Wenn Carine Bachmann am 1. Februar 2022 ihr Amt als BAK-Chefin antritt, steht sie von Tag eins an vor grossen Herausforderungen. Denn die bald zweijährige Coronapandemie hat grundsätzliche Probleme der Kulturbranche noch verstärkt und diese in eine Krise gestürzt.
Neue Modelle gesucht
Bachmanns Aussagen zur aktuellen Situation lassen allerdings aufhorchen. Sie hoffe, betonte die 54-Jährige nach ihrer Ernennung , «dass wir die aktuelle Krise nicht nur meistern». Vielmehr sollen sich die Bedingungen für die Unterstützung der Kultur und der Kulturschaffenden langfristig verbessern. Dabei denkt sie auch an neue Modelle zur Finanzierung.
Carine Bachmann weiss dabei aus eigener Erfahrung, was für Schwierigkeiten auf sie zukommen: Seit zehn Jahren leitet sie das Departement für Kultur der Stadt Genf. Sie beaufsichtigt die Museen, Bibliotheken und die Kulturförderung der Stadt.
«Phase von grosser Unsicherheit»
«Wir sind heute in einer Phase von grosser Unsicherheit», räumte Bachmann nach ihrer Ernennung ein. Es sei unklar, ob es in der Kultur zu einem strukturellem Wandel und zu mehr Finanzierungsproblemen kommen werde. «Wir wissen nicht, wie wir gemeinsam das grosse Problem der Arbeitsbedingungen von Kulturschaffenden bewältigen können.»
Wie schon ihre Vorgängerin Isabelle Chassot ist auch Carine Bachmann zweisprachig. Das ist ein grosser Vorteil. Denn nirgends ist der Röstigraben stärker spürbar als in der Kultur. Deutschschweizerinnen gehen selten in die Westschweiz ins Theater oder ins Kino – ebenso umgekehrt.
Beiderseits des Röstigrabens zu Hause
«Meine Familie kommt aus dem Jura, ich bin selbst im Aargau aufgewachsen», sagt Bachmann über sich. Später studierte sie sowohl in Zürich wie in Genf und arbeitete auf beiden Seiten des Röstigrabens. Sie stehe deshalb mit einem Bein in der Deutschschweiz, mit dem anderen in der Westschweiz.
Trotzdem ist die neue BAK-Chefin in der Deutschschweiz eine Unbekannte, aber selbst in der Westschweiz kennt man sie über Genf hinaus kaum. In ihrer Heimat Genf aber hört man viel Gutes. Die studierte Sozialpsychologin und Filmwissenschaftlerin leite das Departement mit seinen 1400 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern und einem Budget von über 250 Millionen Franken mit weiser Hand, heisst es von Politikern und Kolleginnen in Westschweizer Zeitungen.
Kompetente «Chrampferin»
Sie arbeite hart, sei sehr kompetent und könne geschickt verhandeln, so Stimmen über Carine Bachmann. Ob das auch reicht? Ihre Vorgängerin Isabelle Chassot war als ehemalige Freiburger Staatsrätin bestens im Berner Bundeshaus vernetzt.
Ein solches Netzwerk fehlt Carine Bachmann derzeit noch. Neben den grossen Aufgaben im neuen Amt dürfte deshalb eine ihrer ersten Herausforderungen sein, sich in Bern einen Namen zu machen.