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Gesellschaft & Religion Varoufakis' Glanz in Griechenland bröckelt

Für die einen war er der rebellische Hoffnungsträger, für die anderen ein selbstgerechter Schönling und Provokateur: Yanis Varoufakis war und ist umstritten. Doch mittlerweile ist manch ein Anhänger skeptisch geworden: Ein Musiker, eine Bildhauerin und ein Journalist aus Griechenland üben Kritik.

«Ja, ich fand ihn zu Anfang gut», sagt Kostas Avgerinos. «Da war endlich mal jemand, der den Politikern der Troika die Stirn bot», so der 46-jährige Familienvater aus Griechenland. Denn die Austeritätspolitik habe vielen im Land geschadet.

Avgerinos weiss genau wovon er spricht. Seit über 20 Jahren gehört der Posaunist fest zum Ensemble des Staatsorchesters Athens. Aufgrund der Sparmassnamen wurde das staatliche Jahresbudget stark gekürzt.

Kurz flammte die Hoffnung auf

Sternstunde Philosophie

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Zeichnung eines Mannes der gestikuliert.
Legende: SRF/Cecilia Bozzoli

Am 24. Januar war Yanis Varoufakis zu Gast in der «Sternstunde Philosophie».

Auch die Gehälter der Musikerinnen und Musiker wurden infolgedessen fast um die Hälfte gesenkt, sagt Avgerinos. «Dadurch konnten wir laufende Kosten nicht mehr tragen und müssen unseren Alltag heute stark einschränken. Wir können nichts mehr planen», berichtet er.

Als die Syriza-Partei den Regierungssitz übernahm und Varoufakis sich von den Gegnern nicht unterkriegen liess, sei das ein Gefühl der Hoffnung gewesen. «Dieses Gefühl haben wir dann aber teuer bezahlt», lacht der Musiker bitter auf. Die letzten Verhandlungen mit den Gläubigern sind nach dem ganzen Hin und Her wohl schlimmer ausgefallen, als wenn man sich gleich darauf eingelassen hätte.

«Das gibt Ärger»

«Ich war von Anfang an nicht begeistert davon, dass Varoufakis zum Finanzminister ernannt wurde», seufzt Anna Moschona-Kalamara. Die Bildhauerin Mitte 60 hat jahrelang als Kunstdozentin gearbeitet.

«Ich lese das Gesicht und die Körperhaltung eines Menschen genau – das ist wohl berufsbedingt bei mir so», lacht sie. Bei Yanis Varoufakis hatte sie gleich ein schlechtes Gefühl. «Das gibt Ärger, dachte ich. Der Mensch tritt zu snobistisch und egozentrisch auf.»

Zu gern vor der Kamera

Davon ist auch Dimitris Kounelis überzeugt. Der 37-Jährige arbeitet als freier Journalist. «Als ich einmal vor dem Parlament arbeitete, konnte ich sehen, wie sich seine ganze Körperhaltung veränderte, sobald eine Kamera auf ihn gerichtet war», berichtet er.

«Varoufakis hatte zu der Zeit den wohl schwersten Job der Welt – aber es war ihm wichtiger, wie er wirkt und aussieht, als was er vollbringt», sagt Kounelis wütend. Als Freischaffender hat er einen sehr schwierigen Status in Griechenland. Ab dem ersten Euro muss er Steuern bezahlen.

Einen Freibetrag gibt es schon lange nicht mehr. Die arbeitende Klasse habe von der Linken keine Unterstützung bekommen. «Varoufakis hat rein gar nichts für uns erreicht – nur, dass wir jetzt noch mehr zahlen müssen und unser Land noch tiefer in die Krise rutscht.»

Europäische Bewegung, griechische Zweifel

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Nur kurz geriet Varoufakis in den medialen Hintergrund. Jetzt wird er am 9. Februar eine linke, paneuropäische Bewegung mit dem Namen «Democracy in Europe – Movement 2025» («DiEM 25») gründen. Die Gründungsveranstaltung findet im Berliner Theater Volksbühne statt und kostet Eintritt: Zwölf Euro, ermässigt acht Euro.

«DiEM 25» habe einen einfachen Slogan, sagte Varoufakis vergangene Woche in einem Interview im griechischen Privatsender Skai: «Demokratisiert die EU». Ob ausgerechnet der unberechenbare Yanis Varoufakis das Potential dazu hat, die EU zu demokratisieren – daran zweifeln viele Griechinnen und Griechen.

Viele Griechen sind bitter enttäuscht

Ob bereits bei der Wahl von Varoufakis zum Finanzminister oder erst später – der Großteil der griechischen Bevölkerung steht Varoufakis heute skeptisch gegenüber. Der widersinnige Volksentscheid, die enttäuschenden Verhandlungen mit den Gläubigern in Brüssel, die noch immer andauernden Kapitalverkehrskontrollen: Für all das und den nun noch stärkeren Sparkurs machen sie neben den Institutionen und Ministerpräsident Alexis Tsipras auch Yanis Varoufakis verantwortlich.

Viele sind der Meinung, der damalige Finanzminister habe durch seine Verhandlungstaktik nur unnötig Zeit verloren und zahlreiche Existenzen damit zerstört. Durch die andauernden Kapitalverkehrskontrollen und die ständige Unsicherheit, ob Griechenland in der Eurozone bleibt, mussten viele mittelständische Unternehmen schließen. Die Menschen in Griechenland sind resigniert. Ihre Hoffnungen wurden bitter enttäuscht.

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