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Tag der Familie «Beruf und Familie – da gibt es noch viel zu tun»

Wie einfach lässt sich Privatleben und Beruf vereinbaren? Inwiefern wird eine ausgeglichene Rollenverteilung in der Familie vom Betrieb unterstützt? Um solche Fragen kümmert sich die Fachstelle UND des Bundes.

  • Die Fachstelle des Bundes zeichnet Schweizer Firmen aus, die sich für die Vereinbarkeit von Beruf und Familie einsetzen.
  • Laut einer Beraterin mangelt es in Betrieben oft an Leitfäden für den Umgang mit schwierigen Situationen im Familienalltag – oder die Mitarbeitenden kennen ihre Rechte zu wenig.
  • Im Vergleich mit nordischen Ländern habe die Schweiz noch einiges zu tun – etwa in puncto Elternzeit und Rollenverteilung zwischen den Geschlechtern.

Familie und Beruf, «Work» und «Life»: Die Fachstelle UND will das zusammenbringen, was viele immer noch trennen. Seit 25 Jahren analysiert die Fachstelle, die vom Bund mitfinanziert wird, Unternehmen und Betriebe – und verleiht ihnen anschliessend das Prädikat «Beruf UND Familie».

Pharmariesen und Schreinerei

Zu den Interessierten gehören grosse Unternehmen, mittelständische und kleine Betriebe: Pharmafirmen und Spitäler, aber auch Architekturbüros und Schreinereien – also gerade auch Betriebe und Unternehmen aus Männerdomänen, in denen auch Schichtdienste an der Tagesordnung sind.

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Für diese Firmen sei die Auszeichnung für familienfreundliche Unternehmenskultur ein wichtiges Aushängeschild, erklärt Sandra Zurbuchen, eine von zehn Beraterinnen und Berater im Team der Fachstelle UND: «Sie wollen ihre guten Leute behalten und neue motivierte Leute ansprechen, die vielleicht in einem Arbeitsmarkt unterwegs sind, wo die Fachkräfte eher fehlen.»

Von Kinderbetreuung bis Lohnpolitik

Für ihr Prädikat hat die Fachstelle UND neun Handlungsfelder definiert: Wie selbstbestimmt und flexibel können die Mitarbeitenden beispielsweise ihre Arbeitszeiten planen? Wie ist die Kinderbetreuung durch das Unternehmen organisiert? Gewährt es auch Vätern eine Auszeit nach der Geburt? Und: Wie transparent sind die Kriterien der Entlöhnung?

Nach Sandra Zurbuchens Erfahrung sind die Klein- und Mittelbetriebe der Schweiz sehr kreativ, wenn es konkrete Situationen gibt, in denen Familie und Beruf in Konflikt geraten: «Da reagieren sie den Mitarbeitenden gegenüber meist flexibel und entgegenkommend. Aber es gibt oft noch sehr wenige konkrete Konzepte und Unterstützungsangebote. Da gibt es noch Nachholbedarf.»

Gleiches Unternehmen, andere Regeln

Ein Beispiel dafür sind die Pflegetage bei Krankheit. Diese Tage stehen Eltern mit Kindern und Mitarbeitenden mit pflegebedürftigen Angehörigen per Gesetz zu. Nur werde in der Praxis oftmals kein Gebrauch davon gemacht, stellt Sandra Zurbuchen fest.

«Oft wird die Abwesenheit über Freitage abgebucht. Eigentlich kennt die Unternehmensleitung die Regeln und sie sind auch im Reglement festgeschrieben. Aber die Leute in den Abteilungen wissen oft nichts darüber – was dazu führt, dass auch innerhalb des gleichen Unternehmens unterschiedlich damit umgegangen wird.»

Prinzip der Gegenseitigkeit

Dabei würden sich solche Fehlzeiten im Endeffekt sogar positiv auf das Unternehmen auswirken, erzählt Sandra Zurbuchen aus ihrer langjähriger Erfahrung: «Auch wenn die Leute kurzfristig fehlen, holen sie die Zeit in der Regel gerne und motiviert wieder nach und erledigen ihre Arbeit trotzdem.» Eine Flexibilität, die die Mitarbeitenden bereit seien aufzubringen, wenn sie auf Gegenseitigkeit beruhe.

Nachholbedarf beim Vaterschaftsurlaub

Sandra Zurbuchen arbeitet seit zehn Jahren bei der Fachstelle. Seit dem hätte sich schon viel getan, sagt sie. Doch wenn man die Schweiz etwa mit nordischen Ländern vergleiche, gäbe es noch viel zu tun – gerade bei der Elternzeit.

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Die Sendung «Kontext» thematisiert, was Betriebe tun, damit ihre Arbeitskräfte Beruf und Betreuung besser vereinbaren können.

«Work-Life-Balance»: Der Begriff ist in aller Munde, doch entpuppt er sich meist als Märchen. «Input» fragt, warum so viele Arbeitnehmende am Ausgleich von Beruf und Privatem scheitern.

«Der Mutterschaftsurlaub ist ja unterdessen da. Aber Elternzeit für Väter ist in Unternehmen nicht wirklich ein Thema. Dabei wäre das für die Familienplanung zentral – wie beide nach der Kinderzeit wieder in den Beruf einsteigen und wie die Arbeitsteilung in der Familie geschieht.» Schliesslich gehe Vereinbarkeit auch die Väter etwas an.

Doch der Blick auf die Statistik ist hier ernüchternd: Gerade mal 12 Prozent der Schweizer Väter arbeiten Teilzeit. Das wiederum läge zum einen an traditionellen Rollenbildern, meint Zurbuchen – zum anderen auch daran, dass Männer für die gleiche Arbeit besser entlöhnt würden.

Sendung: Radio SRF 2 Kultur, Kultur Kompakt, 15.5.17, 06:50 Uhr

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