Zum Inhalt springen

Header

Zur Übersicht von Play SRF Audio-Übersicht

Penisvergrösserung im Trend Warum immer mehr Männer «einen Grösseren» wollen

Was bringt Männer dazu, sich für eine Penisvergrösserung unters Messer zu legen? Geht es um Selbstbewusstsein, um Lust oder doch um gesellschaftlichen Druck? Zwei Patienten und ein Schönheitschirurg berichten.

Antoine zuckt mit den Schultern. «Ich mache es aus Eigenfreude.» Der 33-Jährige will sich seinen Penis vergrössern lassen. Auf die Frage, ob er unter einem zu kleinen Penis leide, sagt er mit einem Lächeln: «Nein, ich gehöre zum Glück nicht zu denen.» Mit seinen «19 bis 20 Zentimetern in der Länge» sei er ganz zufrieden. Nur: «Er dürfte dicker sein.»

Person mit Hut und Umhängetasche im Wald.
Legende: Antoine ist nicht sein richtiger Name. Denn: «Ich will nicht für die Penisvergrösserung bekannt werden.» SRF/Matthias von Wartburg

Antoine hat zwei Kinder, ist mit seiner Partnerin seit acht Jahren zusammen. Er arbeitet als DJ und Eventmanager. Die Penisverdickung mache er primär für sich. «Ich freue mich darauf, während dem Sex meinen grösseren Penis zu sehen.»

Meine Frau wollte mich davon abhalten.
Autor: Antoine, 33 Lässt sich seinen Penis vergrössern

Erhofft er sich mit einem dickeren Penis mehr Männlichkeit? «Nein, das kommt nicht von dort.» Und Antoine ist es wichtig, zu betonen: Seine Frau habe ihn nicht geschickt. «Sie wollte mich sogar davon abhalten, sagte, ich hätte das nicht nötig.» Schlussendlich werde aber auch seine Frau profitieren, sagt Antoine.

Nachfrage nach Penisvergrösserungen steigt

David Eyer, medizinischer Leiter der Schönheitsklinik Delc in Biel, bietet seit vier Jahren Penisvergrösserungen an. «Vor allem in den letzten zwei Jahren beobachte ich einen enormen Anstieg der Nachfrage nach intimchirurgischen Eingriffen bei Männern.» In den letzten vier Jahren habe er gut 300 dieser Eingriffe gemacht.

Zehn weitere angefragte Schönheitskliniken in der Schweiz nennen zwar keine Zahlen. Überall ist aber die Rede von «einer steigenden Nachfrage nach Penisoperationen in den letzten zwei Jahren».

So funktioniert eine Penisvergrösserung

Box aufklappen Box zuklappen
Schematische Darstellung eines Penis und wo das Fett eingespritzt wird.
Legende: SRF/Matthias von Wartburg

Meist wird eine Penisverdickung gemacht. Die gängigsten Varianten sind Verdickung mit Eigenfett oder mit Hyaluronsäure. Bei beiden Varianten gewinnt der Penis rund zwei Zentimeter an Umfang und etwa einen Zentimeter an Länge.

Verdickung mit Eigenfett
Dies ist die aufwendigere Variante. Dem Patienten wird am Bauch Fett abgesaugt. Dieses wird aufbereitet und anschliessend unter die Penishaut gespritzt. Dort soll es, sofern das Fettgewebe gut durchblutet wird, anwachsen. Etwa die Hälfte des eingespritzten Materials sollte permanent bleiben. Kostenpunkt je nach Klinik: rund 6000 Franken.

Verdickung mit Hyaluronsäure
Hier wird die Hyaluronsäure unter die Penishaut gespritzt. Dieser Eingriff ist weniger aufwändig und wird im Behandlungszimmer durchgeführt. Das Resultat ist jedoch nicht permanent. Nach etwa einem Jahr ist der Effekt wieder weg. Dieser Eingriff kostet 3000 Franken und mehr – je nachdem, wie viel Material eingespritzt wird.

Penisverlängerung
Hier wird das Halteband, das den Penis an das Schambein bindet, durchtrennt. Dadurch hängt der Penis einen bis zwei Zentimeter weiter unten und wirkt dadurch länger. Nachteil: Im erigierten Zustand ist der Effekt nicht sichtbar. Die Penisverlängerung gibt es ab 3000 Franken.

