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Christopher Street Day Die Pride sind sie ein bisschen leid

Die Zurich Pride ist der grösste LGBTQIA+ Anlass der Schweiz. Wie er finanziert wird, stösst immer wieder auf Kritik. Aber es gibt eine Alternative.

70’000 Menschen waren letzten Samstag in den Strassen an der Zurich Pride und feierten Diversität. Sie demonstrierten, hörten Reden und Live-Konzerte. Der Grossanlass kostet gut eine halbe Million Franken. Rund ein Drittel davon nimmt der Verein Zurich Pride durch Sponsoring von Firmen und Banken ein, die an der Parade mitlaufen und auf dem Festival-Gelände werben.

Als Alternative zur Pride wurde letztes Jahr der antikapitalistische Christopher Street Day (CSD) ins Leben gerufen, der sich nicht durch Sponsoring finanziert und so auch keine Plattform für Firmen bietet, sich queerfreundlicher zu zeigen, als sie sind. Kyle Britz, Mitglied des CSD-Organisationskomitees, befürchtet, die Community verkaufe sich sonst.

Die Sache mit der Grossbank

Ein Schlüsselmoment der Gründung des antikapitalistischen CSD war die Wagenverteilung der Zurich Pride 2022. Der Lesbenorganisation Schweiz (LOS) wurde anfangs kein Wagen zugeteilt, da sie sich erst spät angemeldet hat. Auch das Mitarbeitenden-Netzwerk der UBS hat sich vergeblich um einen Wagen beworben. Sponsoring und Demonstration werden getrennt.

Die queere Community wurde laut, zum Schluss wurde der LOS doch noch einen Wagenplatz zugeteilt. Nach einem Runden Tisch wurden zudem die Regeln zur Vergabe der Fahrzeugplätze für 2023 überarbeitet. Kyle Britz stellt sich trotzdem die Frage: «Wie viel Macht die Banken an der Parade haben?»

Ein Frau mit braunem langen Haar lächelt freundlich. Sie trägt eine Brille in Regenbogenfarben und schwenkt eine Fahne.
Legende: Nicht alle sehen die Zurich Pride durch die bunte Brille wie diese Teilnehmerin. KEYSTONE / Michael Buholzer

Gratis-Anreise per Zug

Alexander Wenger, Co-Präsident der Zurich Pride, entgegnet, man habe dieses Jahr nur Haupt- und Nebensponsoren zugelassen, die das «Swiss LGBTI Label» tragen. Das Label prüfe, dass die Firmen das ganze Jahr über etwas für ihre queeren Mitarbeitenden tun. Ausserdem sei die Zurich Pride nicht gewinnorientiert und das Geld fliesse immer wieder in die Community zurück.

Dieses Jahr bezahlte die Zurich Pride queeren Menschen, die von weit weg anreisen, sogar das Zug-Billet an die Parade. Die Zurich Pride sei parteipolitisch neutral, so Wenger. «Wir möchten nicht unseren Queer-Aktivismus mit Antikapitalismus verknüpfen. Wenn das eine alternative Pride tun möchte, ist das völlig legitim.»

Aktivismus in verschiedenen Formen

«Der Name ‹Pride› sagt es schon. Wir können stolz darauf sein, queer zu sein, aber das reicht nicht. Wir müssen uns auch engagieren. Bunt zu sein und Party zu feiern, ist nicht genug», sagt Britz.

Sie hätten sich für den Namen Christopher Street Day entschieden, weil man sich thematisch an den Stone Wall Riots orientiere. Der politische Aufstand gegen ein unterdrückendes System fand in der Christopher Street in New York 1969 statt. «Wir streben einen politischeren Aktivismus an», sagt Britz.

Bunt zu sein ist Aktivismus

«Was ist denn politischer Aktivismus? Wenn man die mentale Gesundheit von queeren Menschen anschaut, ist es ein politisches Statement, an zwei Tagen in den Strassen laut komplett bei sich selbst zu sein», sagt Alexander Wenger von der Zurich Pride.

Dass es innerhalb der Community zur Spaltung komme, sei ganz normal, führt er fort. «Sechs Prozent der Schweiz identifizieren sich als queer, das sind rund  500'000 Menschen. Eigentlich logisch, dass man da nicht die gleichen Ansichten hat. Wahrscheinlich haben wir alle die gleichen Ziele, aber der Weg dahin ist ein anderer.»

Hinweis: In einer früheren Version des Textes hiess es fälschlicherweise, der UBS sei zuerst ein Wagenplatz zugesagt worden.

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Radio SRF 2 Kultur, Kultur-Aktualität, 21.6.2023, 17:10 Uhr ; 

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