Das Wichtigste in Kürze:
- Die Zeichen stehen auf Entspannung im Kalten Krieg. Erstmals sprechen die Machtblöcke über atomare Abrüstung.
- Die Bürgerrechtsbewegung setzt mit dem «March on Washington» ein eindrückliches Zeichen gegen die Diskriminierung afroamerikanischer Bürgerinnen und Bürger.
- US-Präsident John F. Kennedy wird in Dallas erschossen. Vize-Präsident Lyndon B. Johnson übernimmt das Präsidentenamt.
Trotz der Kältewelle zu Beginn des Jahres 1963, stehen die Zeichen im Kalten Krieg auf Tauwetter. Nach der Kuba-Krise des Vorjahres, realisieren der sowjetische Regierungschef Chruschtschow und US-Präsident Kennedy, dass es wohl kein zweites Mal so glimpflich ausgehen wird.
Chruschtschow ist tief beeindruckt von Kennedys Rede «Strategy of Peace». Amerikaner und Russen nähern sich an: Eine direkte Telefonleitung wird eingerichtet und im Sommer handeln die UdSSR, die USA und Grossbritannien eine Einschränkung für Nuklearwaffentests aus.
Zwischen Friedensbewegung und atomarer Bedrohung
Bob Dylan veröffentlicht sein zweites Album «Free Wheelin‘ Bob Dylan». «Blowin' in the Wind», der erste Song des Albums, wird zu einem der bekanntesten und am meisten gecoverten Songs des späteren Literaturnobelpreisträgers.
Anders als bei seinem Debüt «Bob Dylan» sind die meisten Texte und Kompositionen aus seiner Feder und die Texte befasst sich mit gesellschaftspolitischen Themen, wie der Bürgerrechtsbewegung in den USA oder der düsteren Bedrohung eines Atom-Krieges.
Die Schweizer Bevölkerung muss sich 1963 ebenfalls Gedanken zu Kernwaffen machen. Eine Initiative verlangt, dass die Stimmbevölkerung das letzte Wort hat, ob sich die Schweizer Armee atomar bewaffnet.
Die Vorlage wird deutlich mit über 62 Prozent der Stimmen abgelehnt. Die Schweiz gibt ihr Atomwaffen-Programm aber erst 1988 definitiv auf.
Neue Staaten entstehen – alte verschwinden
Während die neuen Weltmächte USA und UdSSR versuchen, eine friedliche Koexistenz zu etablieren, zerfallen die Kolonialreiche von England und Frankreich.
Im Laufe der Dekolonialisierung erlangen nach dem Zweiten Weltkrieg zahlreiche Staaten in Mittel- und Südamerika, Afrika und Asien ihre Unabhängigkeit.
1963 erlangt Kenia seine Eigenständigkeit und Singapur, Sarawak, Sabah und die Föderation Malaya schliessen sich zur Union Malaysia zusammen. Singapur verlässt nach knapp zwei Jahren 1965 die Union wieder.
Von Träumen und Alpträumen
Das «Time Magazin» wählt Martin Luther King zur Person des Jahres 1963. Die Bürgerrechtsbewegung mobilisiert Ende August 200'000 bis 300'000 Menschen für den «March on Washington». Vor dem Lincoln Memorial hält King seine historische «I have a dream»-Rede.
Knapp ein Jahr nach dem Marsch beschliesst der US-Kongress den «Civil Rights Act» von 1964. Federführend beim neuen Gesetz ist John F. Kennedy, der die Umsetzung jedoch nicht mehr miterlebt. Ende des Jahres kommt der grosse Schock: JFK wird in Dallas erschossen. Die Ergebnisse der Warren Commision, welche die Ermordung des Präsidenten untersuchen, werden bis heute von vielen Menschen angezweifelt und es ranken sich unzählige Theorien um den gewaltsamen Tod Kennedys.