David Eyer spricht von drei verschiedenen Patientengruppen, die eine Penisvergrösserung machen lassen: «Das sind einerseits ganz junge Männer, neunzehn, zwanzig Jahre, welche in der Gemeinschaftsdusche der Rekrutenschule ihren Mann stehen wollen.» Dann seien unter den Patienten auch viele homosexuelle Männer, «die einen besonderen Wert auf die Intimregion legen».

Arzt im weissen Kittel und mit Brille, Haare nach hinten gebunden, sitzt am Schreibtisch
Legende: «Junge Männer lassen sich zum Beispiel vor der Rekrutenschule ihren Penis vergrössern», sagt der Schönheitschirurg David Eyer. SRF/Matthias von Wartburg

Weiter beobachtet Eyer, dass sich vermehrt auch Männer im mittleren Alter für eine Penisvergrösserung entscheiden: «Typischerweise kurz vor dem fünfzigsten Geburtstag, erfolgreich geschieden und frisch mit einer jungen Freundin zusammen.»

Oft sei es ein ästhetisches Anliegen. «Ein grösserer Penis bewirkt bei vielen aber auch ein besseres Selbstbewusstsein», sagt Eyer. «Ausserdem erzeugt ein dickerer Penis beim Geschlechtsverkehr mehr Reibung, was auch auf das Empfinden der Frau einen positiven Einfluss hat.»

Welche Penisgrösse ist normal?

Haben diese Männer alle einen Mikropenis? Nein, sagt David Eyer. «Neunzig Prozent dieser Patienten haben einen normalgrossen Penis.»

Zur Frage, wie gross der Durchschnittspenis ist, gibt es unterschiedliche Studien und Umfragen mit unterschiedlichen Grössenangaben. Schönheitschirurg David Eyer spricht von «einem Schweizer Durchschnittspenis», wenn er im schlaffen Zustand 8 bis 10 Zentimeter und im erigierten Zustand 11.5 bis 14 Zentimeter lang ist.

Mit seinen «19 bis 20 Zentimetern» wäre Antoine also gut bedient. Heute steht nun die Operation für seine Penisverdickung an. Er lässt diese bei David Eyer in Biel machen. Er hat sich für die Variante mit Eigenfett entschieden.

Arzt markiert den Rücken eines Patienten mit rotem Stift.
Legende: Der Patient liefert die Füllmasse selbst: Vor der Operation wird bei Antoine eingezeichnet, wo das Fett abgesaugt werden soll. SRF/Matthias von Wartburg

Im Operationssaal erhält Antoine ein Narkosemittel, das ihn etwas schläfrig macht. Anschliessend beginnt David Eyer mit dem Fettabsaugen. «Ich werde anderthalb Liter absaugen. Davon bereiten wir etwa 130 Milliliter wertvolles Fettgewebe für die Penisverdickung auf.»

Nach einer halben Stunde ist genug Fett abgesaugt. Jetzt macht Eyer an der Penisbasis einen kleinen Schnitt und führt eine Kanüle unter die Penishaut. «Es ist wichtig, dass wir hier in der richtigen Schicht sind, sonst kann es Blutungen geben.» Nun schraubt er hinten an die Kanüle eine Spritze mit dem aufbereiteten Fettgewebe und spritzt dieses unter die Haut.

Pro Spritze werden 10 Milliliter Fett eingespritzt. 13 Spritzen später ist der Penis von Antoine ziemlich dick. David Eyer nimmt ein Messband und misst. «Vor der Operation waren wir bei 10 Zentimeter Umfang, jetzt bei 17.» Das werde so aber nicht bleiben. «Noch ist der Penis entzündet, und es wird nicht alles Fettgewebe anwachsen.» Eyer rechnet damit, dass der Umfang schlussendlich bei zwölf Zentimetern bleiben wird.

Antoine wird wenige Stunden nach der Operation entlassen. Für daheim erhielt er eine Schachtel Schmerztabletten und eine Packung Antibiotika. Das Antibiotikum muss er prophylaktisch einnehmen – für den Fall einer Entzündung. So oder so muss sich Antoine nun schonen. Sechs Wochen kein Sex und keine Selbstbefriedigung.

