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Glosse zu neuer KI «Baby Grok» Elon Musks neueste Innovation: Die Kindererziehung

Julian Mintert

Redaktor

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Julian Mintert hat mal Philosophie studiert. Das sagt eigentlich alles. Heute ist er Redaktor bei SRF Kultur und Vater von drei Söhnen.

Überlastete Eltern weltweit reiben sich die Hände: Denn bald soll «Baby Grok» auf den Markt kommen. Eine KI für Kinder – entwickelt von Elon Musk, dem Mann, der schon Raketen, Autos und Twitter in den Orbit geschossen hat. Jetzt also folgt die KIndererziehung.

Stellen Sie sich vor, Baby Grok ersetzt künftig die Babysitterin. Gutes Personal ist heute schliesslich schwer zu finden. In einem voll automatisierten smarten Home öffnet die KI Türe und Toren. Sie wiegt das Kind in den Schlaf, liest vor, bereitet Mahlzeiten mit dem Thermomix zu – und wenn’s sein muss, diskutiert sie auch über Nietzsche. Oder die Vorzüge von Hitler, wie einige Grok-User jüngst feststellten. Je nachdem, was der Algorithmus gerade für pädagogisch wertvoll hält.

Klar, da sind noch ein paar Glitches. Ein bisschen Rechtsdrall hier, ein paar Fake News da. Aber hey – das Leben ist eine Kosten-Nutzen-Rechnung. Denken Sie doch mal rational, wie ein Chatbot. Wenn die Kleinen mal wieder unbedingt fernschauen wollen, soll sich Baby Grok doch kümmern. Nicht mehr Ihr Problem.

Mein Jüngster, keine drei Jahre alt, weiss bereits, wie man ‹Aleska› bedient.

Eine grosse Neuheit ist KI für Kinder ohnehin nicht. Baby Grok & Co. machen sie durch ihre Sprachsteuerung schlicht barrierefreier. Niemand muss mehr lesen oder tippen können. Als gute Eltern wollen Sie das Frustrationspotenzial doch sicher minimieren?!

Das steckt hinter Elon Musks KI-Projekt

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Smartphone mit Grok-Logo, verschwommener Bildschirm im Hintergrund.
Legende: Imago/imagebroker

2023 hat Elon das KI-Startup xAI gegründet. Offizielles Ziel des Unternehmens ist es, «die wahre Natur des Universums zu verstehen».

Herzstück ist der Chatbot Grok, der mit Musks Plattform X (ehemals Twitter) verknüpft ist.

Grok soll laut xAI «eine rebellische Ader» haben und auch Fragen beantworten, denen andere KI-Systeme ausweichen. Zuletzt stand Grok wegen technischer Ungenauigkeiten in der Kritik. 

«Baby Grok» wäre eine Erweiterung des Chatbots – speziell für Kinder.

Mein Jüngster, keine drei Jahre alt, weiss bereits, wie man «Aleska» bedient. Gemeint ist natürlich Amazons KI-Sprachassistentin «Alexa». Trotz dieser sprachlichen Eigenheit verstehen die beiden sich blendend. «Aleska», schafft es mein Sohn immer wieder, die KI zu aktivieren – woraufhin diese freundlich fragt, womit sie gerade helfen kann. Es folgt das Gebrabbel eines Kleinkinds – und irgendwie erschallt am Ende immer wieder der Kinder-Megahit «Babyshark». Ein technisches Wunderwerk.

Wehe aber, ich trenne Kleinkind und KI. Dann bekomme ich den ganzen Ärger eines Meters puren Trotzes ab. «Toddler-Tantrum» nennt sich das. Wenn es nach meinem Sohn ginge, würde er Aleska den ganzen Tag kontrollieren. Überhaupt haben Kinder oft sehr diktatorische Tendenzen. Sie wollen die Bettgehzeiten, die Musik und den Speiseplan bestimmen.

Warum diese «Leadership»-Qualitäten also nicht schon früh schulen – und mit digitalen Kompetenzen kombinieren, statt sie zu unterdrücken? Und wer könnte das besser als Groks künstlich intelligente Avatare mit «besonderen» Persönlichkeiten?

Hand hält Smartphone mit Anime-Charakter auf dem Bildschirm.
Legende: Bevor Baby Grok an den Start geht, müssen noch ein paar Kinderkrankheiten auskuriert werden. In der Erwachsenenversion des Tools wurde KI-«Begleiterin» Ani jedenfalls sehr schnell sehr anzüglich, wie User berichteten. Getty Images/Cheng Xin

Ideal auch für alle Helikoptereltern: Die eingebaute Filterblase in Baby Grok. Denn Musks Weltbild ist scheinbar automatisch im Chatbot integriert. So schirmen Sie ihr Kind bestmöglich von der woken Ideologie ab, die laut Musk alles weichspüle und nur gefällige Antworten gebe. Die Kleinen lernen endlich wieder, hart zu sein.

Vielleicht ist ‹KIndersitting› die Lösung, um den KI-Hype endlich einzulösen.

Mit den neuen Skills bestimmen die Kids schon bald den Alltag. Dieser mag auf Sie monoton wirken – doch die Routine ist fantastisch für den Energiehaushalt. So können erschöpfte Eltern auf der Arbeit plötzlich wieder brillieren. Schliesslich wird «Grok» im App-Store unter Produktivitäts-App geführt. Vorausgesetzt, Ihr diktatorisch geschulter Spross lässt Sie noch arbeiten.

Kind auf den Schultern eines Mannes mit gelbem Vorhang im Hintergrund.
Legende: Elon Musk konnte schon immer gut mit Kindern. Nicht umsonst hat er seinen Sohn schon mit zu einem Termin ins Weisse Haus genommen. Keystone/Alex Brandon

Tatsächlich haben sich die grossen Produktivitätsgewinne durch KI noch nicht voll manifestiert. Viele Firmen suchen noch immer nach dem grossen Geld. Vielleicht klappt's ja mit der «KIndererziehung». Schliesslich zahlen Eltern gerne auch mal 1300 Franken für einen Veloanhänger. Alles zum Wohle des Kinds. Das weiss natürlich auch Marketing-Profi Musk – der mit seinen 14 Kindern längst die perfekte Marktstudie durchgeführt hat.

KI-Barbie macht Baby Grok Konkurrenz

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Blonde Puppe in silberner Jacke und 'Hello' Shirt, in Hand gehalten.
Legende: Imago/photothek

Spielzeughersteller Mattel spannt neuerdings mit ChatGPT zusammen, um eine neue Generation sprechender Spielsachen zu entwickeln. Noch vor Weihnachten soll die erste KI-Barbie auf den Markt kommen – mit Beauty-Tipps und Rechenhilfe inklusive.

Die EU stuft KI-Spielzeug aktuell allerdings als «hochriskant» ein. Bereits eine erste sprechende Barbie scheiterte an Datenschutzbedenken.

SRF4 News, 13.7.2025, 3:00 Uhr.

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