Das Bärenland Arosa wurde im August 2018 eröffnet und in kürzester Zeit zu einer riesigen Attraktion. Das Konzept: Tourismus und Tierschutz vereinen.
Rentable Bären-Rettung
Dafür retten die Mitarbeitenden Bären aus Südosteuropa, die nicht artgerecht gehalten werden. Gemäss Bärenland sollen die Tiere in Arosa ein naturnahes Leben mit viel Auslauf kriegen. Der Bärenpark arbeitet mit der Tierschutz-Organisation «Vier Pfoten» zusammen.
Tiere retten, um Besucher anzulocken? Letzten Sommer zählte das Bärenland 35‘000 Besucher. Für die Aroser Bergbahnen war es der beste Sommer aller Zeiten.
Ausser den flauschigen Tieren bietet der Bärenpark: Bären-Minigolf, Bären-Facts, Erlebnisspielplatz und Verpflegung für einen «Bären-Hunger».
Die Geretteten
Begonnen hat alles mit Napa, dem Zirkusbären aus Serbien . Der 12-jährige Bär war der erste Schützling im Bärenland. Er ist sehr gross, da einer seiner Vorfahren ein Eisbär war.
Jahrelang wurde der plüschige Zeitgenosse in einem winzigen Käfig gehalten. Heute teilt er sich knapp drei Hektare mit seinen zwei Artgenossen Meimo und Amelia.
Meimo und Amelia sind erst vor ein paar Wochen im Bärenland eingezogen. Die Neuzuzüger sind noch in der Eingewöhnungsphase im Innengehege.
Die Betreiber des Bärenlandes hoffen, dass sie es Napa gleichtun und bald in die Winterruhe übergehen.
Natürlicher Bärenbestand
2005 kehrte der Bär erstmals nach 100 Jahren zurück in die Schweiz – eine Sensation. Während Landwirte um ihr Vieh bangten, hofften bärenbegeisterte Touristen auf ein Bild des Wildtiers.
Seitdem besuchen uns immer wieder Braunbären, vor allem junge Männchen, aus dem italienischen Trentino. Sie streifen durch das Bündnerland, Tessin und die Zentralschweiz.
Bisher wurden zwei Bären abgeschossen, weil sie den Menschen zu nah kamen. Die anderen kehrten wieder zurück nach Italien. Es gibt heute somit immer noch keine freilebenden in der Schweiz residenten Bären.
Auswilderung nicht möglich
Die Aroser Bären fühlen sich in ihrem Gehege wohl. Sie haben nun ein grösseres, natürlicheres Zuhause als vorher. Aber wäre es nicht noch besser die Tiere freizulassen?
Hans Schmid, Zoologe und wissenschaftlicher Leiter des Bärenlandes, ist anderer Meinung: «Das funktioniert nicht, weil sie sehr menschenvertraut sind. Wenn wir sie laufen liessen, würden sie sofort in die Dörfer gehen und dem Müll nachgehen.»
Das könne gefährlich werden. Deswegen können diese Bären nicht wieder ausgesiedelt werden.
Eine Gefahr für heimische Tierarten?
Doch es gibt auch kritische Stimmen zum Bärenland Arosa. «Es ist gut möglich, dass ein vorbeiziehender Bär seine Artgenossen riecht und neugierig wird», kritisiert Jacqueline von Arx, die Geschäftsführerin von Pro Natura Graubünden.
Die Befürchtung: Wilde Bären müssten abgeschossen werden, wenn sie sich dem Tourismus-Hotspot nähern – aus Sicherheitsgründen. Pro Natura sieht im Bärenland Arosa keinen nachhaltigen Naturschutz, sondern ein gelungenes Marketing-Projekt.