Das Wichtigste in Kürze
- Andreas Freimüller will die Twitter-Aktivitäten des auf Twitter sehr aktiven US-amerikanischen Präsidenten Donald Trump unterbinden .
- Er hat eine Petition lanciert , die vom Bundesrat eine Einreisesperre für Trump fordert.
- Der Schweizer Politaktivist ist nicht neu im Kampagnenbusiness. Er gilt als Spezialist für links-grüne Social Media-Kampagnen.
Von Trump besessen
Würde man ihm auf der Strasse begegnen, er würde kaum auffallen. Andreas Freimüller wirkt auf den ersten Blick eher unscheinbar – Typ Lehrer. Doch wenn der 47-Jährige erklärt, warum Donald Trump von Twitter unbedingt ausgeschlossen werden soll, dann blitzen seine Augen auf.
Sie fixieren den Besucher genau, fast eine Spur zu streng. Dieser Blick führte wohl dazu, dass ein Journalist der «Neuen Zürcher Zeitung» schrieb, Andreas Freimüller sei besessen von Trump.
«Sie dürfen mich schon besessen nennen», sagt Freimüller. Und lacht: «Wenn die westliche Führung sich zersetzt, ist das vermutlich die grösste Gefahr der Gegenwart.»
Für Wirbel sorgen
Es gibt kaum eine Politikerin oder einen Politiker, der sich in den letzten Wochen noch nicht zu Donald Trump geäussert hat.
Aber Andreas Freimüller mag keine Unmutsbekundungen. Das ist ihm wohl zu lasch. Er sucht den Wirbel. Die Aufregung im Netz.
Anfang Jahr gründete er mit Gesinnungsgenossen eine neue Nichtregierungsorganisation, die sich für linke und ökologische Anliegen online einsetzt und andere Akzente setzen möchte.
Ein Wiederholungstäter
Und tatsächlich hat «Campax» es innert weniger Wochen geschafft, für Gesprächsstoff zu sorgen. Dank Trump. Eine Petition mit fast 10'000 Unterschriften fordert vom Bundesrat eine Einreisesperre für Trump.
Und nun die neuste Aktion: Twitter soll per Email aufgefordert werden, Präsident Trump auszuschliessen. Wegen seiner Hassbotschaften. «Er liebt Twitter sehr, und das wäre eine Möglichkeit, ihm eine gut spürbare Niederlage zuzufügen.»
Doch Andreas Freimüller weiss, dass Twitter sich kaum getraut, das Konto des amerikanischen Präsidenten zu sperren. Und er weiss, dass der Bundesrat niemals eine Einreisesperre erlassen wird.
Bitte recht laut!
Aber man müsse seiner Empörung kundtun können. Und das möglichst laut, aggressiv und politisch orchestriert. «Ich glaube einfach nicht, dass man immer vorsichtig neutral Dinge sagen muss. Man hat auch eine Pflicht, auch lauter zu werden. Wenn man es ganz leise sagt, wird es einfach weit genug nicht gehört.»
Andreas Freimüller ist nicht neu im Kampagnenbusiness. Wenn ihm das Geschäftsgebaren eines Unternehmens nicht gefällt, dann kann er recht unzimperlich vorgehen.
Links-grüne Anliegen
Das hat 2011 das Schweizer Bekleidungsunternehmen Mammut zu spüren bekommen. Weil sich die Bergsportmarke zusammen mit Economiesuisse gegen ein CO2-Gesetz positionierte, hagelte es bei Facebook Kritik, orchestriert von Andreas Freimüller.
Unterdessen hat der «Meister des Shitstorms», wie er in der NZZ bezeichnet wurde, sich mit einem eigenen Beratungsunternehmen selbstständig gemacht und sich auf Social Media Kampagnen für links-grüne Anliegen spezialisiert.
Gelernt ist gelernt
Sein Handwerk hat der Studienabbrecher aber noch analog gelernt: bei Greenpeace. In den 1990er-Jahren blockierte er Pipelines, kaperte Flugzeugträger und kletterte von AKW-Türmen hinab.
Je spektakulärer die Aktion, desto grösser die Aufmerksamkeit. Darum ging es damals, darum geht es heute. Doch heute sei das Platzieren von Botschaften einfacher geworden, meint Andreas Freimüller. Und gerechter.
Luft nach oben
Die Wirkung der aktuellen Anti-Twitter-Trump-Kampagne ist bis jetzt allerdings bescheiden. Gut tausend Personen haben bis jetzt mitgemacht. Im Ausland, vor allem in den USA, hat niemand davon Kenntnis.
Das ist natürlich zu wenig im aktuellen Web-Zeitalter. Noch schriller, noch aggressiver müsste es wohl sein. Doch vielleicht hat ja auch ein gestandener Politaktivist wie Andreas Freimüller ein bisschen Skrupel an Lautstärke noch draufzulegen.
Sendung: Radio SRF 2 Kultur, Kultur aktuell, 8.3.2017, 07:20 Uhr