Ereignisse 1963 – Ein Jahr in Bildern
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Bild 1 von 16. Der Sozialdemokrat Willy Spühler übernimmt 1963 das Amt des Bundespräsidenten. Der Verkehrs- und Energieminister ist erst der zweite SP-Mann nach Ernst Nobs, der dieses Amt bekleidet. Im Herbst finden Parlamentswahlen in der Schweiz statt. Die Sozialdemokraten bleiben stärkste Partei. Bildquelle: Keystone.
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Bild 2 von 16. Ronald Biggs ist der Kopf der legendären britischen Posträuber, die 1963 mehrere Millionen Pfund erbeuteten. Bildquelle: Keystone.
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Bild 3 von 16. JFK in Berlin: «Ich bin ein Berliner». Am rechten Bildrand Willy Brandt. Bildquelle: Keystone.
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Bild 4 von 16. Ein Mann betritt 1963 die Leinwand, dem kein Schurke zu durchtrieben ist: James Bond. Der Walther PKK ziehende Über-Agent mit fragwürdigem Frauenbild, nippt nach wie vor an seinem Wodka-Martini. Der Spion wird alle paar Jahre neu verkörpert, genau wie Dr. Who. Die BBC strahlt Ende November jenes Jahres die erste Folge der Sci-Fi-Hit-Serie aus. Bildquelle: Imago / Entertainment Pictures.
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Bild 5 von 16. Die Beatles veröffentlichen im Frühling 1963 ihr erstes Album «Please Please Me». Das zweite Album «With the Beatles» erscheint im Herbst und Ende Dezember erobern die Pilzköpfe den amerikanischen Mark mit der Single «I Want to Hold Your Hand». Die Rolling Stones veröffentlichen im Sommer 1963 ihre Debüt-Single «Come On». Bildquelle: Keystone.
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Bild 6 von 16. «Mother needs something today to calm her down, and though she's not really ill, there's a little yellow pill» sangen die Rolling Stones 1966 in ihrem Song «Mother's little Helper» über Valium. Das Medikament kommt 1963 auf den Markt und verkauft sich auf Anhieb millionenfach. Das Abhängigkeitspotenzial der Tranquilizer wird lange unterschätzt. Bildquelle: Keystone.
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Bild 7 von 16. Der FC Zürich, mit dem späteren Nationaltrainer Jakob «Köbi» Kuhn (Bild), holt sich in der Spielzeit 1962/63 die Meisterschaft. Der FC Basel wird Cupsieger. Der AC Milan gewinnt zum ersten Mal in seiner Vereinsgeschichte den «Europapokal der Landesmeister». Im Final setzen sich die Mailänder gegen den Vorjahressieger Benfica Lissabon durch. Bildquelle: Wikimedia / Comet Photo AG (Zürich).
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Bild 8 von 16. Am 19. Juni 1963 kehrt Walentina Tereschkowa nach dreitägigem Aufenthalt aus der Erdumlaufbahn zurück. Sie ist damit die erster Frau im Weltraum. Tereschkowa ist heute 80-jährig, sitzt für die Putin-Partei «Einiges Russland» in der Duma und träumt von einem Flug zum Mars. Bildquelle: Keystone.
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Bild 9 von 16. Papst Johannes XXIII. war einer der beliebtesten Päpste überhaupt, wegen seiner Wanderleidenschaft auch gerne «Jonny Walker» genannt. Er stirbt am 3. Juni 1963. Bildquelle: Keystone.
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Bild 10 von 16. Papst Paul VI. wird am 21. Juni zum Nachfolger von Johannes XXIII. ernannt. Da er das unter seinem Vorgänger begonnene, «Zweite Vatikanische Konzil» massgeblich gestaltet, wird er von vielen als «Konzilpapst» bezeichnet. Bildquelle: Imago / Leemage.
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Bild 11 von 16. Porsche stellt den Designklassiker 911 an der Automesse in Frankfurt vor. Der Entwicklungsname war 901 – da sich aber Peugeot die Namensrechte für alle dreistelligen Zahlen mit einer Null in der Mitte sicherte, muss das Gefährt in Porsche 911 umgetauft werden. Bildquelle: Keystone.
