Antoine zuckt mit den Schultern. «Ich mache es aus Eigenfreude.» Der 33-Jährige will sich seinen Penis vergrössern lassen. Auf die Frage, ob er unter einem zu kleinen Penis leide, sagt er mit einem Lächeln: «Nein, ich gehöre zum Glück nicht zu denen.» Mit seinen «19 bis 20 Zentimetern in der Länge» sei er ganz zufrieden. Nur: «Er dürfte dicker sein.»
Antoine hat zwei Kinder, ist mit seiner Partnerin seit acht Jahren zusammen. Er arbeitet als DJ und Eventmanager. Die Penisverdickung mache er primär für sich. «Ich freue mich darauf, während dem Sex meinen grösseren Penis zu sehen.»
Meine Frau wollte mich davon abhalten.
Erhofft er sich mit einem dickeren Penis mehr Männlichkeit? «Nein, das kommt nicht von dort.» Und Antoine ist es wichtig, zu betonen: Seine Frau habe ihn nicht geschickt. «Sie wollte mich sogar davon abhalten, sagte, ich hätte das nicht nötig.» Schlussendlich werde aber auch seine Frau profitieren, sagt Antoine.
Nachfrage nach Penisvergrösserungen steigt
David Eyer, medizinischer Leiter der Schönheitsklinik Delc in Biel, bietet seit vier Jahren Penisvergrösserungen an. «Vor allem in den letzten zwei Jahren beobachte ich einen enormen Anstieg der Nachfrage nach intimchirurgischen Eingriffen bei Männern.» In den letzten vier Jahren habe er gut 300 dieser Eingriffe gemacht.
Zehn weitere angefragte Schönheitskliniken in der Schweiz nennen zwar keine Zahlen. Überall ist aber die Rede von «einer steigenden Nachfrage nach Penisoperationen in den letzten zwei Jahren».
David Eyer spricht von drei verschiedenen Patientengruppen, die eine Penisvergrösserung machen lassen: «Das sind einerseits ganz junge Männer, neunzehn, zwanzig Jahre, welche in der Gemeinschaftsdusche der Rekrutenschule ihren Mann stehen wollen.» Dann seien unter den Patienten auch viele homosexuelle Männer, «die einen besonderen Wert auf die Intimregion legen».
Weiter beobachtet Eyer, dass sich vermehrt auch Männer im mittleren Alter für eine Penisvergrösserung entscheiden: «Typischerweise kurz vor dem fünfzigsten Geburtstag, erfolgreich geschieden und frisch mit einer jungen Freundin zusammen.»
Oft sei es ein ästhetisches Anliegen. «Ein grösserer Penis bewirkt bei vielen aber auch ein besseres Selbstbewusstsein», sagt Eyer. «Ausserdem erzeugt ein dickerer Penis beim Geschlechtsverkehr mehr Reibung, was auch auf das Empfinden der Frau einen positiven Einfluss hat.»
Welche Penisgrösse ist normal?
Haben diese Männer alle einen Mikropenis? Nein, sagt David Eyer. «Neunzig Prozent dieser Patienten haben einen normalgrossen Penis.»
Zur Frage, wie gross der Durchschnittspenis ist, gibt es unterschiedliche Studien und Umfragen mit unterschiedlichen Grössenangaben. Schönheitschirurg David Eyer spricht von «einem Schweizer Durchschnittspenis», wenn er im schlaffen Zustand 8 bis 10 Zentimeter und im erigierten Zustand 11.5 bis 14 Zentimeter lang ist.
Mit seinen «19 bis 20 Zentimetern» wäre Antoine also gut bedient. Heute steht nun die Operation für seine Penisverdickung an. Er lässt diese bei David Eyer in Biel machen. Er hat sich für die Variante mit Eigenfett entschieden.
Im Operationssaal erhält Antoine ein Narkosemittel, das ihn etwas schläfrig macht. Anschliessend beginnt David Eyer mit dem Fettabsaugen. «Ich werde anderthalb Liter absaugen. Davon bereiten wir etwa 130 Milliliter wertvolles Fettgewebe für die Penisverdickung auf.»
Nach einer halben Stunde ist genug Fett abgesaugt. Jetzt macht Eyer an der Penisbasis einen kleinen Schnitt und führt eine Kanüle unter die Penishaut. «Es ist wichtig, dass wir hier in der richtigen Schicht sind, sonst kann es Blutungen geben.» Nun schraubt er hinten an die Kanüle eine Spritze mit dem aufbereiteten Fettgewebe und spritzt dieses unter die Haut.
