«Ach, die Warnhinweise, richtig», sagt Otto Waalkes, als erinnerte er sich gerade erst wieder an den jüngsten Wirbel um ihn.
Der WDR hatte den «Otto-Shows» aus den 70er-Jahren Warnhinweise vorangestellt, anstatt auf die Mündigkeit der Zuschauer zu vertrauen, die ein halbes Jahrhundert alte Komik selbst einzuordnen.
Nun sitzt Otto in seinem Hamburger Büro, in seinem Schoss sein neues Buch. Ob es darin Bildelemente gebe, die heute als diskriminierend betrachtet werden könnten, fordere ich den Komiker augenzwinkernd heraus. «Ja, bestimmte Farbkompositionen beleidigen das Auge geradezu und könnten sehr verletzend sein», antwortet Otto scherzend. «Aber das hängt ja von dem Ursprungsmaler ab. Das lasten wir ihm mal an.»
Carl Spitzweg ist einer dieser «Ursprungsmaler», deren Meisterwerke der Komiker liebevoll parodiert. Spitzwegs bekanntestes Gemälde «Der arme Poet» hat Otto uminterpretiert. Er hat sich kurzerhand selbst ins Bett des ärmlichen Dachzimmers gemalt, ausserdem mehrere Ottifanten. Sie sind der rote Faden in dieser witzig-rasanten Tour durch die Kunstgeschichte. Neben dem Pilsumer Leuchtturm seiner ostfriesischen Heimat und Ottos Gitarre.
Er wollte die Entwicklung des Ottifanten von der Steinzeit bis zur digitalen Verarbeitung malen. Weil er das Gefühl hatte, der Ottifant sei in der abendländischen Malerei ein bisschen zu kurz gekommen. «Da habe ich dann mit Ottifanten Werke von Malern versehen, die ich sehr bewundere», erzählt Otto.
Ottifant statt Apfel
Von der Höhlenmalerei über Rembrandt bis hin zu Banksy – dem studierten Kunstpädagogen Otto Waalkes ist eine wunderbar humorvolle Hommage geglückt. Man muss laut auflachen, wenn man sieht, dass der Komiker aus René Magrittes «Der Sohn des Menschen» ein Selbstporträt mit grünem Ottifanten statt Apfel vorm Gesicht gemacht hat.
Jan Vermeers Gemälde «Das Mädchen mit dem Perlenohrgehänge» hat er in «Das Mädchen mit dem Ottifantenohrring» umgedeutet. Hinzu kommen die sehr gelungenen, informativen bis absurd komischen (und garantiert diskriminierungsfreien) Texte.
Kunstpädagoge Waalkes
Fragt sich, ob Waalkes bei einigen Künstlern Hemmungen hatte, deren Werk mit einem Ottifanten zu verschandeln, pardon: auszustatten. «Nein, ganz im Gegenteil», antwortet er. Die alten Meister könnten sich ja nicht mehr wehren. Aber die neuen Meister, die wurden ihn deswegen sogar loben und das als Bereicherung ansehen.
Otto hat seine Bilder in Kenntnis der ursprünglichen Maltechniken geschaffen, Kunstpädagogik-Studium sei dank. «Der Betrachter», sagt Otto, «hat eine Identifikationsmöglichkeit, weil er das Bild erkennt, und sieht dann plötzlich einen Ottifanten integriert und ist dadurch irritiert. Identifikation, Irritation – oh, das klingt gut.»
Warnhinweise machen neugierig
Fragt sich, was der Pädagoge in Otto denn nun zu den pädagogischen Warnhinweisen des WDR sagt. Er habe sich wahnsinnig gefreut. «Die Leute unterstützen mich. Und die Kinder werden neugierig, wovor da wohl gewarnt wurde. Wir haben nur die kleine Pandora-Büchse geöffnet.»
Wie im neuen Buch stösst man in den alten «Otto-Shows» vor allem auf befreiend anarchischen Humor: «‹Hello Paul, you are again the latest!› – ‹Hallo Paul, du bist mal wieder das Allerletzte.›»