Angst ist immer dabei, wenn Matthias Bruggmann in Syrien unterwegs ist. «Ich wäre verrückt, wenn ich keine Angst hätte», sagt der Absolvent der Ecole de photographie de Vevey.
Doch seiner Angst will der Fotograf kein grosses Gewicht geben. Seine Angst sei nicht vergleichbar mit der eines Kindes, das gerade sein Zuhause verloren hat.
Die Verbundenheit mit den Menschen – das Mitfühlen und Verstehen der Menschen im Krieg – all das wird sichtbar und spürbar auf Bruggmanns Aufnahmen.
Manchmal können seine Bilder auch irritieren: ein grosser Swimmingpool einer Hotel-Anlage, junge Männer vergnügen sich darin. Ist das Krieg?
Der Fotograf klärt auf: «Im Vordergrund vergnügen sich junge Männer am Pool, hören Popmusik, haben Spass. Es sind Milizsoldaten. Im Hintergrund sehen wir Hügel mit einer berühmten Festung aus der Zeit der Kreuzzüge – zum Zeitpunkt der Aufnahme besetzt von der Opposition.»
Der blanke Horror
Auch das gehöre zum Krieg: das Vergnügen am Rande des Kriegsschauplatzes – gleich daneben: der blanke Horror.
Matthias Bruggmann zeigt Einschläge von Bomben mitten in einer Wohnsiedlung, die Angst in den Augen der Menschen – aber auch Leichen, viele Leichen.
Die Bilder toter Menschen trägt Matthias Bruggmann seit vielen Jahren mit sich. Doch es seien nicht die Toten, die ihn beschäftigen.
«Viel schwieriger zu ertragen sind Folteropfer. Menschen, die in Regimegefängnissen gefoltert wurden. Die lebenden Opfer», sagt Bruggmann.
Seit fünfzehn Jahren fotografiert Matthias Bruggmann in Kriegsgebieten dieser Welt, er war im Irak, Ägypten, Somalia – und zuletzt in Syrien.
Der 41-Jährige will mit seinen Bildern das Ausmass von Kriegen vor Augen führen. Und es gelingt ihm. In der aktuellen Ausstellung im Musée de l'Elysée in Lausanne hängt jedes Bild in Grossformat an einer eigenen Wand.
Das lässt niemanden kalt.
So sehen es offenbar auch die Ausstellungsmacher. Eine Warnung am Eingang bereitet das Publikum vor: Der Inhalt der Ausstellung könne einigen Leuten zu nahe gehen.