Zum Inhalt springen

Header

Inhalt

In geheimer Mission Codename Isolde: Eine Schweizerin stand am Anfang des CIA

Zur Zeit des Zweiten Weltkriegs wird der Vorläufer des CIAs gegründet: Beteiligt ist die Schweizerin Emmy Radó. Sie starb am 11. Januar 1961.

Das Wichtigste in Kürze

  • Emmy Radó wird 1900 in Herisau geboren und emigriert mit ihrem Mann 1931 in die USA.
  • Emmy Radó hat seit 1938 die Amerikanische Staatsbürgerschaft und wird 1941 vom frisch gegründeten Office of Strategic Services (OSS) angeworben.
  • Als grössten Coup ihrer Karriere bezeichnet Radó die Informationen, die sie für die Operation Torch beschafft – für die angloamerikanische Invasion 1942 in Afrika.
  • Radó leitet das Projekt «Crown Jewels». Ziel dieses Projekts ist es, wichtige Stellen im Nachkriegsdeutschland an Personen zu vergeben die Nazi-Gegner und keine Kommunisten sind.

Flüchtlinge aushorchen für das OSS

Emmy Radó interviewt Flüchtlinge für das OSS, um an wichtige Informationen für den Zweiten Weltkrieg zu gelangen.

New York, 1941: Ein Büro des amerikanischen Auslandsgeheimdiensts, des Office of Strategic Services (OSS). Das OSS gilt als Vorläufer der CIA. Hier werden Flüchtlinge befragt, um wichtige Informationen zu erlangen, die im Verlauf des Kriegs relevant sein könnten. Darunter viele Flüchtende aus Österreich, Deutschland oder Frankreich.

Audio
Heute vor 56 Jahren: Tod der Agentin «Isolde»
aus Tageschronik vom 11.01.2017. Bild: Zindel Pictures International
abspielen. Laufzeit 3 Minuten 44 Sekunden.

Die Frau aus Herisau

Emmy Radó, Codename Isolde, ist eine der Befragerinnen. Sie kommt aus der Schweiz, aus Herisau. Mit Leidenschaft widmet sie sich der Aufgabe. Zwei Jahre später leitet sie bereits die Abteilung, die auch Informationen über hochrangige Personen aus dem Dritten Reich sammelt.

Zugute kommt ihr bei den Befragungen der Kriegsflüchtlinge, dass sie mehrere Sprachen beherrscht. Aufgewachsen ist sie als Tochter eines Deutschen und einer Luzernerin. Später besucht sie in Genf eine Schule für Sozialarbeit und studiert kurz auch Psychologie – danach arbeitet sie als Direktionsassistentin in einem Waisenhaus in Brüssel.

Emmy Radò

Box aufklappen Box zuklappen

Sie wird am 25. Juli 1900 als Paula Emmy Krissler geboren. Der Vater besitzt im appenzellischen Heiden eine Schirmfabrik. Die Mutter ist eine Luzernerin, der Vater Deutscher. 1926 heiratet Emmy Sándor Radó. 1931 ziehen die Rados mit ihrem Sohn nach Amerika. Ab 1941 arbeitet sie für den Geheimdienst. Emmy Radó stirbt am 11.1.1961.

Ein Angebot vom amerikanischen Geheimdienst

In die USA kommt sie dann mit ihrem Ehemann Schandor Radó. Der Psychoanalytiker, der zum inneren Kreis der Freud-Schüler gehört, bekommt nach ihrer Heirat ein Stellen-Angebot in New York. So siedelt Emmy Radó anfangs 1930er-Jahre in die USA über. Ab 1938 ist sie amerikanische Staatsbürgerin.

Radó bekommt einen Job beim «U.S. Committee for care of European Children» und arbeitet an einer Studie über Kriegsflüchtlinge. Auftraggeberin ist Eleanor Roosevelt, die Gattin des damaligen US-Präsidenten. Danach folgt das Angebot des amerikanischen Auslandsgeheimdiensts.

Skandal: Die Agentin kommt in die Schweiz

Als grössten Coup ihrer Karriere bezeichnet Radó die Informationen, die sie für die Operation Torch beschafft – für die angloamerikanische Invasion 1942 in Afrika. Ein Flüchtling liefert ihr dafür in einem Interview Details zu den Häfen in Nordafrika.

1945 kommt Emmy Radó dann sogar in die Schweiz – getarnt als Mitarbeiterin der amerikanischen Botschaft. Es herrschte Aufregung, als die Schweizer Behörden erfahren, dass eine mutmassliche amerikanische Spionin im Land ist – etwas dagegen tun können sie allerdings nicht.

Das Projekt «Crown Jewels»

Radó ist wegen des Projekts «Crown Jewels» in die Schweiz gekommen. Ziel ist es, wichtige Stellen im Nachkriegsdeutschland an Personen zu vergeben die Nazi-Gegner und keine Kommunisten sind. Radó reist von der Schweiz aus nach Deutschland – um diese Leute in Position zu bringen.

Zu ihren Informanten im Projekt Kronjuwelen gehört auch Carl Zuckmeyer. Der deutsche Dramatiker schreibt 1943/44 aus seinem Exil in Vermont um die 150 Charakterstudien über erfolgreiche Schauspieler, Regisseure, Verleger und Journalisten der Weimarer Republik und des «Dritten Reiches».

Auch die Familie wusste nichts

Radós Familie weiss nichts von ihrer Arbeit für den Geheimdienst: Emmy Radós Sohn Peter erzählt gegenüber dem Journalisten Andreas Tobler in der SRF-Sendung Kontext, dass er als Kind einmal zu Gast in Zuckmeyers Exil in Vermont war. Er ahnte zu der Zeit nicht, dass seine Mutter Agentin war und Zuckmeyer seine Mutter mit Informationen belieferte.

Nach dem Krieg wird das Office of Strategic Services aufgelöst – 1946 kehrte Radó in die USA zurück. Am 11. Januar 1961 stirbt sie im Alter von 60 Jahren an den Folgen von Brust-Krebs. Am Tag darauf veröffentlicht die New York Times einen kurzen Nachruf, in dem Radós Tätigkeit für den amerikanischen Geheimdienst gewürdigt wird.

Sendung: SRF 4 News, Tageschronik, 11.1.2017, 10:55 Uhr.

Meistgelesene Artikel