Person mit rotem Hut und Jeansjacke auf Waldweg von hinten.
Legende: Markus liess sich mit 59 den Penis verdicken: «Mir gefällt es besser, wenn er dicker ist.» SRF/Matthias von Wartburg

Während sich Antoine erholt, treffen wir Markus. Er liess sich mit 59 Jahren seinen Penis verdicken. Auch Markus heisst eigentlich anders, auch er will nicht erkannt werden. «Das Thema ist für mich mit viel Scham behaftet», sagt Markus. Sein Umfeld – ausser seiner Frau – wisse nichts von seinem Eingriff.

Ich habe mir mit der Penisverdickung einen alten Wunsch erfüllt.
Autor: Markus Machte mit 59 eine Penisoperation

In der Pubertät habe er gelitten, weil er seinen Penis zu klein fand. Bei seinen 14 Zentimetern in der Länge und 12 im Umfang habe er sich «mehr Volumen gewünscht». Heute, wo es die Möglichkeit einer Operation gibt, habe er sich jetzt einen alten Wunsch erfüllt. Er habe es für sich gemacht. «Aber natürlich merkte es auch meine Frau, wenn er mehr Volumen hat», sagt Markus.

Besserer Sex dank dickerem Penis?

Box aufklappen Box zuklappen
Sexologin Dania Schiftan auf einem Sessel.
Legende: Die klinische Sexologin Dania Schiftan rät von einer Penisoperation ab. SRF/Matthias von Wartburg

Auf die Frage, ob ein dickerer Penis zu besserem Sex führe, sagt die klinische Sexologin Dania Schiftan: «Nein, nicht zwangsläufig. Die Technik ist viel wichtiger.» Ein dickerer Penis erzeuge zwar mehr Reibung, wenn der Mann aber nach der Operation die gleiche stumpfe Rein-Raus-Bewegung mache, sei das für die Frau kaum ein Gewinn. «Wenn der Mann aber zum Beispiel realisiert, dass sein Penis in ihm drin noch weitergeht, dass er den Penis mit seiner Muskulatur steuern kann, dann kann das durchaus einen Unterschied machen», sagt Schiftan.

Dass der Sex für den Mann dank dickerem Penis besser werden könnte, will die klinische Sexologin aber nicht ausschliessen. «Wenn er sich dadurch wohler fühlt mit seinem Penis, ihn so lieber ansieht und lieber berührt, könnte das einen positiven Effekt haben.»

Grundsätzlich rät die klinische Sexologin jedoch von einer Penisoperation ab. «Ich würde zuerst alle anderen Möglichkeiten ausloten. Sich vertieft mit sich und seiner Lust auseinandersetzen.»

Wie bei jedem medizinischen Eingriff müssen auch bei einer Penis-OP mögliche Risiken thematisiert werden. Beim Fettabsaugen kann es zu Infektionen kommen, oder es kann eine Wundwasseransammlung geben. Auch eine sogenannte Darmperforation ist ein mögliches Risiko: «Im schlimmsten Fall könnte es passieren, dass beim Fettabsaugen der Darm durchstochen wird», sagt Schönheitschirurg David Eyer.

Auch beim Penis kann es eine Infektion geben. Ausserdem ist nicht garantiert, dass das eingespritzte Fettgewebe gleichmässig anwächst. «Beispielsweise bei Diabetikern oder starken Rauchern ist die Durchblutung weniger gut, wodurch die Gefahr von Zysten und Verhärtungen beim eingespritzten Fett grösser ist.» Nach Antoines Operation sind keine Komplikationen aufgetreten.

Wie ist der Sex mit dickerem Penis?

Auf die Nachfrage zehn Wochen nach der Penisoperation berichtet er: Die Schwellung sei weg und sein Penis sehe «anders» aus. Wie ist nun der Sex? «Der ist auch anders. Es ist alles viel intensiver und viel enger», sagt Antoine.

Und was sagt seine Frau? «Die ist glücklich», so Antoine. Gerne hätten wir das auch von ihr selbst erfahren. Antoines Partnerin wollte aber keine Auskunft geben. Wobei, Antoine hat es ja so oder so in erster Linie für sich getan. Eigenfreude halt.

Radio SRF 3, Input, 14.9.2025, 20:03 Uhr;brus

Meistgelesene Artikel