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Liechtensteiner Erzbischof «Herzbischof» Haas sorgte für frostiges Klima – nun hört er auf

Das Erzbistum Vaduz ist herzig klein – aber alles andere als herzlich, so Theologe Bruno Fluder. Unter dem nun in Rente gehenden Erzbischof sei die Kirche rückschrittlich.

Das gibt’s wohl nur noch in Liechtenstein: Jede der zehn Pfarreien ist ausgestattet mit einem Priester und Kaplan. In seiner 25-jährigen Amtszeit weihte Erzbischof Wolfgang Haas rund 60 Priester. Alle folgen seiner erzkonservativen Linie.

Im Erzbistum Vaduz tragen sie golddurchwirkte Messgewänder im Stil des 19. Jahrhunderts. Priester im langen Obergewand, der Soutane, prägen das Dorfbild. Wenn eine Frau in rotem Sommerkleid zur Messe kommt, wird sie gerügt: Rot sei die Farbe des Teufels.

Kirche wie früher

Im Altarraum wirken keine Frauen, Mädchen ministrieren selten. Haas stellte keine der 30 im Land lebenden nicht geweihten Seelsorger und Theologinnen an.

Vor 25 Jahren hatte Wolfgang Haas die Schweiz verlassen müssen wegen Protesten gegen seine traditionalistische Amtsführung in Chur. Seinen anti-modernen Kurs konnte er im Fürstentum Liechtenstein bis heute ungehindert fortsetzen.

Das konservative Fürstentum

In Liechtenstein ist die römisch-katholische Kirche Landeskirche. Ihr Personal wird vom Staat bezahlt. «Man» geht hier noch zur Messe. Wer gesündigt hat, tritt mit gekreuzten Armen vor den Altar, erhält Bussauflagen und erstmal keine Kommunion.

Eine pastorale Herzlosigkeit, aber die Mehrheit der Gläubigen würde das nicht gross hinterfragen, erklärt Bruno Fluder. Der nicht geweihte Theologe arbeitet unabhängig vom Erzbistum in der Erwachsenenbildung Liechtensteins.

Erzbischof Haas gegen progressive Gesetze

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Mit dem Liechtensteiner Landtag ist Erzbischof Haas seit 2011 im Clinch. Damals verabschiedete der Landtag gleich zwei progressive Gesetze, die für Haas der Sünde Tür und Tor öffneten: das «Partnerschaftsinstitut» für gleichgeschlechtlich Liebende und eine Verbesserung für Frauen, welche abtreiben möchten, namens «Hilfe statt Strafe». Daraufhin verweigerte sich Haas, die Feldmesse für den Staat zu halten.

Fluder vertritt eine Theologie, die eine Alternative zum Erzbistum darstellt. Nach Errichtung des Erzbistums sammelte sich die Opposition im progressiven Verein für eine offene Kirche (VoK). Die florierende Wirtschaft des Kleinstaats bewirkte eine starke Zuwanderung nichtkatholischer Menschen. Sie will der Landtag mit einem «Religionsgemeinschaftengesetz» besserstellen. Erzbischof Haas bekämpft das Gesetz.

Keine Lust aufs Gespräch

Das Erzbistum ist die einzige religiöse Institution im Fürstentum, die keine Vertretung am neuen «runden Tisch der Religionen» hat. 20 evangelische Kirchgemeinden und Religionsgemeinschaften sind im Dialog, nur die grösste Kirche, «die Staatskirche», fehlt. Der VoK ist somit die einzige katholische Vertretung.

Widerwillig äusserte sich Erzbischof Haas über seine bevorstehende Pensionierung. Er habe sich allein vor Gott zu rechtfertigen. Der baldige Abtritt Haas’ weckt bei Bruno Fluder nur gedämpft Hoffnung: «Es könnte auch noch schlimmer kommen.» Wenn etwa ein Haas-Zögling auf den Bischofsstuhl folge.

Widerstand gegen Rom

Doch die Zeichen aus Rom stehen auf Reform. Papst Franziskus pocht auf Beteiligung des Kirchenvolks. Genau das verweigerte der Erzbischof dem Papst: An der weltweiten Kirchenvolksbefragung nahm er nicht teil.

Mitsprache in der Kirche: Der Synodale Weg

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Papst Franziskus hat den sogenannten synodalen Prozess ins Leben gerufen. Dieser soll die römisch-katholische Kirche weiterentwickeln. Der Papst wolle eine Kirche, in der Menschen miteinander sprechen und aufeinander hören. Dass die Strukturen und Traditionen der römisch-katholischen Kirche zeitgemässer gestaltet werden sollen, passt nicht allen.

Er wisse, was das Volk glaube, so Haas, und seine Tür stehe immer offen. Das stimme nicht, sagen Bruno Fluder und der VoK. Medienanfragen versanden, auf E-Mails ans Erzbistum käme keine Antwort.

Daraufhin führte der VoK die Kirchenvolksbefragung in Eigenregie durch. Die Ergebnisse wurden vom Vatikan angenommen. Für Fluder eine grosse Genugtuung: Damit habe der Papst den VoK als katholisch und kirchlich anerkannt.

Theologe Fluder hofft, dass der Papst entscheidet, das winzige Erzbistum Vaduz von einem Nachbarbistum mitverwalten zu lassen. In den Bistümern St. Gallen und Chur herrsche eine herzlichere Atmosphäre als im «Herzbistum».

Radio SRF 2 Kultur, Kultur-Aktualität, 07.08.2023, 08:06 Uhr

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