Der Welt geht es schlecht – Tiere und Pflanzen sterben aus, das Klima spielt verrückt. Neue Ideen für einen besseren Umgang mit unserem Planeten sind gefragt.
Das Museum der Kulturen (MKB) in Basel zeigt, wie andere Völker ihre Welt denken und einen pfleglichen Umgang mit ihr betreiben. Was können wir von ihnen lernen?
Bali: Menschen sind nur Zwischennutzer
Fast alle Kulturen denken oder dachten anders als wir. Zumindest bis die Europäer begannen, ab dem 16. Jahrhundert Territorien zur ressourcenoptimierten Nutzung zu erobern.
Zum Beispiel die Balinesen - sie kennen drei Welten: die obere, markiert durch den höchsten Berg der Insel, auf dem die Götter sitzen, die mittlere Welt der Menschen und darunter – Richtung Meer – diejenige der Dämonen.
Die Menschen sind Zwischennutzer, danken den Göttern oben und besänftigen die Dämonen unten und halten so den Kosmos im Gleichgewicht. Alles hängt zusammen – nichts kann ohne das andere existieren.
Für Touristen gilt Bali als Paradies. Sie sind dabei, mit ihrem Platzbedarf für touristische Infrastrukturen die Insel der Götter plattzuwalzen.
Gran Chaco: Der Wald ist ein Wesen
Ähnlich und doch ganz anders sieht es aus in der Welt der Sammler und Jäger des südamerikanischen Gran Chaco in Argentinien, Paraguay und Bolivien: «Der Wald ist ein lebendiges Wesen und kann nur sterben, wenn weisse Menschen darauf beharren, ihn zu zerstören», sagt ein lokaler Schamane.
Das unterscheidet die «weissen Menschen» von den indigenen, die nur sammeln und jagen, was sie unmittelbar brauchen. Für sie ist jedes Tier, jede Pflanze, jeder Baum, jeder Gott, jeder Mensch Teil einer Gemeinschaft. Nichts kann ohne das andere existieren.
Im Moment zählt der Gran Chaco zu den meist abgeholzten Wäldern der Welt.
Das Leben im Gleichgewicht
Die Lebensumstände der Inuit im Grönland, der Apachen in Amerika und der Aboriginies in Australien könnten unterschiedlicher nicht sein. Ihnen gemeinsam ist die Idee, dass gutes Leben nur möglich ist, wenn die Mitwelt im Gleichgewicht ist.
Das MKB zeigt, wie dieses Gleichgewicht jeweils gedacht und hergestellt wird, welche Ethik das menschliche Tun leitet, wie Ahnen, Tiere, Trommeln, Bäume als lebendige Wesen agieren – oftmals als Vermittler zwischen Menschen und Göttern.
Der egozentrische Mensch
Dahinter steckt die Frage, ob und was wir – die «weissen Menschen» – daraus lernen können? Wir betrachten unsere Um-Welt als Ressource, stellen uns nicht neben die übrigen Lebewesen, sondern erheben uns über sie.
Die Ausstellung entlarvt dieses egozentrische Denken und Tun, ordnet den geplanten, extraterrestrischen Ausflug der beiden Tech-Giganten Jeff Bezos und Elon Musk ins All als neustes Kapitel der «weissen» Kolonialgeschichte ein.
Maori: Ihr Fluss hat jetzt Rechte
Können wir überhaupt anders denken – anders handeln? Die Ausstellung liefert keine Antworten, aber bietet Optionen und Denkanstösse.
Die Maori haben 2017 erreicht, dass ihr heiliger Fluss Whanganui als rechtliche Person anerkannt wurde. Er gilt jetzt als unsichtbares, lebendiges Wesen, seine physischen und methapysischen Elemente sind geschützt.
Ein indigener und ein nationaler Fürsprecher sind delegiert, diesen Schutz zu verteidigen. Keine einfache Aufgabe, denn längst ist der Fluss mit Wasserkraftwerken und anderen modernen Installationen verbaut.
Aber es ist der mögliche Anfang eines neuen Denkens.