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Generationenbarometer Wo bleibt die Generation Golf? Ein Aufschrei gegen die Irrelevanz

Wie steht es um das Zusammenleben von Jung und Alt in der Schweiz? Der neue Generationenbarometer gibt darauf Antwort. Und wer ist – mal wieder – kein Thema? Genau, die Generation dazwischen. SRF-Redaktor Rajan Autze schreibt gegen die Bedeutungslosigkeit seiner Generation an: der Generation Golf.

Ich hatte leider keinen VW Golf. Das kam für meine Eltern gar nicht in Frage. Aber viele meiner Freunde hatten einen. Einige sogar den Golf GTI, das Sportmodell. Tiefergelegt, mit Frontspoiler und breiten Felgen. Der Traum eines jeden Fahrschulschülers!

«Ich geb' Gas, ich will Spass» hiess es passend hierzu in einem Song der Neuen Deutschen Welle. Mit seinem Bestseller «Generation Golf» (2000) hat Florian Illies diesem Lebensgefühl ein Denkmal gesetzt.

Ein Mann im Trainingsanzug hält eine Boombox, dahinter steht ein VW-Golf.
Legende: Nur Spass haben mit Boombox, Ballonseide und dem VW-Golf? Dabei hat die Generation zwischen 1965 bis 1980 sehr viel mehr bewegt. Getty Images/Finnbarr Webster

Der poppige Sound der 80er-Jahre

Meine Jugend war die der 80er-Jahre. Wir hatten nicht nur den Golf. Wir hatten Bruce Springsteen, Madonna, Prince und Michael Jackson. Aus den aufgemotzten Soundanlagen der Kleinwagen dröhnte «What a Feeling» aus dem Film «Flashdance». Man kann von unserer Generation halten, was man will, aber wir haben kulturelle Blüten erlebt.

Das Wort «geil» haben wir in die Umgangssprache eingeführt, und unsere Widerstandsfähigkeit haben wir an Jacketts mit Schulterpolstern trainiert. Wir protestierten in Entenschuhen gegen AKW und waren dabei, als ein Umweltbewusstsein und die Partei der Grünen entstanden.

Frau Mitte 20 steht auf der Bühne, breitet ihre Arme aus und singt inbrünstig. Sie hat ein buntes Kostüm an.
Legende: Pop-Ikone und Trendsetterin: Mit Songs wie «Lucky Star», «Like A Virgin» oder «Material Girl» erklomm Madonna in den 1980er-Jahren den Musik-Olymp. Michael Ochs Archives / Getty Images

Ich würde meinen, unsere Generation hat im Lauf ihrer Jugend so einiges mitbekommen. Ich sage hier nur: Züri brennt, Gorbatschow und Mauerfall. Der Fachbegriff lautet übrigens Generation X (Jahrgänge 1965 bis 1980).

Einfach abserviert? Das schmerzt!

Der Grund, warum ich hier so nostalgisch und angeberisch auf meine Jugend zurückblicke, ist verletzte Eitelkeit.

Immer wieder passiert es mir und gleichaltrigen Gefährten, dass wir mit einem «O.k. Boomer» abserviert werden. Wenn es zum Beispiel um Rassismus, Klimawandel oder Geschlechterfragen geht. Gemeint ist damit: Solche Themen sind für Typen meines Alters zu weit weg oder zu komplex, sowas raffen (Ausdruck der 80er) wir eh nicht, dafür fehlt uns das richtige, «woke» Mindset.

Unsere Meinung zählt nicht, ist wurscht, mega daneben oder einfach nur «cringe». Kurz: Wir leiden an dramatischem Bedeutungsverlust!

Von wegen Boomer

Zunächst mal: Wir sind keine Boomer. Das sind die mit den Geburtsjahrgängen 1945 bis '64. Also wenn schon müsste es heissen «O.k. Xer», oder «O.k. Golfer». Aber das nur nebenbei. Wir wollen ja nicht rechthaberisch sein. Was wichtiger ist: Hey Millennials (1980 bis 1996) und Post-Millennials (1997 bis 2012): Wir leben noch, und wir reden noch mit.

Wir haben keinen Bock auf ein Zombie-Dasein, selbst wenn das in den 80er-Jahren im Video zu «Thriller» einen unbestrittenen Höhepunkt der Filmgeschichte erreichte. Wir sind noch da, und als wir klein waren, kamen genau die Themen auf, die heute en vogue sind.

Die originalen Schlüsselkinder dank Emanzipation

Bodypositivity – hat Meat Loaf vorgelebt. Genderfluidität – schon mal was von David Bowie gehört? Und die Gleichstellung der Frau – fing an mit unseren Müttern, die Führerschein machten und uns allein liessen, um arbeiten zu gehen.

Laut Wikipedia sind wir die erste Generation von Schlüsselkindern. Irgendwie zurückgelassen und lost, aber weder die «lost» (Erster Weltkrieg) noch die «silent generation» (1928 bis '45) . Ehrlich gesagt, wir sind 'ne ziemlich coole Truppe, find ich. Und der VW Golf ist immer noch ne geile Karre.

Radio SRF1, Aktuell, 1.2.2023, 5:40 Uhr

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