Spam war schon da, bevor es überhaupt das Internet gab: Am 3. Mai 1978 schickte der Marketingbeauftragte Gary Thuerk eine Nachricht an rund 600 Adressen im Arpanet – einem Vorläufer des heutigen Internets. 393 davon erreichten ihr Ziel und machten Werbung für ein neues Computersystem der Digital Equipment Corp.
Die meisten Empfängerinnen und Empfänger hätten verärgert reagiert, ist überliefert. Doch glaubt man Thuerk, soll die unerwünschte Werbung trotzdem für Verkäufe in Millionenhöhe gesorgt haben. Spam war geboren – auch wenn die unerwünschten Nachrichten damals noch nicht ihren Namen hatten.
Als sich Mitte der 1990er-Jahre das kommerzielle Internet formierte, so wie wir es heute kennen, war Spam nicht mehr aufzuhalten. Denn als eine Form «asymmetrischer Kriegsführung» ist es für Cyberkriminelle leicht, massenhaft E-Mails und andere elektronische Nachrichten zu verschicken – für die Gegenseite ist es dagegen schwer, sich dagegen zu wehren.
Bis zu 40 Prozent aller Social-Media-Konten gehören Spam-Bots
Konservative Schätzungen gehen davon aus, dass Mitte der Nullerjahre bis zu 85 Prozent aller E-Mails Spam waren. Andere Zahlen sprechen von bis zu 96 Prozent. Laut der Statistik-Plattform Statista macht Spam auch heute noch fast die Hälfte des weltweiten E-Mail-Verkehrs aus. Besonders viel Spam soll in Ländern wie Indien, Russland, China und den USA seinen Ursprung haben.
Doch heute finden unerwünschte Werbung oder massenhafte Betrugsversuche längst nicht mehr nur per E-Mail statt. Viel Spam hat sich in die sozialen Medien verlagert, wo Cyberkriminelle ihr Publikum noch direkter und zielgruppenspezifischer ansprechen können.
Die Themen sind dieselben geblieben: Werbung für Schönheitsoperationen und Penis-Verlängerungen zum Beispiel oder dubiose Gewinn-Versprechen – in der Hoffnung, so an Kontaktdaten und persönliche Angaben der Nutzerinnen und Nutzer zu kommen.
Oft werden solche Nachrichten nicht von Menschen verbreitet, sondern durch Spam-Bots. Das sind Computerprogramme, die nicht nur Spam verbreiten, sondern in manchen Fällen auch mit potenziellen Opfern kommunizieren können. Schätzungen gehen davon aus, dass in manchen sozialen Netzwerken hinter 40 Prozent aller Konten keine Menschen, sondern Bots stehen.
Den eigenen Spam-Filter trainieren
Tatsächlich musste sich Spam neue Wege suchen, denn die E-Mail-Spam-Filter der Provider sind über die Jahre immer besser geworden. So finden heute nur wenige unerwünschte Nachrichten überhaupt noch ihren Weg ins Postfach der Nutzerinnen und Nutzer – und werden dort oft vom Spam-Filter des E-Mail-Programms aussortiert, bevor sie überhaupt jemand zu Gesicht bekommt.
E-Mail-Provider wie Sunrise oder die Swisscom beschreiben den Kampf gegen Spam als Katz-und-Maus-Spiel, bei dem sie ihre Methoden immer wieder neu anpassen müssen. Sie wollen sich deshalb nicht zu tief in die Karten blicken lassen, zu welchen technischen Mitteln sie dabei genau greifen.
Dafür weisen sie darauf hin, wie man auch selber etwas gegen Spam tun kann: Indem man Spam-E-Mails, die es doch bis ins heimische Postfach schaffen, dort als solche markiert und in den Spam-Folder verschiebt. Im Gegenzug sollen E-Mails, die versehentlich im Spam-Folder gelandet sind, von dort wieder ins Postfach verschoben werden. So trainiert man den eigenen Spam-Filter, der dadurch mit der Zeit immer genauer wird.
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