Ist die Genussorgie noch nicht vorbei? Noch lange nicht. Weiterhin springt einem der Farbton «Buttergelb» entgegen – sei es auf Instagram, auf der Zalando-Startseite, in Einrichtungshäusern oder Konzertbühnen.
Wandelnde Butterbrote wie Timothée Chalamet an der Oscar-Verleihung oder Lauryn Hill an der Met-Gala im Mai zementierten die Farbe als modisches Must-have. Wir schmolzen dahin.
Ranzig? Spiessig? Papperlapapp. Die Farbe verkörpere die kleinen Freuden des Lebens, so die euphorisierten Modemagazine. Nicht gerade das Gelbe vom Ei – aber eben von der Butter. Ein blasses Gelb. Zart, sommerlich, leicht.
Aber, dass Streichfett als sommerliches Sakko, Schal oder Sofa Karriere macht, war nicht gerade absehbar. Könnte doch der Namensgeber mit einem Imageproblem zu kämpfen haben.
Seit den 70er-Jahren herrscht das Diktat der mediterranen Küche. Olivenöl: hui, Butter: pfui.
Der goldene Geschmacksträger verfeinere zwar Saucen, mache Spaghetti geschmeidig und Fleisch zart. Aber: die Kalorien! Die gesättigten Fettsäuren! Die Umwelt!
Fun Fact: Die Butter in den USA ist meist weiss, denn die Ami-Kühe kriegen selten frisches Gras .
Der Ruf hat sich jedoch gewandelt. Foodblogger drapieren mittlerweile die aufgeschlagene Basilikum-Zitronen-Butter in silbernen Eisschalen. Ist das Lebensmittel erst rehabilitiert, lebt es sich als Trendfarbe ganz ungeniert.
Amüsant waren die Diskussionen auf der Online-Plattform Reddit. Während die US-amerikanische Vogue, ELLE und Cosmopolitan nicht müde wurden, buttergelbe Outfit-Empfehlungen zu servieren, sagten User: «Ähm … unsere Butter hier ist gar nicht gelb.»
Fun Fact: Die Butter in den USA ist meist weiss, denn die Ami-Kühe kriegen selten frisches Gras. Darin ist Beta-Carotin enthalten, was die Butter gelb färbt.
Gelb steht doch den wenigsten? Wie können es nun alle lieben?
Oranger Präsident, weisse Butter. Man kann nicht alles haben. Deshalb fügen einige US-Hersteller sogar Farbzusätze hinzu. «Fake it till you make it» im cremigsten Sinn des Wortes.
Nun muss noch der Elefant im Raum angesprochen werden. Ja, die Farbe Gelb wird mit dem Zusatz «Butter» geadelt. Aber: Gelb steht doch den wenigsten? Wie können es nun alle lieben?
Hier blitzt des Farbtons wahre Persönlichkeit hervor. Buttergelb, der «People Pleaser» der Farben! So freundlich, so umgänglich.
Buttergelb passt sich an. Es ist genug Weiss drin, dass es mit jeglichen Farben kombiniert werden kann. Gilt fast schon als neutrale Farbe.
Ein Farbton, der eigentlich ein Spagat ist zwischen elegantem Minimalismus und sonnigem Beach-Look. Irgendwie locker, dennoch chic. Irgendwie tröstlich, aber auch nichtssagend. Sie entschuldige sich auf pastellige Weise, eine Farbe zu sein, lamentiert die «Süddeutsche Zeitung».
Böse Zungen behaupten, auf die Pantone-Farbgurus sei sowieso kein Verlass mehr.
Wer sich trotz softer Butter die Zähne ausbeisst? Wahrscheinlich die Trendfarbe-Vorhersager bei der US-Firma Pantone. Die überlegen sich jedes Jahr im Dezember, welche Farbe zu dem passt, was die Welt gerade bewegt.
Ihre Prognose: «Mocha Mousse». Zwar auch kulinarisch angehaucht, nur eben zu pigmentiert. Böse Zungen behaupten, auf die Pantone-Farbgurus sei sowieso kein Verlass mehr. Während sie letztes Jahr einem weichen Pfirsich-Ton huldigten, war die Welt im giftgrünen «Brat»-Fieber gefangen.
Natürlich wird auch die Trendfarbe Buttergelb irgendwann abgelöst. Das ist auch denjenigen klar, die Buttergelb jetzt noch durch ihre rosarote Brille anschmachten. Obwohl: In diesem Fall wäre es dann wohl eher ein heller Lachs-Ton.