Von Samstag bis Montagabend, also noch nicht einmal drei volle Tage verbrachte, Papst Franziskus im Nahen Osten: in Jordanien, in der Westbank mit Bethlehem und schliesslich in Jerusalem. Drei vollgepackte Tage waren das, in denen er neben allen wichtigen Gesprächen auch noch Messen vor palästinensischen Katholiken hielt und Andacht mit orthodoxen Christinnen und Christen.
Gut ausbalanciert und doch von Herzen
Politisch gelang Franziskus ein Balanceakt: In Bethlehem sprach er von einem «Staat Palästina», machte Halt am Sicherheits-Zaun und demonstrierte seine Solidarität mit den Palästinensern.
Anderntags wiederum legte er als erster Papst einen Kranz an Theodor Herzls Grab nieder: eine Ehrenbezeugung für den politischen Zionismus und die Legitimität des Staates Israel. Und In der Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem vermittelte das römisch-katholische Kirchenoberhaupt überdies glaubwürdig sein tief empfundenes Mitgefühl. Selbst Gott hätte sich nicht vorstellen können, was in Auschwitz geschah, sagte der Papst.
Appell an den guten Willen
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Diese Nahostreise war also gleich auf mehreren Ebenen von höchster Bedeutung: ökumenisch, politisch und interreligiös, wobei sich das in dieser Region meistens ungut vermischt. So zielte die Hauptbotschaft des Papst auf den guten Willen der religiösen Autoritäten: Die Anhängerinnen und Anhänger aller drei grossen Religionen sollen sich und ihren Glauben nicht instrumentalisieren lassen. Schon gar nicht dürfe Gewalt durch Religion legitimiert werden, wobei Franziskus den Terror das «absolut Böse» nennt.
Dabei hatte Papst Franziskus nicht nur islamistische Terrorgruppen im Blick, sondern auch extremistische, jüdische Siedler, die seit einigen Monaten Hassverbrechen gegen christliche Einrichtungen verüben. Den christlichen Israelhassern wiederum hielt er eine «Lektion Israelliebe» entgegen, wie die israelische Tageszeitung Ha’aretz anerkennend schrieb.
Bald ein interreligiöses Politikergebet in Rom
Noch etwas glückte dem Papst: Seine Einladungen an den israelischen Staatspräsidenten Shimon Peres und Palästinenserpräsident Mahmud Abbas zu einem gemeinsamen Friedensgebet bei ihm im Vatikan nahmen beide Politiker an! Das gemeinsame Gebet soll laut Osservatore Romano schon am 6. Juni stattfinden.
Mehrfach traf Papst Franziskus auch mit seinem ostkirchlichen Gegenüber zusammen, mit Bartholomaios I. von Konstantinopel, dem Ehrenoberhaupt der Weltorthodoxie.
Sie erinnerten mit ihrer brüderlichen Zusammenkunft erstens an den historischen Friedensschluss ihrer Kirchen vor 50 Jahren am gleichen Ort, in Jerusalem 1964. Und zweitens beschlossen sie weitere Schritte der Annäherung von Ost- und Westkirche. So könnte es bald sogar ein gemeinsames Abendmahl geben, was eine neue Epoche der Ökumene einläuten würde.