- Historikerin Barbara Jatta ist die neue Direktorin der Vatikanischen Museen. Damit ist sie die erste Frau in diesem Amt .
- Die Vatikanischen Museen gehören zu den drei wichtigsten Kunstsammlungen der Welt . Den Grundstein für die Sammlung legte Papst Julius II. im 15. Jahrhundert.
- Unter der Leitung der 52-jährigen Jatta soll mehr Kunst entliehen und mehr Kunst aus den Magazinen ausgestellt werden. Ausserdem sollen mehr Ausstellungen organisiert werden.
- Damit zeigt sie mehr Interesse an neuen museumsdidaktischen Vorstellungen als ihr Vorgänger, Renaissancefachmann Antonio Paolucci. Er ging Ende 2016 in Pension.
Rund 1000 Mitarbeiter halten diese Museen am Laufen. Besucher können hier auf einer Strecke von rund sieben Kilometern Kunst erleben: die Stanzen des Raffael, die Sixtinische Kapelle und andere komplett ausgemalte Papstkapellen.
In zehn Laboratorien kümmern sich Experten um rund 200‘000 ausgestellte und 150‘000 aufbewahrte Kunstwerke. Die Vatikanischen Museen gehören zu den drei wichtigsten Kunstsammlungen der Welt.
Päpste im Kaufrausch
Begründet hat sie ein Mann, darum kümmern wird sich ab jetzt eine Frau. Seitdem Renaissancepapst Julius II. im 15. Jahrhundert antike Skulpturen im grossen Stil erwarb und damit den Grundstein für diese mächtige Sammlung legte, kauften und sammelten die folgenden Päpste was ihre Kassen hergaben. Entstanden ist eine der grössten Kunstsammlungen der Geschichte.
Heute, rund 500 Jahre später, wird die Kunsthistorikerin Barbara Jatta die neue Chefin der Vatikanischen Kunstsammlungen.
Chefin in der Männerdomäne
Seit ihrer Gründung im 15. Jahrhundert waren die Sammlungen eine Männerdomäne. Kein Wunder, denn Aufstiegschancen für Frauen gibt es im Kirchenstaat so gut wie keine.
Es finden sich zwar einige Fachfrauen in Führungspositionen, innerhalb der Restaurierungswerkstätten des Petersdoms, in Museen und in der Finanzverwaltung. Aber echte Leitungsposten nahmen Frauen bisher nicht ein. Jatta ist da eine Ausnahme.
Papst Franziskus' Favorit
Die 52-jährige Römerin arbeitet über zwanzig Jahre in den Vatikanischen Museen. Die Fachfrau für alte Drucke war zuletzt auch für Neuanschaffungen mitverantwortlich. Sie kennt die Museen und ihre Probleme wie ihre Westentasche.
Wahrscheinlich hatte deshalb Papst Franziskus ein Auge auf sie geworfen. Aus gut informierten Kreisen innerhalb des Vatikans wurde bekannt, dass Papst Franziskus hinter ihrer Berufung zur Generaldirektorin der Museen steht.
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Mehr Kunst, mehr Mut
Jattas Vorgänger, der international angesehene Renaissancefachmann Antonio Paolucci, ging Ende 2016 in Pension. Paolucci, der zuvor das Museum der Uffizien in Florenz leitete, verstand sich immer als konservativer Kulturhüter. Gegenüber neuen museumsdidaktischen Vorstellungen war er wenig aufgeschlossen.
Jatta hingegen verkörpert die Idee eines zeitgenössischen Museums, in dem, wie Papst Franziskus Mitte 2016 forderte, «alter Staub hinweg gefegt wird». Jatta will mehr Kunst entleihen, mehr Ausstellungen im Vatikan organisieren und mehr Kunst aus den Magazinen innerhalb der Museen ausstellen.
Tohuwabohu im Museum
Eines der Hauptprobleme der Vatikanischen Museen sind aber die Besuchermassen. Jährlich wälzen sich mehr als sechs Millionen Menschen durch die Kunstsammlungen. Zu viele, um sich in Ruhe die Kunstwerke anschauen zu können.
In der Sixtinischen Kapelle ist es deshalb oftmals so laut wie in einem Bahnhof. Wie die neue Direktorin dieses Problem lösen will, verrät sie noch nicht. Es ist ein Problem, das sich wohl nicht einfach lösen lässt, fliessen doch dank der vielen Besucher jährlich rund 100 Millionen Euro in die vatikanischen Museumskassen.
Sendung: Kultur aktuell, 10.01.2017, 7:20 Uhr, Radio SRF 2 Kultur