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Prozess gegen US-Rapper «Diddy» teilweise schuldig gesprochen – das Wichtigste zum Urteil

Keine lebenslange Haft: Sean Combs wurde wegen Nötigung zur Prostitution schuldig gesprochen, in weiteren Anklagepunkten gab es aber Freisprüche.

Wie fiel das Urteil aus? Die Jury – bestehend aus acht Männern und vier Frauen – hat Sean «Diddy» Combs in den schwerwiegendsten Anklagepunkten freigesprochen. Somit entgeht der Rapper einer lebenslangen Haftstrafe. Schuldig gesprochen wurde der 55-Jährige aber wegen Nötigung zur Prostitution, weil er unter anderem seine Freundinnen und bezahlte männliche Sexarbeiter für sexuelle Darbietungen durchs Land fliegen liess. Freigesprochen wurde der Rapper vom Vorwurf des Menschenhandels und vom umstrittensten Anklagepunkt der «organisierten Kriminalität». Dieser bezichtigte ihn, sich seines Imperiums im Musikgeschäft zu Nutze gemacht und ein kriminelles Unternehmen geleitet zu haben, das über zwei Jahrzehnte hinweg für diese Untaten verantwortlich war.  

Pastellzeichnung eines Mannes, der sein Spiegelbild betrachtet.
Legende: Sean «Diddy» Combs hört zu, als sein Anwalt Marc Agnifilo (nicht im Bild) seine Schlussplädoyers während des Prozesses gegen Combs wegen Sexhandels in New York City hält. (Gerichtsskizze vom 27. Juni 2025) REUTERS/Jane Rosenberg

Wie verlief der Prozess? Sechs Wochen dauerte Diddys Prozess vor einem Gericht in New York. Über 30 Zeuginnen und Zeugen sagten aus, darunter frühere Partnerinnen und Mitarbeiter des Rappers. Die bekannteste: Ex-Freundin Cassie Ventura. Sie schilderte, wie Combs sie zu Sex mit fremden Männern gezwungen habe, sie dabei filmte, mit dem Material erpresste, sie unter Drogen gesetzt und geschlagen habe.

Was passierte während den «Freak Offs» von Diddy?

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Laut Anklageschrift handelte es sich dabei um «aufwendig inszenierte sexuelle Performances», die der Rapper organisierte und bei denen er «masturbierte und die er häufig aufzeichnete». Die «Freak Offs» dauerten manchmal mehrere Tage und betrafen oft mehrere Sexarbeiterinnen.

Diddy soll seinen Opfern auf diesen Partys eine Reihe von Drogen verabreicht haben, um «sie gefügig» zu machen. Dazu soll Sean Combs seine Machtposition ausgenutzt, Karrieremöglichkeiten und finanzielle Unterstützung versprochen, aber auch mit körperlicher Gewalt gedroht haben.

Wie verhielt sich der Angeklagte? Von Combs hörte man während des ganzen Prozesses nichts. Seine Verteidigung rief keine Zeuginnen auf. Seine Anwälte haben bestritten, dass seine sexuellen Aktivitäten mit den Frauen nicht einvernehmlich waren. Er plädierte auf unschuldig. Während das Urteil verlesen wurde, legte Diddy gemäss Medienberichten die Hände über sein Gesicht und atmete aus. Dann schüttelte er seinem Anwalt die Hand, blickte zu seiner Familie und bedankte sich leise flüsternd bei den Geschworenen.

Gerichtszeichnung eines Mannes mit Bild von Gewalt im Hintergrund.
Legende: Sean Combs sieht zu, wie ein forensischer Videoexperte über Zeitstempel auf Überwachungsaufnahmen einer Auseinandersetzung im Jahr 2016 aussagt. (4. Juni 2025) REUTERS/Jane Rosenberg

Wie sieht die Zukunft von Combs aus? Sean «Diddy» Combs drohen bis zu zehn Jahre Haft. Das genaue Strafmass wird später bekanntgegeben. Der Richter hat Combs verweigert, mittels Kaution bis zur Verkündung des Strafmasses auf freien Fuss zu gelangen. Bereits jetzt gilt er als isoliert im Showbusiness. Viele wandten sich von ihm ab. Einzig Kanye West, selbst umstrittener Rapper, besuchte einen Prozesstag. Seit September sitzt Combs in Untersuchungshaft. Obwohl dieses Verfahren nun abgeschlossen ist, sind noch einige Zivilverfahren aufgrund von Sexualverbrechen gegen den Rapper hängig. Eine Anwaltskanzlei in Houston teilte Anfang Oktober mit, mittlerweile 120 Menschen mit Vorwürfen gegen den Rapper zu vertreten. Seit dem Prozess ist klarer denn je, dass Diddy zu Gewalt, Wutausbrüchen und Drogenmissbrauch neigt.

 

Radio SRF 1, Nachrichten, 2.7.2025, 17:00 Uhr ; 

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