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Bild 1 von 7. Antoine erhält ein Beruhigungsmittel, das ihn schläfrig macht. Bildquelle: SRF/Matthias von Wartburg .
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Bild 2 von 7. David Eyer saugt während rund 30 Minuten Fett ab. Bildquelle: SRF/Matthias von Wartburg .
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Bild 3 von 7. Insgesamt werden bei Antoine anderthalb Liter Fett abgesaugt. Daraus werden 130 Milliliter Fettgewebe für die Penisverdickung aufbereitet. Bildquelle: SRF/Matthias von Wartburg .
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Bild 4 von 7. Vor dem Fetteinspritzen wird der Penis betäubt. Bildquelle: SRF/Matthias von Wartburg .
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Bild 5 von 7. Um mit der Kanüle unter die Penishaut zu gelangen, macht David Eyer einen kleinen Schnitt an der Penisbasis. Bildquelle: SRF/Matthias von Wartburg .
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Bild 6 von 7. Nun wird das Fett rund um den Penis unter die Haut gespritzt. Bildquelle: SRF/Matthias von Wartburg .
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Bild 7 von 7. Pro Spritze werden 10 Milliliter eingespritzt. 13 Spritzen später hat Antoines Penis einen Umfang von 17 Zentimeter. Bildquelle: SRF/Matthias von Wartburg .
Pro Spritze werden 10 Milliliter Fett eingespritzt. 13 Spritzen später ist der Penis von Antoine ziemlich dick. David Eyer nimmt ein Messband und misst. «Vor der Operation waren wir bei 10 Zentimeter Umfang, jetzt bei 17.» Das werde so aber nicht bleiben. «Noch ist der Penis entzündet, und es wird nicht alles Fettgewebe anwachsen.» Eyer rechnet damit, dass der Umfang schlussendlich bei zwölf Zentimetern bleiben wird.
Antoine wird wenige Stunden nach der Operation entlassen. Für daheim erhielt er eine Schachtel Schmerztabletten und eine Packung Antibiotika. Das Antibiotikum muss er prophylaktisch einnehmen – für den Fall einer Entzündung. So oder so muss sich Antoine nun schonen. Sechs Wochen kein Sex und keine Selbstbefriedigung.
Während sich Antoine erholt, treffen wir Markus. Er liess sich mit 59 Jahren seinen Penis verdicken. Auch Markus heisst eigentlich anders, auch er will nicht erkannt werden. «Das Thema ist für mich mit viel Scham behaftet», sagt Markus. Sein Umfeld – ausser seiner Frau – wisse nichts von seinem Eingriff.
Ich habe mir mit der Penisverdickung einen alten Wunsch erfüllt.
In der Pubertät habe er gelitten, weil er seinen Penis zu klein fand. Bei seinen 14 Zentimetern in der Länge und 12 im Umfang habe er sich «mehr Volumen gewünscht». Heute, wo es die Möglichkeit einer Operation gibt, habe er sich jetzt einen alten Wunsch erfüllt. Er habe es für sich gemacht. «Aber natürlich merkte es auch meine Frau, wenn er mehr Volumen hat», sagt Markus.
Wie bei jedem medizinischen Eingriff müssen auch bei einer Penis-OP mögliche Risiken thematisiert werden. Beim Fettabsaugen kann es zu Infektionen kommen, oder es kann eine Wundwasseransammlung geben. Auch eine sogenannte Darmperforation ist ein mögliches Risiko: «Im schlimmsten Fall könnte es passieren, dass beim Fettabsaugen der Darm durchstochen wird», sagt Schönheitschirurg David Eyer.
Auch beim Penis kann es eine Infektion geben. Ausserdem ist nicht garantiert, dass das eingespritzte Fettgewebe gleichmässig anwächst. «Beispielsweise bei Diabetikern oder starken Rauchern ist die Durchblutung weniger gut, wodurch die Gefahr von Zysten und Verhärtungen beim eingespritzten Fett grösser ist.» Nach Antoines Operation sind keine Komplikationen aufgetreten.
Wie ist der Sex mit dickerem Penis?
Auf die Nachfrage zehn Wochen nach der Penisoperation berichtet er: Die Schwellung sei weg und sein Penis sehe «anders» aus. Wie ist nun der Sex? «Der ist auch anders. Es ist alles viel intensiver und viel enger», sagt Antoine.
Und was sagt seine Frau? «Die ist glücklich», so Antoine. Gerne hätten wir das auch von ihr selbst erfahren. Antoines Partnerin wollte aber keine Auskunft geben. Wobei, Antoine hat es ja so oder so in erster Linie für sich getan. Eigenfreude halt.