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Kritik an Rucksacktouristen Bettelnde Touristen in Asien: Wanderlust oder freche Abzocke?

Bettelnd reisen? Das gibt's. Die «Beg-Packer» schnorren sich durch Südostasien. Und stossen dabei auf Kritik.

Der Chatuchak-Markt in Bangkok ist ein Magnet für Touristen. Aus der ganzen Welt reisen sie hierher. Die Händler verkaufen Turnschuhe, thailändische Gewürze, Porzellan, Blumen und scharfe Nudelsuppe. Die Touristen, braun gebrannt von den Strandferien, kaufen hier ihre letzten Mitbringsel und Andenken.

An der Strasse vor dem Markt findet man eine andere Art von Touristen, die Beg-Packers. Eine junge Frau mit Rossschwanz sitzt auf einem Karton auf dem Trottoir. Sie heisst Irina, ist 32 und kommt aus der Ukraine, wie ihr blonder Reisegefährte, der neben ihr sitzt.

Ein Beg-Packer bettelt am Strassenrand in Bangkok.
Legende: Ein Beg-Packer verkauft Postkarten, um über die Runden zu kommen. srf/Karin Wenger

Erst das Reisen, dann die Arbeit

Vor sich hat Irina Postkarten gelegt, die zum Verkauf stehen. Zwei Jahre sei sie schon unterwegs, sagt Irina. 18 Länder hat sie in dieser Zeit bereist. In Thailand ist sie erst vor zwei Tagen angekommen.

«Indien, Sri Lanka, Malaysia, Indonesien, Laos, Kambodscha», zählt Irina auf, all diese Länder hat sie besucht. Bald will sie weiter nach China.

Doch Irina hat ein schmales Budget, darum verkauft sie Postkarten. «Wir verdienen zwar nur ganz wenig», erzählt Irina, «aber es reicht für etwas zu Essen und manchmal sogar für ein Hostel. Später hoffe ich, dass ich in der Ukraine Arbeit finde, aber jetzt wollen wir noch weit reisen.»

Beg-Packer werden im Netz beschimpft

Sie sogenannten Beg-Packers sind vor allem in den sozialen Netzwerken, auf Twitter und Facebook, ein Thema. Dort werden sie stark kritisiert.

Rucksack-Abenteurer

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Mario Hardy, CEO des Reiseverbands der Asien-Pazifik-Region, wurde selber einmal von einem jungen Amerikaner angebettelt. Das habe ihn schockiert, sagt er.

«Ich habe verschiedene Geschichten gehört von Rucksacktouristen aus dem Westen, die betteln gehen, um sich so ihre Reisen und ihren Spass zu finanzieren», erzählt Hardy. «Aber ich finde das nicht richtig. Vor allem nicht hier in Asien, wo es so viele Länder gibt mit so vielen armen Leuten.»

Ohne Geld die Welt erkunden

Auch einige Thailänderinnen schütteln den Kopf über die Westler, die auf Kartonkisten auf dem Boden sitzen. «Wenn Touristen Postkarten verkaufen, kann ich das akzeptieren», sagt eine 23-jährige Studentin. «Aber wenn sie um Geld betteln, um ihr Vergnügen zu finanzieren, dann ist das nicht gut. Sie sollen auch etwas zur Gesellschaft beitragen».

Einige Asiaten stören sich an den Westlern, die auf dem Boden sitzen und Kleinigkeiten verkaufen. Die Beg-Packers sehen darin eine Möglichkeit, die Welt zu sehen.

Sendung: Radio SRF 2 Kultur, Kultur Aktuell, 09.5.17, 17:20 Uhr.

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