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Frauenrechte im Iran Sie kauft zum Tod verurteilte Frauen frei

Die Iranerin Safoura Bazrafshan lebt seit vier Jahren in der Schweiz. Hier sammelt sie mit Freundinnen Geld, um Frauen freizukaufen, denen im Iran die Todesstrafe droht – weil sie ihre Vergewaltiger töteten.

«Im Iran ist der Mann der Boss. Was der Mann sagt, muss die Frau machen», sagt Safoura Bazrafshan. «Diese Ungerechtigkeit gibt es überall im Iran – auf der Arbeit, im Studium, zu Hause.» Erlebt hat sie die 38-Jährige selbst. Vor allem in ihrem Job.

Weiterbildung nur für Männer

Safoura Bazrafshan arbeitete bei Iran Air als Flugtechnikerin. «Frauen müssen sich da viel mehr beweisen als die Männer», erzählt sie. Sie war eine von nur vier Frauen. Die branchenüblichen Weiterbildungen alle zwei Jahre gab es nur für Männer.

Eine junge Frau blickt vor einer Plakatwand in ihr Laptop.
Legende: Frau mit Fokus: Safoura Bazrafshan setzt von der Schweiz aus Irans Regierung unter Druck. SRF / Oscar Alessio

2009 ging sie gegen Präsident Mahmoud Ahmadinejad auf die Strasse, wurde politisch aktiv. Und musste schliesslich deswegen ihr Heimatland verlassen. Nun lebt Safoura Bazrafshan seit vier Jahren in der Schweiz, hat Deutsch gelernt und studiert Aviatik an der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften.

Die Sache mit dem Blutgeld

Von ihrer Flucht will Bazrafshan nicht erzählen. Über ihr Engagement schon. Sie sammelt Geld, um damit zum Tode verurteilte Frauen im Iran freizukaufen. Frauen, die verurteilt wurden, weil sie ihre Vergewaltiger töteten.

Es klingt für uns unvorstellbar. Aber im Iran (und auch in anderen islamischen Ländern) kann man sich für begangene Straftaten – auch Tötungsdelikte – freikaufen. «Diya» oder «Blutgeld» nennt sich das.

Blutgeld

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Die «Diya» ist ein bestimmter Betrag, der als Wiedergutmachung im Falle einer Schädigung von Leib oder Leben einer Person von der Familie des Täters an die Opferfamilie gezahlt wird. Es spielt dabei keine Rolle, ob die Schädigung vorsätzlich erfolgt ist oder nicht. Auch ein Mord kann mit einer Diya geahndet werden.

Das Justizsystem des Iran veröffentlicht jährlich eine Blutgeld-Tabelle. Die Höhe des Betrags hängt auch vom Geschlecht des Opfers ab. Der Wert der Frau wird auf die Hälfte dessen festgelegt, was bei einem Mann für die betreffenden Vergehen bezahlt würde.

Frauen sind bei diesem Blutgeld besonders benachteiligt. Denn das Leben einer Frau wird als viel weniger wichtig eingestuft, als das eines Mannes. Ist ein Mann in ein Verbrechen involviert, treibt die Familie immer irgendwoher das Geld auf. Bei Frauen kaum.

«Wir wollen sie befreien»

Wenn eine Frau sich also gegen ihren gewalttätigen Ehemann wehrt und ihn dabei tödlich verletzt, sind ihre Chancen gering, durch die Bezahlung des Blutgelds begnadigt zu werden.

In solchen Fällen will Safoura Bazrafshan helfen. «Wir wollen sie befreien.» Viele dieser Frauen seien unschuldig, fügt Safoura Bazrafshan an. Und sowieso sei die Todesstrafe generell absolut inakzeptabel.

Dunkles Haar, pinker Pullover: Eine junge Frau in Denkerpose steht neben einer Säule.
Legende: Erste Erfolge: Zwei verurteilte Iranerinnen konnte Safoura Bazrafshan schon befreien. SRF / Oscar Alessio

Sexistisches Rechtssystem

Im Schnitt muss Safoura Bazrafshan ungefähr 15'000 Schweizer Franken Blutgeld sammeln, um eine Frau freizukaufen. Ihr letzter Fall kostete 500 Millionen iranische Rial Blutgeld, zirka 12'000 Franken.

Zwei Frauen konnten sie schon befreien. Das Geld sammeln sie über Bekannte, oder an Veranstaltungen, an denen sie iranisches Essen verkaufen.

Mit der Bezahlung des Blutgelds unterstützen Safoura Bazrafshan und ihre Freundinnen eigentlich das sexistische Rechtssystem im Iran. Ein Widerspruch?

Kleine Bewegung, grosses Ziel

«Nicht unbedingt», entgegnet Safoura Bazrafshan. Für sie ist klar, dass sie und ihre Freunde mit dieser Aktion mehr wollen, als nur einzelne Frauen zu befreien: «Wir hoffen, dass wir mit der Aktion Druck auf die iranische Regierung ausüben können und die Gesetze geändert werden.»

Wann immer möglich versuchen sie deshalb, die Menschen weltweit auf diese inakzeptablen Gesetze aufmerksam zu machen. «Das klingt nach einem grossen Ziel. Aber besser eine kleine Bewegung, als gar keine. Man muss doch auch mal Verantwortung übernehmen. Ich kann nicht einfach zuschauen und nichts machen.»

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