- Im 72 nach Christus eingeweihten Kolosseum fanden zu Römerzeiten Gladiatorenkämpfe und Tierhetzen statt.
- Nach der Christianisierung wurde das Bauwerk als Wohn- und Handelsraum umgenutzt.
- Bis heute ist das Kolosseum ein Pilgerort – obwohl nachweislich nur wenige Frühchristen in der römischen Arena starben.
Im Jahr 523 war es im Kolosseum vorbei mit Gladiatoren und Tierhetzen. Mit der Einführung des Christentums als Staatsreligion verschmähten immer mehr Römer die tödlichen Kämpfe Mann gegen Mann. Die grösste Arena des römischen Reiches wurde nicht mehr genutzt.
Doch dann kamen die Päpste
Die wechselseitige Geschichte des Kolosseums nach dem Jahr 523 ist das spannende Thema einer Ausstellung, die bis Anfang 2018 in den ehemaligen Wandelhallen der Senatoren im ersten Stock mit zahllosen antiken, mittelalterlichen, barocken und anderen Objekten erzählt wird.
Mit der Schliessung der Arena als Kampfstätte wurden die Päpste Eigentümer des Bauwerks. Obwohl nach dem Ende des römischen Reiches keine Instandhaltungsarbeiten mehr ausgeführt wurden, verfiel die Arena nicht. Nur einige Erdbeben im 5., 9. und 13. Jahrhundert liessen einen Teil des Bauwerks einstürzen.
Wohnen, shoppen und Steine klopfen
Die Päpste erkannten rasch, dass die grandiose Ruine genutzt werden kann. Nach dem Zusammenbruch des römischen Reiches hatten sich im Kolosseum einige Hunderte Menschen niedergelassen. Unter den gewaltigen Bögen im Erdgeschoss und den oberen Etagen bauten sie Hütten und kleine Häuser.
Die Päpste als Herrscher über Rom und Eigentümer der Arena erhoben fortan Mieten. Der adligen Familie Frangipane wurde sogar der Bau eines Palastes über zwei Etagen erlaubt.
Neben den Bewohnern kamen auch Geschäftsleute ins Kolosseum. Es entstand ein Mikrokosmos mit Geschäften und einem Markt. Die eingestürzten Gebäudeteile dienten als Steinbruch zum Bau neuer Gebäude in Rom.
Huren, Mönche und ein Eremit
Ab dem 10. Jahrhundert lebten auch Huren im Kolosseum. Anscheinend so viele, dass die Päpste eine Erzbruderschaft und einen Eremiten im Kolosseum ansiedelten, die für moralische Ordnung sorgen sollten.
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Im 17. Jahrhundert liessen die Päpste ein Kruzifix im Zentrum der ovalen Kampfarena aufstellen. Es sollte an die vielen Frühchristen erinnern, die hier unter heidnischen Kaisern sterben mussten.
Inzwischen haben Kirchenhistoriker nachgewiesen, dass, wenn überhaupt, nur wenige Christen im Kolosseum ihr Leben lassen mussten. Trotzdem ist das Kolosseum bis heute, siehe etwa die traditionelle Karfreitagsprozession des Papstes, ein wichtiger Pilgerort.
Heute eine Geldmaschine
Mitte des 19. Jahrhunderts endete die weltliche Papstherrschaft über Mittelitalien. Der italienische Nationalstaat entstand. Aus dem Mehrzweckbau Kolosseum wurde ein nationales Kulturgut und das Symbol für Rom.
Die Bewohner mussten raus und eine Niederlassung der römischen Altertümerbehörde zog in das Bauwerk. Seitdem wird es restauriert. Heute ist das Kolosseum eine Geldmaschine.
Die rund sechs Millionen Besucher jährlich bringen viel Geld in die Kassen. Mit den Einnahmen werden nicht nur die Kosten für den Erhalt des Kolosseums bestritten, sondern auch die anderer antiker Gebäude der Ewigen Stadt.
Sendung: Radio SRF 2 Kultur, Kultur kompakt, 22. Februar 2017, 17 Uhr