Egal wohin die Reise führen soll, meist ist auch ein Reiseführer dabei. Mittlerweile gibt es sie für fast jedes Land, jede Region, jeden Ort: von praktisch und einfach bis luxuriös und reich bebildert.
Der Reiseführer im Buchformat wurde vor 200 Jahren von Verleger Karl Baedeker auf dem deutschsprachigen Markt eingeführt. Lange Zeit waren diese Reiseführer so erfolgreich, dass ihr Name gleichbedeutend mit Reisebüchern wurde.
Nun bringt der Baedeker-Verlag eine etwas andere Art von Reisebuch heraus: einen Reiseführer in die Vergangenheit. «Baedeker’s Handbuch für Schnellreisende» heisst es und versammelt Auszüge aus historischen Baedeker Reiseführern.
Dahin, wo etwas los ist
Der Titel des Buches bezieht sich auf eines der ersten Reisebücher, die Baedeker herausgegeben hat: den «Rheinführer für Schnellreisende» von 1932. Damals war der Rhein die erste touristische Attraktion in Deutschland. Seit 1827 bot die Preussisch-Rheinische-Dampfschifffahrts-Gesellschaft Rheinfahrten an.
Die Schiffe stahlen dem Rhein zwar ein bisschen die Show – denn viele reisten noch mehr wegen des Dampfschiffes als wegen der schönen Rheinlandschaft an. Beide aber lockten Besucher und Besucherinnen aus dem In- und Ausland an.
Bescheiden und pompös
Karl Baedekers Bücher wandten sich schon früh an bürgerliche Reisende. An Menschen, die nicht wie der Adel mit eigenen Kutschen und einem Tross an Bediensteten unterwegs waren.
Der Verlag propagierte aber nicht nur eine bescheidene Form des Reisens. Viele Empfehlungen aus den alten Reisebüchern wirken, verglichen mit heutigen Gepflogenheiten, sehr pompös.
In einem Ägypten-Reiseführer von 1897 etwa ist eine Liste von Lebensmitteln, die drei Reisende für eine zweimonatige Tour auf dem Nil mitnehmen sollten: 1 Kilo Malaga-Rosinen, ½ Kilo Sultan-Rosinen, 1 Kilo Korinthen.
Neben verschiedenen Weinen wird empfohlen Branntwein, Cognac, Wermuth und Champagner für Festtage einzupacken - quasi eine eigene Hausbar auf dem Schiff.
Fake Schmuck auf dem Bazar
Zwar gehört heute eine Bar zu jeder Kreuzfahrt dazu. Vieles, was kurios klingt, ist nicht weit weg von dem, was wir heute machen. Man will das Fremde erleben aber den gleichen Komfort haben wie zuhause.
Das Reisebuch macht auch deutlich, dass Reisende früher wie heute von ähnlichen Sachen genervt sind: Kellner, die die teuersten Gerichte empfehlen oder orientalische Schmuckstücke auf dem Bazar, die womöglich in europäischen Fabriken hergestellt wurden.
Anderer Blick auf das Reisen
«Baedeker’s Handbuch für Schnellreisende» wurde von drei Autoren zusammengestellt. Diese haben jeweils die historischen Texte gewählt und kommentiert. Eine gelungene Form, auch wenn das Buch damit stellenweise lustiger sein will, als es ist.
Dennoch bietet es einen anderen Blick auf das Reisen und erinnert an eine Zeit, in der die Fremde tatsächlich noch weit weg und nicht nur einen Klick entfernt war.