle Strategien.
Junge Frauen – vor allem aus dem universitären Bereich – setzen oft auf «ChikChokChek». Das sind im Idealfall drei Männer: einer für den Ausgang, einer für gute Ideen an der Uni, der dritte für die nötigen Dollars. Die jungen Frauen bezahlen mit Sex.
«Transaktionale Sexualität»
Wissenschaftlich redet man hier von «transaktionaler Sexualität» und von sozialem Wandel. Denn das gesellschaftliche Gefüge gerät in Schieflage. Weil vor allem ältere Männer sich junge Frauen leisten können, gehen die jungen Männer leer aus und sind entsprechend frustriert.
Zu den Problemen von latenter Gewalt und dauernder Armut gesellt sich in Goma erschwerend dasjenige mit der Liebe dazu. Was viele in Goma nicht vom Feiern abhält. Das Amani-Festival: Es ist ein wichtiger Versuch, etwas Frieden und Stabilität nach Goma zu bringen.