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Kirchliche Kehrtwende Evangelisch-methodistische Kirche öffnet sich für queere Menschen

Die Evangelisch-methodistische Kirche erlaubt gleichgeschlechtliche Ehen und lässt Queere zu kirchlichen Ämtern zu – ein historischer Entscheid.

Die Evangelisch-methodistische Kirche (EMK) öffnet sich gleich zweifach für queere Menschen: Neu sind sie zu kirchlichen Ämtern zugelassen. Zudem wird das Eheverständnis erweitert: Gleichgeschlechtliche Paare können sich jetzt kirchlich trauen lassen. SRF-Religionsredaktorin Léa Burger über einen historischen Entscheid.

Léa Burger

Religionsredaktorin

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Léa Burger hat Religionswissenschaft, Politik und Gender Studies an der Universität Zürich studiert. Seit 2015 ist sie bei SRF tätig, unter anderem als Produzentin des Talks «Schawinski». Seit 2019 arbeitet sie als Fachredaktorin Religion.

Wer hat entschieden, dass sich die Evangelisch-methodistische Kirche öffnet?

Das höchste Gremium der Kirche, die sogenannte Generalkonferenz, hat vom 23. April bis zum 3. Mai in Charlotte, im US-Bundesstaat North Carolina, getagt. Über 700 Delegierte aus der ganzen Welt waren dabei. Mit deutlicher Mehrheit von 93 Prozent und ohne grosse Diskussionen haben sie dafür gestimmt, dass zukünftig Homosexuelle Kirchenämter übernehmen und ordiniert werden oder auch heiraten dürfen.

Warum gilt der Entscheid gilt als historisch?

Homosexualität wurde in der methodistischen Kirche lange als Sünde und als unvereinbar mit der christlichen Lehre angesehen. Ab den 1970er-Jahren wurde der Umgang mit queeren Menschen kontrovers diskutiert.

Elemente des methodistischen Glaubens

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Die Anfänge der EMK gehen auf die beiden anglikanischen Pfarrer John und Charles Wesley zurück. Ihnen war tägliche Bibel-Lektüre, Gebet, Fasten und Wohltätigkeit wichtig. Bis heute ist das Evangelium und soziales Engagement, etwa für geflüchtete oder obdachlose Menschen, wichtig. Gottesdienste sind traditionell oder innovativ und partizipativ. Sie finden nicht nur in Kirchen, sondern auch in Cafés oder anderen Räumen des nicht kirchlichen Lebens statt.

Gerade in den letzten Jahren bemühte man sich um Öffnung. Doch nicht ohne hitzige Diskussionen. 2019, an einer ausserordentlichen Generalkonferenz, wurde eine Öffnung nur knapp abgelehnt. Damit waren viele nicht einverstanden und überlegten öffentlich, sich abzuspalten.

Kam es zur Spaltung innerhalb der methodistischen Kirche?

Im grösseren Ausmass nicht. Die methodistische Kirche ist mit dem Konferenzsystem recht demokratisch, fast föderalistisch, organisiert. Für regionale und kulturelle Differenzen gab es immer schon einen gewissen Spielraum.

So ist die Evangelisch-Methodistische Kirche organisiert

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Die EMK ist Teil der United Methodist Church (UMC). Diese umfasst weltweit ca. 12 Millionen Mitglieder. In der Schweiz ist die EMK mit etwa 5000 Mitgliedern eine kleine Kirche. Sie zählt zu den Freikirchen, ist jedoch auch dem Verbund der evangelisch-reformierten Landeskirchen, der EKS, angeschlossen.

Die EMK organisiert sich in Konferenzen. Diese Kirchenparlamente gibt es auf verschiedenen Ebenen: Die jährlichen Konferenzen umfassen eine Region oder mehrere Länder. Die Schweiz tagt zum Beispiel zusammen mit Frankreich, Belgien und Nordafrika. Zusammen gehören sie zur übergeordneten Zentralkonferenz Mittel- und Südeuropa. Der Schweizer Bischof Stefan Zürcher steht ihr vor. Sie umfasst 13 Länder, etwa auch Polen, Österreich, Serbien oder Nordmazedonien. Nach den Zentralkonferenzen ist die Generalkonferenz das oberste Leitungsgremium. Sie kann das Kirchenrecht revidieren oder Resolutionen verabschieden.

Nach 2019 bemühte man sich sehr, in Dialog und Austausch zu bleiben. Einige eher traditionelle, konservative Gemeinden sind aber ausgetreten. In den USA, wo die meisten Methodistinnen und Methodisten leben, haben sich immerhin 25 Prozent der Gemeinden abgespalten. In der Schweiz gingen zwei Gemeinden, wobei es hier auch noch andere Gründe für den Austritt gab.

Was bedeutet der Entscheid für die Schweizer Methodistinnen und Methodisten?

Hier gab es schon länger Bemühungen, die Rechte Homosexueller zu stärken. Der für die Schweiz zuständige Bischof, Stefan Zürcher, sagte mir, dass dies nun umgesetzt werden könne. Die Änderungen sollten nächsten Frühling, nach der Zentralkonferenz, in Kraft treten. Zürcher sagte auch, dass das Risiko einer Kirchenspaltung in der Schweiz überwunden sei. Der Prozess sei nicht einfach, aber lehrreich gewesen.

Gab es Kritik am neuen Entscheid der Generalkonferenz?

Bischof Zürcher habe noch keine gehört. Es bleibe abzuwarten, wie die Entscheidung weiter aufgenommen und umgesetzt wird. In afrikanischen Ländern, wo es nebst den USA die meisten methodistischen Gemeinden gibt, und in denen Homosexualität verboten ist, könnte es aber herausfordernd werden. Allenfalls hilft ein zweiter wichtiger Entscheid der Generalkonferenz: Die sogenannte Regionalisierung der Gemeinden soll weiter institutionalisiert werden. So soll mehr auf regionale und kulturelle Gegebenheiten Rücksicht genommen und die Vielfalt unterstützt werden.

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Radio SRF 2 Kultur, Kultur-Aktualität, 8.5.2024, 8:06 Uhr. ; 

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