Mit den parkartigen Anlagen vieler mitteleuropäischer Friedhöfe hat diese Ruhestätte auf den ersten Blick wenig zu tun. Von Weitem sieht das Memorial Necrópole Ecumênica, das auf dem Weltfriedhofstreffen 2015 als international meistbesuchter Friedhof ausgezeichnet wurde, aus wie ein normales Wohngebäude: 14 Stockwerke, helle Fassade, durch Balkons locker gegliedert.
Doch anstelle von Wohnungen birgt das Hochhaus, in dem kürzlich auch die brasilianische Fussballlegende Pelé beigesetzt wurde , 18'000 Grabkammern. Jede einzelne bietet Platz für maximal sechs Tote. Die Preise sind nach Etagen gestaffelt. Unten finden sich die günstigeren Kammern, nach oben wird’s teurer. Wegen der schönen Aussicht.
Wohlfühl-Ambiente im Haus der Toten
Das mag vielleicht morbid klingen, ist aber durchaus ernst gemeint. Auf dem Dach des Friedhofsgebäudes befindet sich ein tropischer Garten – mit Wasserfall, Café und Panorama-Blick auf die Stadt und den nahen Regenwald.
Besucherinnen und Besucher können hier flanieren. Die Lebenden sollen sich in diesem Haus der Toten wohlfühlen. Und das nicht nur auf dem Dach: Der Hochhaus-Friedhof verfügt über die Infrastruktur eines normalen Friedhofs – Kapellen, Krematorium, Mausoleum –, bietet darüber hinaus aber auch einige Extras.
Der Eingangsbereich des Hochhaus-Friedhofs erinnert an eine Hotel-Lobby mit Sesseln, Tischchen und Zeitschriften. Ein Flachbildschirm informiert darüber, wann und wo die nächsten Beerdigungen anfangen.
In den Gängen und Fluren spielt sanfte Musik. Ausserdem gibt es ein Restaurant und sogar einige Hotelzimmer für Besucherinnen und Besucher, die von auswärts kommen.
Hochhaus-Friedhof hat praktische Gründe
Was skurril anmutet, fusst auf rein praktischen Erwägungen. Weil in Santos im subtropischen Süden Brasiliens der Grundwasserspiegel sehr hoch liegt, kommt es oft zu Überschwemmungen. «Normale» Friedhöfe geraten immer wieder unter Wasser.
Im Hochhaus-Friedhof hingegen können die Toten trocken und in Frieden ruhen. Rund drei Jahre dauert der Verwesungsprozess in den Grabkammern des Memorial Necrópole Ecumênica.
Offiziell höchster Friedhof der Welt
Der Friedhof im Hochhaus hat nicht nur einen Eintrag im «Guinness-Buch der Rekorde» als höchster Friedhof der Welt. Er findet auch in der 420'000-Einwohner-Stadt Santos viel Zustimmung.
1983 von dem argentinischen Unternehmer Pepe Altstut erbaut, wurde der Hochhaus-Friedhof bereits einige Jahre später vergrössert. Ein weiterer Anbau ist bereits geplant.
Neben dem Friedhofsgebäude befindet sich auch noch ein Oldtimer-Museum. Altstut, der Gründer der Anlage, war ein begeisterter Auto-Sammler. Und er wollte mit der Kombination aus Ruhestätte für die Toten und Attraktionen für die Lebenden dem Tod seinen Schrecken nehmen.