Martin Rapaport ist Diamantenhändler. Der US-Amerikaner ist um die 60 Jahre alt, eher klein und etwas rundlich, mit Rauschebart und Kippa. Martin Rapaport wirkt erst einmal sehr gemütlich. Doch er versprüht eine Energie und eine Begeisterung, der man sich kaum entziehen kann. Der US-Amerikaner gilt als einer der einflussreichsten und ebenso umstrittenen Männer im erlauchten Kreis der «Diamond People».
Bekannt wurde Martin Rapaport mit dem Rapaport Report, der die marktüblichen Preise für den edlen Stein transparent machte. Darauf folgte das Kimberley-Protokoll. Es führte dazu, dass Diamanten in den meisten Ländern der Welt nur noch mit Herkunftszertifikat gehandelt werden dürfen. Damit ist freilich noch nicht garantiert, dass Diamanten nicht zur Kriegs- und Terror-Finanzierung oder zur Geldwäscherei verwendet werden.
Geschäftsmann mit Werten
Deshalb ist Martin Rapaport mittlerweile einer der schärfsten Kritiker des Kimberley-Protokolls, das er einst mitinitiierte. Nun arbeitet er an seinem nächsten Projekt: Rapaport will seine Branche vom Blutdiamanten-Image befreien. Er will ein Fairtrade-Label aufbauen für Diamanten. Denn Rapaport ist zwar ein knallharter Geschäftsmann, aber als gläubiger Jude hat er eben auch Werte.
Und so versucht er, seine Branche umzukrempeln. Diamanten sind vor allem in gewissen afrikanischen Ländern die Ursache für brutale Konflikte. Diamanten finanzieren Waffengeschäfte und Geldwäscherei. Das ist allgemein bekannt, direkt vor Augen hatte Rapaport die Probleme jedoch zum ersten Mal auf einer Reise nach Sierra Leone zur Zeit des Bürgerkriegs Ende der 1990er-Jahre.
«Gemeinsam ‹Kumbaya› zu singen reicht nicht»
Er findet es unerträglich, dass seine geliebten Diamanten mit die Ursache sind für Gewalt, Leid und Tod. Doch Martin Rapaport ist Pragmatiker. Mit Argumenten der Ethik und Moral alleine lasse sich niemand überzeugen, sagt er: «Es reicht nicht, nett zu sein und gemeinsam ‹Kumbaya› zu singen. Es muss sich auch finanziell lohnen.»
Bei Diamanten sei das möglich, findet Rapaport. Denn eigentlich wolle doch kein Mann seiner Angebeteten einen Ring mit einem Blutdiamanten an den Finger stecken. Und keine Frau wolle ein Geschenk, das sie mit Gewalt und Ungerechtigkeit in Verbindung bringe. Genau daraus lasse sich Profit schlagen, findet Rapaport: «Für einen Stein mit garantiert fairer Herkunft sind die Menschen sicher bereit, mehr zu bezahlen.»
Warum der Weg zum Fairtrade-Diamanten so steinig ist
Warum passiert denn so wenig? Warum gibt es noch immer kein international zertifiziertes Fairtrade-Label für Diamanten? Martin Rapaport nennt zwei Gründe: Erstens sei das Geschäft mit Diamanten so schon schwierig und risikoreich genug. Die Steine sind selten und jeder vermeintlich gute Stein kann sich bei der Verarbeitung als Fehlinvestition erweisen. Die Branche sei deshalb viel mehr auf das eigentliche Produkt konzentriert als auf dessen Herkunft.
Zweitens liege es oft an den politischen Verhältnissen in den Herkunftsländern. So manches afrikanische Regime verdiene zu gut an seinen Diamanten und sei kaum bereit, etwas vom Profit an seine Bevölkerung abzutreten.
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Es gibt noch viel zu tun
Seit Jahren arbeitet Martin Rapaport hartnäckig an seinem Zertifikat. Vereinzelte Deals konnte er bereits einfädeln. Aber sicherzustellen, dass jeder Arbeitsschritt in der langen Entstehungskette von Diamantschmuck fair abläuft, ist ein langwieriger Prozess.
Das einzig echte Fairtrade-Label in diesem Bereich gibt es bisher erst für Gold. Unter der Aufsicht der Max-Havelaar-Stiftung bieten einige Juwelier- und Goldschmiedegeschäfte in der Schweiz Gold an, das aus fairem Handel stammt.
Letztlich liege es an uns, sagt Martin Rapaport. Es sei wie bei vielen anderen Produkten auch: Der Konsument entscheidet, ob er Ware will, an der Blut klebt. Nur wenn wir hier in der westlichen Welt keine Diamanten von zweifelhafter Herkunft mehr kaufen, könne sich etwas ändern. Darauf setzt Martin Rapaport.