«Traum Frau Coco» hiess der Film, der 1991 im Schweizer Fernsehen für Aufsehen sorgte. Der Dokumentarfilmer Paul Riniker erzählt darin die Geschichte der «Transsexuellen» Coco, die sich während der 18 Monate dauernden Dreharbeiten einer Geschlechtsoperation unterzog. Um eine Frau zu werden, musste Coco vier schwere Eingriffe überstehen. 1998 beging sie Suizid.
Pietro Giovanoli, Direktor der Klinik für Plastische Chirurgie und Handchirurgie am Universitätsspital Zürich, erinnert sich an die ersten «Geschlechtsumwandlungen» vor 25 Jahren: «Es war damals eine grosse Chirurgie, riskant und für die Patienten äusserst schmerzhaft», sagt Giovanoli.
20 Jahre später sind Geschlechtsangleichungen zwar noch immer komplex, aber das Gebiet habe sich weiterentwickelt: «Wir können heute mit verbesserten Operationstechniken den ganzen Aufwand und das Leiden dieser Menschen deutlich verkürzen», sagt Giovanoli.
Die Patienten würden zudem umfassend betreut – von Hormonspezialisten, Pflegeexpertinnen, Logopäden oder Psychologinnen.
Lehre in Bangkok
Der Dreh- und Angelpunkt einer Geschlechtsangleichung aber ist und bleibt die Chirurgie. Zürich arbeitet heute nach der sogenannten Preecha-Methode, einer Operationstechnik aus Thailand, wo die Transgender-Chirurgie schon früher viel fortgeschrittener gewesen ist als in Europa.
Der Zürcher Chirurg Richard Fakin verbrachte fast ein halbes Jahr in Bangkok, um die Methode zu erlernen. Und so geht’s: Penis und die Hoden werden amputiert, aus dem umgestülpten Penisschlauch und der leeren Haut des Hodensacks entstehen die weiblichen Genitalien.
Routine macht Operation sicherer
«Wir rekonstruieren die kleinen Schamlippen, die grossen Schamlippen, Klitoris, Harnröhrenausgang und die Vagina», erläutert Fakin. Viereinhalb Stunden dauert der Eingriff heute.
Anstelle der Penishaut kann auch ein Stück Darm für die Vagina verwendet werden. In beiden Fällen sind die Patientinnen nachher orgasmusfähig. Die Operation sei mittlerweile sehr sicher, in den letzten beiden Jahren hätten sie keine grösseren Komplikationen mehr gesehen, sagt Richard Fakin.
Der Chirurg ist überzeugt: Es ist die Übung, die’s ausmacht. «Ich operiere mittlerweile dreimal so viel, wie früher im Universitätsspital operiert worden ist», sagt Fakin, «das heisst mit Erfahrung und Routine konnten wir die Abläufe deutlich sicherer machen und verkürzen.»
Keine Rekonstruktion von Penissen
Etwa 100 Personen jährlich unterziehen sich in der Schweiz einer Geschlechtsangleichung. Mit steigender Tendenz. Ausser Zürich bieten auch die Universitätsspitäler Basel und Lausanne sowie einige Privatkliniken solche Eingriffe an. Neben der Operation von Mann zu Frau gibt es auch die umgekehrte Anpassung – von Frau zu Mann.
Die Maskulinisierung mit Hilfe von Hormonen und Brustverkleinerung gelingt meistens gut, genitale Operationen hingegen werden in der Regel nicht gemacht. Bisherige Resultate mit rekonstruierten Penissen seien kümmerlich, die Komplikationen dagegen sehr gross, erläutert Pietro Giovanoli. Das USZ verzichte auf diese Prozeduren, da es sich um experimentelle Chirurgie handle.