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Guido Berger über das Spiel «Mundaun»
Aus Audio Aktuell SRF 3 vom 24.03.2021. Bild: MWM Interactive
abspielen. Laufzeit 2 Minuten 43 Sekunden.
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Erstes Game auf Rätoromanisch Game-Entwickler: «Der Schweizer Bezug wurde in Jurys kritisiert»

Wenige Games aus der Schweiz sind so schweizerisch wie «Mundaun» (hier ist das Review). Es ist das wohl erste Game, das komplett auf Rätoromanisch gesprochen ist. Die Schauplätze sind der Surselva und der Region um Mundaun nachempfunden.

Das Game erzählt eine Geschichte vom verstorbenen Grossvater und einem alten Fluch, die Monster entspringen der Schweizer Sagen-Welt. Und Schnaps, Heulader und Militärjargon kommen uns sofort bekannt vor.

Jedoch war dieser starke regionale Bezug eher ein Nachteil, wie Entwickler Michel Ziegler erklärt.

Michel Ziegler

Michel Ziegler

Game-Entwickler

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Michel Ziegler aus Luzern hat sich für sein Spiel «Mundaun» von Schweizer Sagen inspirieren lassen. Für das Game wurde er durch die Selektive Förderung des Kanton Luzerns unterstützt. 2017 hat er das Game-Studio «Hidden Fields» gegründet.

SRF: Was war die Inspiration für «Mundaun»?

Michel Ziegler: Mir ist es wichtig, etwas zu tun, das es noch nicht gibt, inhaltlich und visuell. Ich habe das Szenario gewählt, weil es unverbraucht ist, aber vor allem, weil ich es gut kenne.

Durch den einfachen Zugang hatte ich sehr viel Inspiration direkt vor der Nase. Viele Besuche in der Region, eigene Skizzen und Fotografien oder Archive lösen viel aus. So viele Details, die man dann unbedingt in der Spielwelt unterbringen möchte.

War das auch ein strategischer Entscheid, um über den Schweiz-Bezug einfacher an Fördergelder zu kommen?

Nein, das war im Gegenteil eher ein Nachteil. Beispielsweise bei der Pro Helvetia ist Markttauglichkeit ein wichtiges Kriterium. Von einer Jury wurde dann kritisiert, dass das Game auf Rätoromanisch und mit Untertiteln geplant war, was die Marktchancen in den USA verschlechtern würde.

Strategisch war diese Wahl also sicher nicht. Ohnehin ist es schwierig, mit einem Game viel Geld zu verdienen – dafür würde man besser als Informatiker arbeiten.

Ein Mann mit Jacke und grüner Mütze
Legende: «Mit einem Game viel Geld zu verdienen ist schwierig. Da würde man besser als Informatiker arbeiten.» Entwickler Michel Ziegler. MWM Interactive

Woher kam diese Selbstsicherheit, trotzdem etwas zu tun, von dem einem viele abraten?

Ich hatte einfach ein gutes Bauchgefühl – dass der Stoff durchaus für alle interessant sein kann. Ich finde es auch in Filmen spannend, wenn etwas lokal verankert ist. Ich würde das sogar als einen Trend sehen, dass auf Streaming-Plattformen vermehrt klar lokal verankerte Serien produziert und dann global geschaut werden.

Das Spiel «Mundaun»

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Legende: zvg

Curdin Caminada reist über die Nebeldecke, an die Hänge des Mundaun, um herauszufinden, warum sein Grossvater Flurin bei einem Scheunenbrand ums Leben kam. So beginnt die gruslige Sage von «Mundaun».

Man bewegt sich über die Alp, kombiniert verschiedene Gegenstände, um Türen zu öffnen oder interagiert mit Figuren. Selten wird auch gekämpft.

Ich war aber auch sicher, dass die düstere Sagen-Ästhetik viele anspricht. Ich habe von Spielern aus Japan oder Südamerika gehört, die sofort einen Bezug zu Elementen der eigenen Kultur herstellten. Das gab mir Sicherheit, dass es funktionieren kann.

Etwas mehr als eine Woche ist seit der Veröffentlichung vergangen – sind Sie zufrieden mit den Reaktionen?

Ich bin sehr erleichtert, dass es gut ankommt, ich bekomme viele positive Rückmeldungen. Zahlen habe ich aber noch keine. Immerhin sagt der Publisher, das Game übertreffe ihre Erwartungen. Bis jetzt ist die Produktionsphase finanziert (Anm.: Ziegler hat über sechs Jahre an dem Game gearbeitet, meistens allein), ich bin also bereits auf Null.

Das Gespräch führten Guido Berger und Martina Gassner.

Podcast Geek-Sofa

Das Geek-Sofa – die lockere Gesprächsrunde über Geek-Kultur und Games von SRF Digital.

Weitere Audios und Podcasts

Radio SRF 3, 24.3.2021, 16:15 Uhr;

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