In der Basler Predigerkirche stehen keine Kirchenbänke mehr, sondern medizinisches Inventar. Die Kirche liegt direkt neben dem Unispital, deshalb hat die christkatholische Gemeinde Basel zugestimmt, dass ihre Kirche ab Montag als Notfallstation genutzt wird.
Das sei ein Dienst an der Gesellschaft, sagt Pfarrer Michael Bangert. «Für uns war sofort klar: Wir nehmen die Patienten mit offenen Armen auf.»
Das gehöre zur christlichen Nächstenliebe, sagt Bangert: «Dass wir nicht nur für die armen Kranken beten, sondern sagen: Wir verzichten jetzt auf dieses Gebäude, das uns viel bedeutet.»
Gottesdienste absagen?
Ihre Gottesdienste feiern die Basler Christkatholikinnen und Christkatholiken in nächster Zeit im nahegelegenen Gemeindehaus.
Ob kirchlichen Veranstaltungen überhaupt stattfinden sollen, müssen sich derzeit alle Kirchen fragen. Bei der römisch-katholischen Kirche liegt die Entscheidungshoheit bei den einzelnen Bistümern, die Schweizer Bischofskonferenz macht lediglich Vorschläge.
Kein «Suppenzmittag» in St. Gallen
Im Bistum St.Gallen seien bereits Veranstaltungen abgesagt worden, erzählt Sabine Rüthemann, die Kommunikationsbeauftragte des Bistums: «Wir sind mitten in der Fastenzeit, da gibt es sogenannte Suppenzmittag. Viele von diesen Anlässen wurden abgesagt.»
Auch bei Gottesdiensten gebe es Veränderungen. Man verzichte beim Friedensgruss darauf, sich die Hand zu geben – wie sonst üblich. Ausserdem würden sich die Kommunion-Austeiler während des Gottesdienstes nochmal die Hände waschen und desinfizieren.
In Eucharistiefeiern erhalten die Gläubigen die Kommunion ausschliesslich auf die Hand, von der Mundkommunion sei abzusehen, heisst es auf der Website des Bistums St. Gallen .
Gegen Viren im Weihwasser
Weiter bleiben die meisten Weihwasser-Becken in den römisch-katholischen Kirchen leer. Weihwasser kann man aber weiterhin beim Sakristan oder Seelsorger beziehen.
Keine Panik
Die Kirche wolle helfen, dass sich das Virus nicht zu schnell verbreite, sagt Sabine Rüthemann. Panik sei aber genauso schädlich wie der Virus selbst: «Wir hoffen, dass es eine gute Balance gibt, und wir weiterhin in den Gottesdiensten auch für einen guten Verlauf dieser Epidemie beten dürfen.»
Vorsichtsmassnahmen treffen aber Panik vermeiden, das will auch die evangelisch-reformierte Kirche. Sie gibt die Empfehlungen des Bundes an ihre Mitglieder weiter. Jede Kirchgemeinde entscheidet selbst, wie sie konkret handelt.
Gottesdienstbesucher werden registriert
Im Berner Münster zum Beispiel registriert man Besucherinnen und Besucher der Gottesdienste, erklärt Münsterpfarrer Beat Allemand: «Die Leute müssen deklarieren, wenn sie in Ländern unterwegs waren, wo das Coronavirus häufig auftritt. Diese Leute müssen wir dann abweisen.» Das seien die Vorgaben des Kantons.
Man wolle die Menschen aber nicht allein lassen, sagt Allemand: «Wenn wir die Gottesdienste ausfallen lassen müssen, wie am vergangenen Wochenende, ist es wichtig, dass wir vor Ort sind und die Leute ihre Fragen und Bedenken äussern können.»
Eine Seelsorge-Hotline sei momentan nicht geplant, ergänzt der Münsterpfarrer. Telefonnummern der Pfarrpersonen seien bekannt. Wer das Bedürfnis habe, könne sie telefonisch erreichen.
Sendung: Radio SRF 2 Kultur, Blickpunkt Religion, 8.3.2020, 08:08 Uhr.