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Mario Botta Lieber Gotteshäuser als Konsumtempel

Sein Glaube gehört der Architektur, seine Liebe den Sakralbauten. Unterwegs im Tessin mit dem Schweizer Architekten Mario Botta.

«Wenn ich könnte, würde ich nur noch Sakralbauten erstellen», sagt Mario Botta. Kirchen, Klöster und Kapellen sind für ihn ein Gegenentwurf zu den Bauten, in deren Innern es um Konsum geht.

Mario Botta

Architekt

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Mario Botta, geb. 1943 in Mendrisio, ist einer der berühmtesten Schweizer Architekten und Leiter der Architektur-Akademie der Università della Svizzera Italiana in Mendrisio. Nach einer Lehre als Hochbauzeichner studierte er Architektur in Venedig.

Seine Bauten, viele davon stehen im Tessin, zeichnen sich durch schlichte Formen und massive Materialien wie Natur- und Backstein aus.

Als Architekt aber sei er ein Auftragsempfänger. Aufträge für Sakralbauten gäbe es leider nur wenige.

«Vielerorts wird gedankenlos zugepflastert»

Darum baute Botta auch Konsumtempel wie zum Beispiel das Casino von Campione d’Italia. Das grösste Casino Europas ist mittlerweile bankrott. 500 Menschen verloren die Arbeit. Mario Botta sagt bitter: «Die Auftragsgeber konnten nicht genug kriegen. Campione d’Italia ist Ausdruck unserer degenerierten Kultur.»

Ein massives Bauwerk aus Backstein, vor der Fassade steht «Casion Municiplae».
Legende: Bottas spektakulärer Bau half nicht gegen den Bankrott des Casinos von Campione. Keystone / Alessandro della Bella

Wer mit Mario Botta durchs Tessin reist, konstatiert seinen bitteren Tonfall. «Man lässt vielerorts gedankenlos die Gegend zupflastern», sagt er. Er spricht von architektonischen Sündenfällen, die so in der Deutschschweiz bestimmt nicht passiert wären. Paradebeispiel dafür: die Gegend rund um die Einkaufszentren bei Grancia.

Vatikan-Preis für Mario Bottas Sakralbauten

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Vor Kurzem hat Mario Botta von Papst Franziskus den diesjährigen Josef-Ratzinger-Preis erhalten. Dieser zeichnet besondere Leistungen der Gegenwart mit theologischer Dimension aus.

Der Tessiner Stararchitekt wurde ausgezeichnet für seine weltweit über 20 Sakralbauten – darunter auch eine Synagoge und eine Moschee.

«Die Architektur neuer Gebäude muss sich in die schon bestehende Landschaft und deren Architektur einfügen», betont Mario Botta. Aus diesem Grund müsse er als Architekt viel reisen und vor Ort sein, wo er baut. «Ich muss den Geist des jeweiligen Ortes spüren.»

Der Mensch muss den Raum kontrollieren können

Als Architekt hinterlasse er immer auch etwas von seinem eigenen Geist, sagt Mario Botta. So gesehen erfahre er durch seine Arbeit ein bisschen Unsterblichkeit.

Er bezeichnet sich selber nicht als gläubig. «Ich glaube an die Architektur», sagt Botta, «und ich bin sehr glücklich, dass ich diesen nicht einfachen, aber wunderbaren Beruf ausüben darf.»

Ein flacher Backstein-Bau, mit einer Terrasse über die sich Menschen bewegen.
Legende: Bottas Kirche Santa Maria degli Angeli auf dem Monte Tamaro im Tessin. Keystone / Str

Viele Menschen fühlen sich in seinen Bauten, besonders seinen Sakralbauten, wohl – weil er dem «Faktor Mensch» Rechnung trägt. Bottas Sakralbauten sind schlicht gehalten. Klare Strukturen und der ausgeklügelte Einsatz von Lichtquellen sind sein Erfolgsrezept.

Mario Bottas Überlegungen dazu: Das menschliche Hirn findet sich einfacher zurecht, wenn die Umgebung nicht überladen ist. Wir fühlen uns wohl, wenn wir uns in einem Raum zurechtfinden.

Eine kegelrunder, schwarz-weiss gestreifter Bau mit schrägem Dach.
Legende: Die berühmteste Botta-Kirchen der Schweiz: San Giovanni Battista im Val Lavizzara. Keystone / Gaetan Bally

Noch gibt es kein Botta-Kloster

Der 75-jährige sagt, er fühle sich am wohlsten, wenn er arbeite. «Ich kann nicht anders.» Er arbeite an sechs Tagen die Woche zehn Stunden. Arbeit sei für ihn Medizin. Nachts arbeite er nie, dann schlafe er tief. Regelmässig bekomme er in seinen Träumen Besuch von Architekten.

Sein Lebenstraum wäre es, ein Kloster zu konstruieren. Ein Kloster fehlt noch in der langen Liste von sakralen Botta-Bauten.

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