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Eine Frau in einem eleganten Seidenkleid lehnt an einer Theke; darauf steht eine Tafel mit einer Zeichnung zweier Menschen.
Legende: In arabischen Ländern ist die Ägypterin Alyaa Gad ein Youtube-Star. Hildebrand Media

Gesellschaft & Religion Sie klärt die arabische Welt auf: Alyaa Gad

Übergriffe auf Frauen sind in arabischen Ländern weitverbreitet; in der Öffentlichkeit, aber auch im Familienleben. Darum klärt die ägyptische Ärztin Alyaa Glad Araberinnen und Araber über Sex und Gesundheit auf – mit Videos, die sie in der Schweiz produziert. Auch Westler sind daran interessiert.

Eine Frau, die im Internet über Selbstbefriedigung spricht wie über eine Freizeitbeschäftigung, direkt, eindeutig und auf Augenhöhe – das ist in der arabischen Welt ein grosser Tabubruch. Mann und Frau sprächen oft negativ über Sex, erzählt Alyaa Gad. Weil Sex vor der Ehe verboten sei, schauten Männer häufig Pornos und masturbierten. Allerdings mit einem schlechten Gewissen.

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«Es heisst, wenn du masturbierst, wirst du dumm oder blind», sagt Alyaa Gad. In ihren Videos erklärt sie darum, dass Masturbieren in Ordnung sei – «ihr habt keine andere Option». Das brachte Gad viel Ärger, vor allem mit den Strenggläubigen. Aber sie erhielt auch viele positive Reaktionen. Oft hörte sie: «Ich habe mein Selbstvertrauen zurückbekommen; ich hasse mich nicht mehr dafür, dass ich masturbiere.» Alyaa Gad erklärt, dass Sex etwas Schönes sei.

Medizinisches Drumherum schafft Glaubwürdigkeit

In einer Welt, in der Männer erst Sex mit der Ehe haben dürfen und Frauen erniedrigen, weil sie selbst unterdrückt werden – etwa von der Regierung oder vom Chef –, schlägt Aggressivität schnell in Gewalt um. Dabei beginnt guter Sex mit einem guten Gefühl sich selbst gegenüber.

Eine Frau sitzt an einem Pult, vor sich hat sie einen Laptop und ein Buch mit medizinischen Illustrationen.
Legende: Mittels Medizinlexikon illustriert Alyaa Gad, was sie sagt. Hildebrand Media

In kurzen Videosequenzen nimmt Alyaa Gad ihre Zuschauer mit auf Entdeckungsreise: Wie sieht die Vagina von innen aus? Wie ist der Penis beschaffen? Dabei sitzt sie an einem Schreibtisch in einem Büro, neben ihr Modelle vom weiblichen oder männlichen Geschlechtsteil. Das medizinische Drumherum hinterlässt Eindruck. «Ich habe immer ein Buch dabei, Illustrationen in einem Medizinlexikon; das zeige ich den Leuten, dann glauben sie mir», erklärt Gad. Aber bis es soweit war, und vor allem ihre männlichen Zuschauer Vertrauen fassten, vergingen viele Jahre. Heute haben ihre Youtube-Videos meist mehrere hundert Tausend Views, manchmal gar mehrere Millionen.

Begeisterung versus Entsetzen

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Nach ihrem Medizinstudium in Kairo ging Alyaa Gad aufs Land, um den Menschen das Einmaleins der Hygiene zu erklären. Ein grosser Teil der ägyptischen Landbevölkerung kann weder lesen, noch schreiben. Deswegen setzte Gad von Anfang an auf das Medium Video. Mit ihrem Umzug in die Schweiz nahm ihr Projekt Form an. Die ersten Filme waren laienhaft – aufgenommen im eigenen Wohnzimmer unter schlechter Ausleuchtung.

Alyaa Gad sprach über die Früherkennung von Brustkrebs bei Frauen und den vorzeitigen Samenerguss bei Männern. Damit löste sie in der arabischen Welt sowohl Begeisterung als auch Entsetzen aus. Ein Stalker warf ihr vor, sie sei eine Atheistin, die den Tod verdiene. Sie konterte auf Twitter unter dem Hashtag «Warum wir gegen das Sharia Recht sind» – und erhielt Tausende von Tweets und Anfragen aus der ganzen Welt. Moderate Muslime verteidigten sie.

Videos auch auf Englisch

Inzwischen nimmt Alyaa Gad die Videosequenzen mit einer professionellen Produktionsfirma auf; nicht mehr nur auf Arabisch, auch auf Englisch. Denn auch wenn viele Europäer meinen, alles über Sex zu wissen – Alyaa Gad blickt auch hierzulande in fragende Gesichter.

«Immer wenn ich den Menschen hier die Episoden zeigte, waren sie überrascht und sagten: ‹Das weiss ja nicht einmal ich – warum machst du das nicht auch für uns?» Doch Alyaa Gad geht es nicht darum, noch mehr Publikum anzusprechen. Vielmehr setzt sie auf die sexuelle Aufklärung in der arabischen Welt. Denn da gäbe es noch viel zu tun.

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