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Bild 12 von 16. Sekunden nach dem Attentat auf John F. Kennedy, ein Sicherheitsbeamter ist auf den Wagen aufgesprungen. Jackie beugt sich über den schwerverletzten Präsidenten. Bildquelle: Keystone.
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Bild 13 von 16. Die Brücke über den Fehmarnsund, die sogenannte Vogelfluglinie, verkürzt die Reisezeit zwischen Hamburg und Kopenhagen. Bildquelle: Keystone.
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Bild 14 von 16. Der Grafiker Harvey Ball entwirft den Smiley für die interne Mitarbeiterversammlung einer Versicherungsgesellschaft. Bildquelle: Keystone.
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Bild 15 von 16. Übergabe des Friedensnobelpreises am 10. Dezember 1963 durch König Olav von Norwegen (links) an Leopold Boissier, Präsident des Internationalen Komitees vom Roten Kreuz (Mitte). Die von Henry Dunant gegründete Organisation feiert in jenem Jahr zudem ihr hundertjähriges Jubiläum. Bildquelle: Wikimedia.
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Bild 16 von 16. «Dinner for One» läuft erstmals im deutschen Fernsehen während der Show von Peter Frankenfeld und wird der Dauerbrenner der Fernsehgeschichte. Bildquelle: Keystone.
Das waren die Oscars 1963
Stahlblaue Augen überblicken die Dünenlandschaft der syrischen Wüste, das Kopftuch schützt den Engländer vor der ungnädigen Sonne Vorderasiens: «Lawrence of Arabia» wird bei den Oscars als bester Film ausgezeichnet und erhält sechs weitere Goldstatuen, unter anderem für die beste Regie. Peter O'Toole wird in die A-Liga der Schauspielstars katapultiert.
Für den Oscar als bester Hauptdarsteller reichte es für den Iren trotz Nominierung nicht. Dieser geht an Gregory Peck für seine Rolle als Atticus Finch in «To Kill a Mockingbird». Anne Bancroft überzeugt als Helen Kellers Lehrerin Anne Sullivan im Film «The Miracle Worker» und wird als beste Hauptdarstellerin ausgezeichnet.
Das lief in der Hitparade
Die Hitparade ist 1963 geprägt vom Schlager. Freddy Quinn liefert mit seiner Heimweh-Schmonzette «Junge komm bald wieder» einen Hit, der drei Monate die Charts anführt und in der Jahreshitparade auf Platz zwei landet.
Den Sommerhit des Jahres und die meistverkaufte Single lieferte Manuela mit «Schuld war nur der Bossa Nova». Der Song wurde vom Bayrischen Rundfunk wegen folgender Passage indiziert:
Als die kleine Jane grade 18 war, Führte sie der Jim in die Dancing Bar. Doch am nächsten Tag fragte die Mama Kind warum warst du erst heut Morgen da.
Der italienische Schmusebarde Rocco Granata schafft mit dem Song «Buona notte» in der Jahresendabrechnung Platz drei, Gitte Hænnings gesungener Wunsch «Ich will ´nen Cowboy als Mann» ist Nummer vier und Renate und Werner Leismanns Hit «Gaucho Mexicano» landet auf Platz fünf.
Der Skandal des Jahres
Den literarischen Skandal des Jahres liefert Rolf Hochhuth mit dem Stück «Der Stellvertreter». Das «Christliche Trauerspiel» thematisiert und kritisiert die Haltung des Vatikans unter Pius XII. zum Holocaust. Die Aufführungen führen vielerorts zu Protesten von Katholiken – so auch in Basel. Die kritische Auseinandersetzung mit der NS-Vergangenheit kommt in diesem Jahr auch juristisch ins Rollen. Im Dezember 1963 beginnt in Frankfurt der erste Auschwitzprozess.