Nehmen sie von allem? Scharfe Sosse? Im Döner-Restaurant werden Wünsche wahr. Vielleicht ist der Döner Kebab auch darum in vielen europäischen Ländern unter den Fast-Food-Top-3. Döner gibt es inzwischen in hunderten Variationen – darunter auch mit Trüffel, Poulet oder als «Gemüsedöner».
Doch geht es nach der «Internationalen Döner-Föderation» in Istanbul, ist damit bald Schluss. Sie hat im April bei der EU einen Antrag gestellt, den Begriff Döner zu schützen. Als Vorbild gilt der Mozzarella, der in ganz Europa geschützt ist als sogenannte «Garantiert traditionelle Spezialität». Will man ein Produkt «Mozzarella» nennen, muss dieses nach einem genau festgelegten Verfahren hergestellt werden.
So solle es nun auch beim Döner sein. Fertig mit der kulinarischen Wünscherei. Der geschützte Döner soll beispielsweise nur noch mit Lamm- oder Rindfleisch gefüllt werden.
Die Fleischscheiben müssen zwischen 0,2 bis 0,5 Zentimeter dick sein und die Würzung soll grammgenau geregelt sein. Das Dönermesser muss aus speziellem Edelstahl sein und der Döner ei-, pendel- oder kegelförmig zugeschnitten werden.
Deutschland ist empört
Der Vorstoss hat vor allem in Deutschland zu einem Aufschrei geführt. Dies sei ein Generalangriff auf das Lieblingsgericht der Deutschen. Ein Angriff gar auf die kulturelle Identität des Landes. Das schreibt Eberhard Seidel, der Autor des Buches «Döner. Eine türkisch-deutsche Kulturgeschichte».
Wie er weiter ausführt, war der Döner schon zu seinen Anfängen ein Kind vieler Völker. So schreibt man die ersten Döner einigen Köchen aus dem osmanischen Reich zu. In diesem lebten unter anderem Griechen, Araber und Türken zusammen und schauten einander in die Kochtöpfe.
Der moderne Döner aber, so Seidel weiter, sei von türkischen Gastarbeitern in Berlin in den 1970er-Jahren erfunden worden. Die vielen türkischen Einwanderer passten das traditionelle Essen aus der Heimat einfach an die deutsche Lebensrealität an. Da viele Deutsche über Mittag schnell und im Stehen essen wollten, wurde die Brottasche erfunden und die Zutaten wurden dem deutschen Gaumen angepasst.
Tatsächlich trat der Döner seinen internationalen Siegeszug dann von Berlin aus an. Noch heute beliefern deutsche Döner-Produzenten die halbe Welt mit Dönerfleisch und haben dafür ausgeklügelte Produktions-Systeme und eigene Qualitäts-Standards entwickelt.
Nach Angaben des «Verein türkischer Dönerhersteller in Europa», mit Sitz in Berlin, werden aktuell europaweit etwa 400 Tonnen Döner pro Tag produziert. Allein in Deutschland erziele die Döner-Branche jährlich ungefähr 2,4 Milliarden Euro Umsatz, in ganz Europa sind es etwa 3,5 Milliarden Euro.
Eberhard Seidel sieht im Vorstoss aus Istanbul eher ein nationalistisches als ein wirtschaftliches Motiv. So war der Gründer der Istanbuler Döner-Föderation, die den Schutzantrag eingegeben hat, auch Mitglied der als extrem nationalistisch eingestuften türkischen Partei BBP.
Nun heisst es: Döner gegen Döner. Denn der Verein türkischer Dönerhersteller in Europa hat Veto eingelegt gegen die Forderung der internationalen Döner-Föderation aus Istanbul. Entscheiden über das Schicksal des Döners und vor allem hunderttausender Döneranbieter muss nun die EU-Kommission.