«Bei der Massentierhaltung geht es nicht um die Ernährung von Menschen, sondern um Geld», schreibt Jonathan Safran Foer in seinem Buch «Tiere essen». Der US-amerikanische Autor landete damit 2009 nicht nur einen Bestseller, sondern stiess auch eine öffentliche Debatte rund ums Thema Ernährung an.
Foer selbst hat lange Zeit Fleisch gegessen, schwankte zwischen verschiedenen Ernährungsprinzipien. Bis er anfing, für sein Buch zu recherchieren – und endgültig zum Vegetarier wurde.
Entscheidend für die Publikation war seine erste Vaterschaft. Er wollte nicht nur wissen, ob ein Kind gefahrlos vegetarisch aufwachsen kann. Vielmehr wollte er seinem Sohn erzählen, was Fleisch zu essen bedeutet: Wo kommt es her? Wie wird es produziert? Wie werden die Tiere behandelt, und inwiefern ist das wichtig? Welche Auswirkungen hat Massentierhaltung auf die Umwelt, die Wirtschaft und die Gesellschaft?
Keine Bekehrungsschrift
Wer denkt, dass der New Yorker Schriftsteller ein Plädoyer für den Vegetarismus schrieb, liegt falsch. Das Buch ist viel mehr: Es ist ein brutaler Bericht, eine Aufforderung an die Gesellschaft, neu zu denken. Für Foer ist nicht die Frage wichtig, ob Fleisch essen richtig oder falsch ist. Sondern ob es richtig ist, es so zu tun, wie wir es tun. Nämlich, indem «wir einen Krieg gegen die Tiere führen, die wir essen».
Mit «Krieg» bezeichnet der Autor die «Massentierhaltung, die ähnlich wie Pornografie schwer zu erklären, aber leicht zu erkennen ist». Fleischessen bezeichnet er als Teil unserer Kultur und Geschichte, über die blosse Aufnahme von Kalorien hinaus. Denn: Wieso essen wir Schweine, aber unsere Hunde nicht?
Die Suche nach einem besseren Leben
Jonathan Safran Foer fordert ein Umdenken der Menschen. Sie sollen sich bewusst werden, was auf ihren Tellern liegt: Dass etwa für eine Portion Fisch kiloweise andere Fische sterben. Oder eben, dass Nutztiere oft aus Massenhaltungen stammen. Gerade diese verdrängen viele Konsumenten gerne: Nichts im Kaufhaus erinnert mehr daran, dass das Fleisch im Kühlregal einmal ein Lebewesen war – und das vielleicht weder Tageslicht noch Nächstenliebe kannte.
Weltweit leben heute jährlich rund 450 Milliarden Nutztiere in Massentierhaltung. Für sein Buch wollte sich der Autor ein eigenes Bild solcher Betriebe machen und ging vor Ort. Seine Berichte sind haarsträubend: Er spricht von einer Putenfarm, die nur mit einer Gasmaske betreten werden kann und in der sich zehntausende Truthahnküken zusammendrängen.
Auf den ersten Blick scheinen die faustgrossen Küken niedlich, doch schnell wurde ihm klar: «Die Schnabelspitzen der Küken sind schwarz, ebenso wie ihre Krallen. Manche haben rote Flecken auf dem Kopf. Viele von ihnen sind tot.»
Beitrag zum Thema
Wenn Jonathan Safran Foer solche Bilder beschreibt, dann macht er das Unsichtbare sichtbar. Und fordert so einen neuen Diskurs, der die Art und Weise, wie bis anhin über Fleischessen und Vegetarismus gesprochen worden ist, verändert. Und die Kraft besitzt, zum gesellschaftlichen Wandel beizutragen.