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Matthias Bruggmann im Gespräch
Aus Kultur kompakt vom 18.10.2018. Bild: Matthias Bruggmann
abspielen. Laufzeit 3 Minuten 18 Sekunden.
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Kriegsbilder aus Syrien Das Vergnügen am Rande des Krieges

Der Schweizer Fotograf Matthias Bruggmann ist seit 2012 immer wieder in Syrien unterwegs. Seine Bilder sprechen eine eigene Sprache.

Angst ist immer dabei, wenn Matthias Bruggmann in Syrien unterwegs ist. «Ich wäre verrückt, wenn ich keine Angst hätte», sagt der Absolvent der Ecole de photographie de Vevey.

Doch seiner Angst will der Fotograf kein grosses Gewicht geben. Seine Angst sei nicht vergleichbar mit der eines Kindes, das gerade sein Zuhause verloren hat.

Zwei Männer trauern an einem Grab.
Legende: Matthias Bruggmann / Contact Press Images. Courtesy Musée de l’Elysée, Lausanne et Galerie Polaris, Paris

Die Verbundenheit mit den Menschen – das Mitfühlen und Verstehen der Menschen im Krieg – all das wird sichtbar und spürbar auf Bruggmanns Aufnahmen.

Manchmal können seine Bilder auch irritieren: ein grosser Swimmingpool einer Hotel-Anlage, junge Männer vergnügen sich darin. Ist das Krieg?

Im Vordergrund vergnügen sich junge Männer am Pool, hören Popmusik, es sind Milizsoldaten. Im Hintergrund: Eine berühmte Festung aus der Zeit der Kreuzzüge – zum Zeitpunkt der Aufnahme besetzt von der Opposition.
Legende: Matthias Bruggmann / Contact Press Images. Courtesy Musée de l’Elysée, Lausanne et Galerie Polaris, Paris

Der Fotograf klärt auf: «Im Vordergrund vergnügen sich junge Männer am Pool, hören Popmusik, haben Spass. Es sind Milizsoldaten. Im Hintergrund sehen wir Hügel mit einer berühmten Festung aus der Zeit der Kreuzzüge – zum Zeitpunkt der Aufnahme besetzt von der Opposition.»

Der blanke Horror

Auch das gehöre zum Krieg: das Vergnügen am Rande des Kriegsschauplatzes – gleich daneben: der blanke Horror.

Matthias Bruggmann zeigt Einschläge von Bomben mitten in einer Wohnsiedlung, die Angst in den Augen der Menschen – aber auch Leichen, viele Leichen.

Ein Bild von Soldaten, die um eine Leiche herum stehen.
Legende: Matthias Bruggmann / Contact Press Images. Courtesy Musée de l’Elysée, Lausanne et Galerie Polaris, Paris

Die Bilder toter Menschen trägt Matthias Bruggmann seit vielen Jahren mit sich. Doch es seien nicht die Toten, die ihn beschäftigen.

«Viel schwieriger zu ertragen sind Folteropfer. Menschen, die in Regimegefängnissen gefoltert wurden. Die lebenden Opfer», sagt Bruggmann.

Seit fünfzehn Jahren fotografiert Matthias Bruggmann in Kriegsgebieten dieser Welt, er war im Irak, Ägypten, Somalia – und zuletzt in Syrien.

Eine Aufnahme im Dunkeln von einem Mann, der in einer Festung steht und eine Waffe hält.
Legende: Matthias Bruggmann / Contact Press Images. Courtesy Musée de l’Elysée, Lausanne et Galerie Polaris, Paris

Der 41-Jährige will mit seinen Bildern das Ausmass von Kriegen vor Augen führen. Und es gelingt ihm. In der aktuellen Ausstellung im Musée de l'Elysée in Lausanne hängt jedes Bild in Grossformat an einer eigenen Wand.

Das lässt niemanden kalt.

So sehen es offenbar auch die Ausstellungsmacher. Eine Warnung am Eingang bereitet das Publikum vor: Der Inhalt der Ausstellung könne einigen Leuten zu nahe gehen.

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